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Moderne Arbeitswelt – Vorstellungen der Generation Y

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Moderne Arbeitswelt – Vorstellungen der Generation Y

Lässig mit Flip-Flops, Shorts und dem Laptop auf dem Schoß sitzt er im Hängesessel. Zwischen intensiven Konzentrationsphasen lässt er seinen Blick immer wieder durch die riesige Glasfassade nach draußen schweifen. Seine Kollegen sind gleich nebenan und spielen eine Runde Indoor-Minigolf. Was sich für die Generation 50+ nach dem Freizeitangebot im Hotelurlaub anhört, beschreibt für die Generation Y die Vorstellung des idealen Arbeitsplatzes.

Wer ist die Generation Y?

Generation Y oder Millennials betrifft die Bevölkerungskohorte, die im Zeitraum der frühen 1980er bis späten 1990er geboren wurde. Die meisten Vertreter dieser Generation wuchsen in behüteten Familienverhältnissen auf und weisen einen hohen Bildungsgrad vor. Bereits 2020 werden Millennials den größten Teil der berufstätigen Bevölkerung darstellen. Dabei hat keine Generation der letzten Jahrzehnte den Arbeitsmarkt so auf den Kopf gestellt.

Die Generation Y bringt ganz besondere Eigenschaften mit, die den Arbeitsmarkt zu einem großen Umbruch zwingen. Sie gilt als anspruchsvoll und stellt nahezu alles in Frage, doch ganz besonders bestehende Strukturen. Denn Millennials sind der festen Überzeugung, dass die Arbeit nicht das ganze Leben bestimmen muss, sondern sich gut mit Freizeit und Familie vereinbaren lässt.

„Generation Why“ setzt hinter alles ein „Warum“

Typische Gedanken von Millennials könnten sein:

  • Warum soll ich etwas nach festen Vorgaben erledigen, wenn ich es doch eigentlich ganz anders lösen möchte?
  • Weshalb soll ich jeden Tag von 9 bis 5 ins Büro gehen, wenn ich meine Arbeit ebenso gut von zuhause oder von anderswo erledigen kann und dafür nur meinen Laptop und eine stabile Internetverbindung benötige?
  • Wozu soll ich noch eine weitere Stunde im Büro anwesend sein, obwohl die Arbeit bereits getan ist?
  • Muss die Arbeit mich durch feste Vorgaben in meinem Leben so beeinträchtigen, obwohl ich mein Berufs- und Privatleben doch eigentlich viel besser kombinieren könnte?

Wie die Gesundheits- und Sozialjournalistin Jessika Fichtel auf arbeits-abc.de verrät, verfolgt die Generation Y einen großen Wunsch nach Autonomie und Selbstbestimmung. Egal, ob starre Arbeitsmodelle, vorgegebene Karrierewege oder steile Hierarchie-Gefüge, Millennials hinterfragen sämtliche Dinge, die für Ihre Eltern noch Normalität waren. Diese neu gewonnene Sichtweise führt über kurz oder lang zu einer Umstrukturierung der Arbeitswelt. So wird der Arbeitsmarkt wie wir ihn bisher kannten im Laufe der nächsten Jahre eine neue Form annehmen müssen.

Wertewandel durch technologischen Fortschritt?

Die Generation Y ist die erste Generation, welche unter dem Einfluss der fortschreitenden Digitalisierung und moderner Medien aufwuchsen. Insbesondere das Internet verändert unsere Kommunikation und die Art und Weise wie wir arbeiten wesentlich. Dies könnte durchaus ein Grund dafür sein, weshalb sich diese Generation in ihren Werten, Lebenseinstellungen und Zielen so grundlegend von ihren Eltern unterscheidet.

Für die vorherige Generation, genannt Generation X, welche von 1965 bis 1980 geboren wurde, galt „arbeiten, um zu leben“. „Etwas erreichen“ wurde hier gleichgestellt mit beruflich Karriere machen – am besten mittels unbefristetem Arbeitsvertrag in der Großindustrie. Während sich diese Generation noch gerne mit materiellen Werten wie einem Geschäftswagen, einem guten Gehalt oder hierarchischen Aufstiegschancen locken ließ und sich in ihrem Industriebeamtentum sicher wog, wünscht sich die Generation Y laut Medienwirtschaftlerin Mirijam Franke beruflich häufig ganz andere Dinge wie:

  • gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie
  • flache Hierarchien
  • flexible Arbeitszeitmodelle
  • selbstständiges Arbeiten
  • ausgewogene Work-Life-Balance

