Studium

Winterfeeling in Estland

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Winterfeeling in Estland

Ein Auslandssemester in Tallinn zu machen war nicht meine erste, aber im Nachhinein die beste Wahl, die ich treffen konnte. Sei es, um eine neue Kultur kennenzulernen, sprachliche Erfahrungen zu sammeln oder einfach neue Freunde aus der ganzen Welt gewinnen zu können.

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Als Hauptstadt von Estland, und somit eine der bekanntesten Städte des Baltikums, glänzt Tallinn mit seiner wunderschönen Altstadt und den vielen kleinen Bars und  Restaurants. Des Weiteren gibt es unzählige Kirchen, Museen und Ausstellungen durch die einem nie langweilig wird. Was mir persönlich ganz besonders gefallen hat, ist die Flohmarkt und Second-Hand Kultur, die es in Tallinn gibt.

Es finden fast jedes Wochenende einige Märkte statt, auf denen tolle Schnäppchen zu finden sind. Manche haben sogar täglich geöffnet. Doch nicht nur die Märkte sind im Vergleich zu Deutschland preiswerter, sondern auch die meisten Dienstleistungen und Restaurants. Die größte nationale Minderheit in Estland besteht aus Russen. Das fällt auf der Straße auf, denn nicht jeder Este spricht auch Estnisch.

Ein Auslandssemester zu organisieren ist einfach und mit weniger Aufwand verbunden, als gedacht. Eine Bewerbung in Tallinn ist mit dem Sprachzertifikat B1 möglich, welches von der Hochschule ausstellt wird. Nachdem im Onlineportal des International Office das notwendige Formular ausgefüllt ist, heißt es nur noch: Warten auf die Zusage. Anschließend können die Wunschfächer gewählt und eine Unterkunft vor Ort gesucht werden.

„Es vergeht hier kein Tag, an dem man nicht einen gemeinsamen Kochabend mit Freunden verbringt.“

In Tallinn gibt es die Möglichkeit sich für einen Platz im Wohnheim zu bewerben. Jedoch wollte ich mir kein Zimmer teilen und habe mir eine WG gesucht. Mit einer Miete von 160 Euro pro Monat war sie genauso teuer wie das Wohnheim und somit definitiv eine gute Entscheidung. Das Erasmus-Programm hat mir geholfen, mein Auslandssemester zu finanzieren. Denn mit einem Stundenlohn von drei Euro habe ich den Versuch, in Tallinn zu arbeiten, sofort wieder aufgegeben.

Die Baltic Film, Media, Arts and Communication School hat mir sehr gefallen! Bevor ich angekommen bin, wurde mir ein Tutor zugewiesen, welcher den Start im fremden Land vereinfachen sollte. Die Ausstattung, Räume und Studios der Uni sind optimal und das Gebäude ist sehr schön und einladend. Man konnte seine Kurse studiengangunabhängig wählen und das ganze System ist recht einfach zu verstehen. Die meisten Kurse sind auf Englisch und es werden viele gestalterische Kurse angeboten. Dort gibt es beispielsweise die Fächer Documentary,
Music Video, Advertising und Corporate Video, welche sich gut mit denen an der Hochschule Offenburg ergänzen. Ein kleiner Nachteil für die Studenten von Erasmus ist jedoch, dass sie grundsätzlich kein Equipment ausleihen dürfen. Zu Beginn des Semesters mussten wir uns also einheimische Studenten für Gruppen suchen.

Mit dem ESN Tallinn und dem internationalen Club der TU Tallinn gibt es zwei Organisationen, die sehr viele Veranstaltungen für Austauschstudenten organisieren – ob die Einführungswoche, diverse Ausflüge und Partys sowie
Social-Erasmus-Events.

„Das Sinnvollste, was ich aus Deutschland mitgenommen hatte, waren meine Winterschuhe und meine Wärmflasche.“

Allgemein hat Tallinn die optimale Lage in Nordeuropa und ist perfekt, um in umliegende Länder zu reisen. Mit Helsinki, St. Petersburg, Oslo, Riga, Vilnius und Lappland konnte ich während meines Auslandssemesters einiges  sehen – und das alles auf schnellem und günstigem Weg. Schon bevor ich in den Flieger nach Tallinn stieg, wurde ich von allen Seiten vor dem harten, kalten Winter dort drüben gewarnt. Doch zum Glück blieb der frostige Winter aus und Schnee war auch kaum zu sehen. Dafür war es meistens nass.

Alles in Allem hat mich das Auslandssemester in Estland sehr geprägt. Ich durfte viele unvergessliche Momente erleben und faszinierende Persönlichkeiten kennenlernen. Ich kann jedem nur empfehlen, nach Tallinn zu gehen. Es war eine fantastische und unglaublich schöne Zeit.

Was man unbedingt gesehen haben MUSS ist das „Patarei Prison“, ein verlassenes Gefängnis aus der Sowjetzeit. Außerdem sollte man „Kohuke“ probiert haben. Das ist eine Art Mini-Käsekuchen in Schokoriegelform. Es ist zu empfehlen mehrere Sorte davon zu probieren. Es gibt nämlich leckere und nicht ganz so leckere. Schwer ist es allerdings, die besten Restaurants der Stadt zu nennen, denn Tallinn hat viele kleine Lokale zu Studentenpreisen. Am besten gefallen haben mir aber definitiv das „Kompressor“, das beste Pfannkuchenhaus der Stadt, und „Pontsik“,
ein kleiner Donutladen am Rand der Altstadt. Das „Red Emperor“ ist die bekannteste Studentenbar.

Die größte Herausforderung für mich war die Dunkelheit, denn es ist nur zwischen 10 und 15 Uhr hell. Wobei unter „hell“ eher grau zu verstehen ist. Die Sonne ist im Winter so gut wie nie zu sehen. Auf Dauer kann dies sehr frustrierend sein.

Quellen

NUMINOS-Magazin WS15/16