Studium

Modul Game Development – Vom Student zum Spieleentwickler

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Modul Game Development – Vom Student zum Spieleentwickler

Hurra, ein Traum ist wahr geworden: Endlich ein Modul, in dem man über Games fachsimpeln kann und sich die Note mit einem eigenen Computerspiel verdient. Von Normal Maps, Raycasts und Prefabs habt ihr noch nie gehört? Nicht schlimm. Jeder, der in Informatik 2 etwas aufgepasst hat und einen Eimer voll Motivation mitbringt, kann im Modul Game Development ein ordentliches Projekt auf die Beine stellen.

Inhalte

Das Modul ist in zwei Veranstaltungen aufgeteilt: Seminar und Übung, die von drei Dozenten betreut werden. In den ersten Stunden des Seminars erhältst du von Professor Korn einen Überblick über Spielgenres, Spielertypen, die Struktur von Developer-Teams und vieles mehr. Nachdem die theoretischen Grundlagen gesetzt sind, geht es direkt in die Praxis. Dieses Seminar ist nämlich eines der wenigen, in denen tatsächlich Software während der Vorlesung behandelt wird! Michael Blatz zeigt euch die wichtigsten Konzepte und Komponenten der Game-Engine Unity und der Programmierung mit C#. Für die Grafik ist Adrian Rees zuständig, der mit euch Mockups in Photoshop erstellt und ins 3D-Modeling mit Autodesk Maya einführt. In der Übung werden die Seminarinhalte anhand von Aufgaben selbst angewandt. Später im Semester kann die Übung zur Arbeit am eigenen Spiel genutzt werden. Als sehr positiv empfand ich, dass sich die Tiefe der angesprochenen Themen an dem Wissensstand der Teilnehmer orientiert. Dafür ist aber Aktivität eurerseits gefragt: Stellt Fragen und macht Anregungen für Vorlesungsthemen. Die Dozenten greifen diese gerne auf und helfen euch jederzeit bei Problemen mit eurem Projekt.

Dein eigenes Game

Hauptziel des Moduls ist die Entwicklung eines eigenen Spiels. Das klingt aufwendig? Ist es auch, wenn ihr so verrückt seid wie mein Teamkollege Philipp und ich und euch ein ambitioniertes 3D-Game vornehmt. So kann es passieren, dass während dem Semester nicht viel Zeit für andere Veranstaltungen bleibt. Vor allem weil neben dem Projekt auch eine wissenschaftlich aufbereitete Dokumentation und eine Präsentation eures Werkes für die Note entscheidend sind. Darum empfehle ich unbedingt die Wahl eines Spielkonzepts mit angemessenem Aufwand. Konzentriert euch hier am besten auf die Stärken in eurem Team. Wenn ihr mit Photoshop gut umgehen könnt, aber noch nie in 3D modelliert habt, wäre zum Beispiel der Prototyp eines 2D Jump’n’Run ein realistisches Ziel.

Das Spielkonzept wird während des Seminars immer wieder mit den Dozenten und Kommilitonen besprochen und weiterentwickelt. Am Anfang steht dabei ein Dokument, in dem ihr unter anderem eure Spielmechaniken definiert. Danach sind Moodboards und Konzeptzeichnungen gefragt, bevor schließlich die Programmierung und Produktion startet.

Hier seht ihr beispielsweise, wie sich das Umgebungsdesign unseres Projektes entwickelt hat:

Layout-Model
Layout-Model
Texturen
Texturen
Highpoly-Model
Highpoly-Model
Lighting
Lighting

„RoboReap“

Philipp und ich hatten im Grundstudium schon einen 3D-Animationsfilm gemeinsam produziert und in unseren Praxissemestern Erfahrung mit der Entwicklung in Unity und Modeling gesammelt. Darum entschieden wir uns erneut für die dritte Dimension. Da unsere vorherigen Projekte meist bunt und familienfreundlich ausfielen, hatten wir diesmal Lust auf ein düsteres Thema. So wählten wir das Horrorgenre für unser Spiel mit dem glorreich peinlichen Titel „RoboReap“. Der Spieler übernimmt hierbei die Kontrolle über einen Roboter, welcher in einem futuristischen Labyrinth ausgesetzt wird. Um das Spiel zu gewinnen, muss er den Ausgang finden und auf dem Weg diverse Rätsel lösen. In der gleichen Umgebung befindet sich ein übermächtiger feindlicher Roboter, der den Spieler gnadenlos verfolgt und zerlegt, sobald er ihn aufspürt. Und als wäre das nicht genug, beschlossen wir das Labyrinth bei jedem Spielstart zufällig zu generieren und den Feindroboter mit einer grundlegenden KI auszustatten. Das klingt zwar nach absurd viel Arbeit für ein Semester, aber vor allem dank meines arbeitswütigen Programmierer-Kollegen haben wir es tatsächlich geschafft: Am Ende des Semesters existierte eine, zwar nicht ausgereifte, aber spielbare Version von RoboReap.