Neue Generation – neue Spielregeln

Millennials wiegen sich nicht mehr in der Sicherheit eines unbefristeten Arbeitsvertrages eines Arbeitgebers, der noch nach den Spielregeln früherer Generationen spielt. Wie Jörg Buckmann in seinem Buch Einstellungssache: Personalgewinnung mit Frechmut und Können aufzeigt, bedeutet für diese junge Generation Sicherheit gleich Weiterbildung und regelmäßiges Feedback scheint unabdingbar geworden zu sein. Die Generation Y fügt sich nicht mehr den Regeln der konservativen Arbeitswelt. Arbeitgeber sind zum Umbruch gezwungen und müssen sich den Wertevorstellungen der neuen Generation anpassen.

Sehnsucht nach Selbstverwirklichung

Wer dem ausgeprägten Wunsch nach Flexibilität, der Sehnsucht nach Freiheit und dem Drang nach Selbstverwirklichung nicht nachkommt, wird keine Chance haben, die besten Arbeitskräfte der Generation Y für sich zu gewinnen. Diese Generation weiß um ihre Vergänglichkeit, doch genauso hält sie sich alle Türen offen, jederzeit einen Jobwechsel anzustreben, wenn der Arbeitgeber nicht nach ihren Spielregeln spielt. Denn die Generation Y weiß um die Wichtigkeit des eigenen Privatlebens, weshalb immer stärker ein mangelnder Wunsch nach einer klassischen Karriere zu beobachten ist. Patchwork-Lebensläufe sowie zahlreiche Jobwechsel sind keine Seltenheit mehr.

Adieu gesellschaftlicher Zwang

Millennials halten sich gerne viele Türen offen, was zugleich mit einer Unentschlossenheit bezüglich ihres beruflichen Werdegangs verknüpft ist. Jedoch ist dies nicht zwingend negativ zu deuten. Diese Generation fügt sich damit schlichtweg nicht mehr dem gesellschaftlichen Zwang, sich frühzeitig auf eine bestimmte Laufbahn zu konzentrieren.

Selbstständigkeit als ideales Arbeitsmodell?

Viel eher als früher, wird heutzutage gerne auch ein Leben in beruflicher Selbstständigkeit in Betracht gezogen, denn wie eine aktuelle Umfrage der Hamburg Media School mit der Plattform XING zeigt, können sich ganze 44% der Generation Y einen Einstieg in die Selbstständigkeit vorstellen.

Dies ist nicht verwunderlich, denn in Eigenregie zu arbeiten ist eng mit den von Millennials verfolgten Werten verknüpft:

  • freie Zeiteinteilung
  • Flexibilität sowie Unabhängigkeit
  • keine Hierarchien
  • Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung
  • bessere Work-Life-Balance
Generation Y - Frau arbeitet mit Laptop

Der Drang zur Selbstverwirklichung, eine ausgewogenere Work-Life-Balance und die Suche nach dem Sinn in der Arbeit scheinen in keiner früheren Generation so ausgeprägt gewesen zu sein, wie es heute der Fall ist. Vorherige Generationen können durchaus etwas als „karrieregeil“ bezeichnet werden, welche sich zugleich durch Pünktlichkeit sowie einem hohen Maß an Effizienz und Effektivität auszeichnen. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass genau diese Arbeitsmentalität, von der viele andere Nationen nur träumen können, vermutlich für den Großteil des heutigen Wohlstand Deutschlands verantwortlich ist. Doch die Generation Y ist keineswegs faul, sie hat lediglich eine andere Sichtweise auf die Arbeitswelt bekommen und ist auf der Suche nach einem erfüllten Leben, bei dem der Beruf und der Arbeitsplatz sicher eine wesentliche Rolle einnehmen.

Der Aufwand lohnt sich

Für Arbeitgeber ist es nun Zeit für einen Wertewandel sowie die Einführung moderner Arbeitsmodelle, um die besten Arbeitskräfte dieser dynamischen und gebildeten Generation für sich zu gewinnen. Der Aufwand der hierdurch entsteht lohnt sich in jeder Hinsicht. Denn Unternehmen schaffen so eine enorm hohe Verbundenheit mit ihren jungen und ambitionierten Mitarbeitern, welche wiederum höchste Motivation und Pflichtbewusstsein dem Arbeitgeber entgegenbringen und diesen mit ihrem hohen Maß an Qualifikation bereichern. Es ist also durchaus ein sich lohnender Umbruch, da beide Seiten ihren Profit daraus ziehen können.