Studium

Colorful – wie Farbe in die Animation kommt

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Colorful – wie Farbe in die Animation kommt

Wie entsteht ein 2D-Animationsfilm? Dieser Artikel führt hinter die Kulissen von Colorful, ein Film von Mona Wiezorrek. Vom ersten Funken über Charakterdesign bis hin zur finalen Umsetzung begleitet der Film den kleinen Helden Wummel, der mit seinen Freunden Farbe in eine graue Welt bringt.

Geschichte des Films

Colorful soll offenbaren, dass eine bunte Welt schöner ist und man alles erreichen kann, was man sich erträumt. Die Geschichte verbindet Hoffnung, Freundschaft und Kreativität miteinander. Selbst ein kleines Monster kann großes bewirken, vor allem, wenn es nicht allein ist.

Das Geschichte erzählt die Reise des kleinen Monsters Wummel, das durch eine graue, farblose Welt streift. Gleich zu Beginn entdeckt Wummel eine einzelne Blume, die sofort ins Auge sticht. Sie strahlt in Farbe, genau wie er. Begeistert versucht er, sie zu pflücken, doch die Blume wehrt sich. Wummel merkt schnell, dass er diese Aufgabe nicht allein bewältigen kann. Auf der Suche nach Hilfe trifft er auf Tinka. Sie liegt hilflos auf dem Rücken, weil ihr großer Panzer es ihr unmöglich macht, sich selbst wieder aufzurichten. Wummel, freundlich und hilfsbereit wie immer, hilft ihr zurück auf die Beine. Aus Dankbarkeit beginnt Tinka in kräftigen Farben zu leuchten. Sie wird genauso bunt wie Wummel. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg zurück zur Blume.

In diesem Moment taucht das kleine Monster Flifu auf und bietet ihre Hilfe an. Zu dritt ziehen sie an der störrischen Blume, und mit einem Mal verwandelt sie sich in einen großen, farbenprächtigen Baum. Die graue Welt um sie herum beginnt aufzuleben und füllt sich mit Farbe. Nur Flifu bleibt weiterhin farblos. Der Grund zeigt sich schnell: Flifu hat einen verletzten Flügel und kann nicht mehr fliegen.

Tinka hat jedoch eine rettende Idee. Sie öffnet ihren Panzer, der eigentlich ein Rucksack ist, und holt einen Drachen hervor. Behutsam schnürrt sie ihn an Flifus Rücken. Mit dem Drachen als Unterstützung kann Flifu endlich wieder in die Luft steigen. Die Freude darüber ist so groß, dass auch Flifu in leuchtenden Farben erstrahlt.

Zentrale Elemente des Entstehungsprozess

  1. Moodboard zur Festlegung der Atmosphäre
  2. Charakter-Skizzen für Proportionen, Farben und Persönlichkeit
  3. Storyboard als visuelle Erzählstruktur
  4. Änderungen und Anpassungen während der Umsetzung

Moodboard

Das Moodboard bestand überwiegend aus kleinen Monsterzeichnungen und Kirschbäume, um die gewünschte Stimmung und den Charakter des Animationsfilms sichtbar zu machen.

Charaktere & Skizzen

Zuerst wurden die Charaktere entwickelt. Jeder erhielt zunächst eine grobe Form, anschließend Persönlichkeit, Farbe und kleine Besonderheiten. Auch ein kleiner Steckbrief wurde für jeden entwickelt. Das ist zwar nicht essentiell, aber dabei lernt man die Charaktere noch einmal besser kennen. So ist Wummel nicht einfach nur ein kleines, wuscheliges Monster mit Hörnern sondern auch neugierig, hilfsbereit und strahlt durch sein warmes Orange auch noch Herzlichkeit aus. Auch Tinka und Flifu bekamen ihre eigenen unverwechselbaren Merkmale: Tinka mit ihrem großen Panzer, der eigentlich ein Rucksack ist, und Flifu mit ihren zarten Flügeln, die für einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte sorgen. Sogar der große gelbe Blob wurde gezeichnet, der später allerdings aus der Geschichte gestrichen wurde. Dazu aber später mehr.