Vielseitige Gamedesigns

Auch die Spiele der anderen Teams konnten sich sehen lassen. In einem Projekt schlüpfte der Spieler in die Rolle eines Bären, der seine Jungen in einer weitläufigen Landschaft finden und gegen Wölfe verteidigen muss. Sehr gelungen war hier die Spürsinn-Fähigkeit des Bären, mit der man die Witterung der Jungen aufnehmen und deren Spuren am Boden sichtbar machen konnte. Spielmechanisch überzeugte auch das Team um „Beat the clock or eat the rock“. In diesem 2D-Sidescroller spielt man einen Archäologen im Gangsystem einer ägyptischen Pyramide, der Mumien und Schlagen überwinden muss. Wie der Titel schon andeutet ist hier Zeit ein wichtiger Faktor. Diese erkauft man sich, indem man mit geschickten Sprüngen kleine Sanduhren einsammelt. So lassen sich die stetig näherkommenden Felswände aufhalten, die den Archäologen zu zermalmen drohen. Ein visuell besonders ansprechendes Spiel im Pixelart-Stil hatte ein weiterer Kommilitone alleine umgesetzt. In diesem steuert man einen Charakter durch eine liebevoll gestaltete Unterwasserumgebung und muss unter anderem gefräßigen Meeresbewohnern ausweichen. Wenn ihr das ganze in Aktion sehen wollt, klickt auf die folgenden Bilder und GIFs:

Fazit

Ich lege das Modul Game Development jedem ans Herz, der schon immer mal wissen wollte was unter der Haube seiner Lieblingstitel eigentlich steckt. Auch für Leute, die bereits Erfahrung mit Spieleentwicklung vorweisen bietet es den perfekten Rahmen um euer Wunsch-Projekt umzusetzen. Die Dozenten bringen selbst Erfahrung aus der Industrie mit und können euch über die Produktion hinaus mit Tipps zu Publishing und Jobmöglichkeiten versorgen. Auch wenn ihr im Seminar einiges erklärt bekommt, ist ein Semester viel zu knapp, um das Thema erschöpfend zu behandeln. Daher sollte man viel Zeit zu Hause einplanen, um sich die nötigen Werkzeuge anzuschauen. Für uns hat sich der Aufwand definitiv gelohnt, da wir während der Entwicklung unglaublich viel gelernt haben. Ein umfangreiches Spiel empfehle ich jedoch nur, wenn ihr auch weiterhin in diese Richtung gehen wollt und schon fortgeschrittene Programmierkenntnisse habt. Außerdem sollte sich der Stress durch parallele Vorlesungen in Grenzen halten.

Alle Fakten auf einen Blick

Game Development von Prof. Dr. Oliver Korn

Vertiefungsbereich der Medieninformatik für Bachelor MI
Veranstaltungen: Seminar Game Development, Übung Game Development
Empfohlenes Semester: 4-7, die Vorlesung findet jedes Semester statt

Empfohlene Vorkenntnisse: Erfahrungen im Grafikdesign, z. B. Photoshop oder GIMP. Erfahrungen in der Programmierung, z. B. Java, Python oder C#.

Lehrform: Seminar/Übung
Lernziele: Grundlagen der Entwicklung von Games. Aufbau eigener Kompetenzen, u.a. im Bereich Photoshop, Maya und Unity3D. Zudem lernst du, ein Thema wissenschaftlich zu bearbeiten, zu präsentieren sowie eine Ausarbeitung zu verfassen.

Dauer: 1 Semester
SWS: 4.0
Aufwand: Veranstaltung: 60h; Selbststudium/Gruppenarbeit: 90h
ECTS: 5.0

Quellen

Quellen:

  • aktuelles Skript Game Development

Bilder:

  • Eigene Grafiken
  • Screenshots aus Spielen anderer Seminarteilnehmer