Diese Skizzen waren essenziell, um die Welt von Colorful zu formen und die Stimmung der späteren Animation festzulegen.



Storyboard

Beim Erstellen des Storyboards wurden viele Bilder gezeichnet, in denen jede kleine Veränderung und jede neue Idee sofort festgehalten wurde. Um die Bewegungen und Kameraführung sichtbar zu machen, wurden Pfeile, farbige Kästen und andere Hinweise benutzt. So konnte man genau sehen, wie die Szenen ineinander übergehen würden.

Besonders spannend war, dass Freunde und Verwandte aktiv mitgeholfen haben. Immer wieder kamen sie mit frischen Ideen, die die Geschichte noch lebendiger machten. Aus dem Panzer von Tinka wurde zum Beispiel kurzerhand ein Rucksack. Eine kleine, aber geniale Veränderung, die das Storyboard direkt bereicherte. Durch diesen Austausch und die vielen kreativen Einfälle wuchs die Geschichte Stück für Stück und wurde zu etwas ganz Besonderem.

Technik und Umsetzung

Für die Erstellung eines 2D-Animationsfilms gibt es viele Möglichkeiten und Softwarelösungen. Für diesen Film kam Krita zum Einsatz. Eine kostenlose, benutzerfreundliche Software, die sich besonders gut für handgezeichnete Animationen eignet.

Jede Szene wurde Bild für Bild gezeichnet, wodurch der typische handgezeichnete Stil entstand. Wie im Bild unten zu sehen ist, führte dies zu einer großen Anzahl an Frames und Ebenen: Insgesamt umfasst der Film 1600 Frames. Die Geschwindigkeit der Animation lässt sich durch die Abstände zwischen den einzelnen Bildern steuern, meist waren dies zwei bis drei Frames.

Während der Umsetzung wurden Szenen aus dem Storyboard angepasst, gekürzt oder sogar gestrichen, um den Ablauf flüssiger zu gestalten. Ursprünglich sollte ein weiteres Monster namens Blob eine Rolle spielen. Er hatte sich in den Finger geschnitten und war sehr traurig, doch als Tinka ihm ein Pflaster gab, ging es ihm schon besser. Außerdem sollte Blob den Drachen bringen. Da dies den Filmumfang jedoch stark erhöht hätte, musste der Charakter schließlich entfallen. Hauptgrund dafür war, dass der gesamte Animationsfilm von nur einer Person skizziert, gestaltet und entwickelt wurde. Auch das Ende wurde noch einmal überarbeitet, um einen passenden Abspann einzufügen.

Solche Entscheidungen gehören zum kreativen Prozess und zeigen, wie flexibel eine Produktion bleibt, bis der Film seine endgültige Form erreicht.

Abschluss und Ausblick

Am Ende fügen sich all die einzelnen Schritte, die ersten Skizzen, das Moodboard, Storyboard und die vielen handgezeichneten Frames zu einem Film zusammen. Dieser erzählt nicht nur die Geschichte, sondern zeigt auch, wie viel Hingabe in jedem Detail steckt. Colorful ist zu einer kleinen Reise über Mut, Hilfsbereitschaft und Freundschaft geworden. Die Arbeit daran hat gezeigt, wie entscheidend es ist, offen für Veränderungen zu bleiben, kreative Entscheidungen zu treffen und auch einmal etwas loszulassen, wenn es der Geschichte dient.

Dieser Film war nicht nur ein Projekt, sondern auch ein Lernweg: vom Umgang mit Animationstechnik bis hin zur Entwicklung von Figuren und Stimmungen. Mit jedem fertigen Bild entstand ein klarerer Blick dafür, wie Geschichten wirken und welche Kraft visuelle Gestaltung haben kann. Die Erfahrung, eine graue Welt gemeinsam mit Wummel und seinen Freunden in Farbe tauchen, macht Lust auf weitere Projekte. Auf neue Charaktere, frische Ideen und vielleicht sogar auf weitere Abenteuer in dieser bunten Welt.

Videoquellen

Videoquelle von Mona Wiezorrek