Zaid Ghasib ist m.gp Student und Mitarbeiter der Hochschule Offenburg. Jeder der M+I Fakultät ist ihm wahrscheinlich schon einmal begegnet. Er lebt sozusagen an der Hochschule. Zaid Ghasib erzählt mir von seiner Lebensgeschichte, von der Arbeit als Architekt, von großen Projekten in den Vereinigten Arabischen Emiraten und von seinem Neuanfang als Student in Deutschland.
Zaid Ghasib kommt ursprünglich aus Jordanien, erzählt er. Dort studierte er sechs Jahre lang Architektur in der Hauptstadt Amman. Das Studium hatte ihn ein Vermögen gekostet, doch nach seinem Abschluss ergatterte er glücklicherweise einen Job in Jordanien. Zaid arbeitete dort an dem Bau einer Villa, unter anderem als Bauleiter. Die Arbeit mit den Ingenieuren hatte ihm schon dort nur wenig Spaß gemacht, er gesellte sich lieber zu den ägyptischen Bauarbeitern.
Nach dem Abschluss des Villa-Projektes fand er einen Job bei einer der größten Bau-Firmen in Dubai. Dort betreute er eine Vielzahl von Bau- und Immobilien Projekte. Die Arbeit war umfangreich, aber wenig kreativ sagt er. Sie umfasste das Erstellen von Gebäuden in CAD, technischen Zeichnungen, Einrichten von Büros und Unmengen an Meetings mit Kunden und Ingenieuren.
Nach fünf Jahren in Dubai, merkte er, dass dieser Job nichts für ihn ist, er war unglücklich. Zaid hatte genug von den ganzen Meetings, den techniklastigen Aufgaben und der Trennung zwischen Kultur und Arbeit. Er kehrte nach Jordanien zurück und setzte den Entschluss sein Heimatland zu verlassen, um neu anzufangen.
Ich will nicht mehr so eine Scheiße arbeiten. Das ist mir zu unkreativ.
Zaid Ghasib
Zurück in der Heimat
Er fing an Japanisch, Deutsch und Holländisch zu lernen. Doch so gut wie all seine Ersparnisse waren aufgebraucht. Wegen der geringen Studiengebühren und der Menge an deutschen Lernmaterialien im Netz, entschied er sich für Deutschland. Autodidaktisch lernte er alles mögliche für das Leben in Deutschland, von der Geschichte Europas, Fachbegriffen der Wirtschaft bis zum Aufbau eines Computers. Das war seine intensivste Lernphase in seinem Leben erzählt er.
Nachdem er endlich alles Wichtige gelernt hatte, machte ihm auch noch die Bewerbung in Deutschland Schwierigkeiten. Jede Bewerbung kostete hunderte Euro für ihn und dauerte Monate lang. Er kontaktierte viele Universitäten und bat sie um Hilfe bei der Bewerbung. Doch er bekam fast keine Rückmeldung. Nur zwei Institutionen baten ihre Hilfe an, die Universität Kassel und die Hochschule Offenburg. Letztendlich landete er hier bei uns in Offenburg.
Zaids Gegenwart
Zaid studiert zurzeit mg.p. Im Rahmen des Studiums absolvierte er eine Hälfte seines Praxissemesters in der Hochschule und die andere an der Kunstschule Offenburg. Er entwickelte eine gute Beziehung zu dem Leiter der Kunstschule. Dadurch erhielt er den Auftrag zum Jubiläum der Kunstschule einen Kurzfilm zu erstellen. Das Ergebnis gefiel dem Leiter so gut, dass Zaid jetzt Kurse für Film, Schnitt, Animation, Zeichnen und Comics an der Kunstschule anbieten darf.
Durch seine Präsenz in der Kunstschule knüpfte er auch Kontakte mit Schulen aus der Offenburger Region. Zum Beispiel arbeitet er mit Schülern des Grimmelshausen Gymnasiums an einem Filmprojekt, das die Fragen der Demokratie in der Geschichte und Gegenwart diskutiert. Das Projekt wird Baukasten Demokratie genannt und wurde in vielen lokalen Medien erwähnt. Die Badische Zeitung hat dazu einen Artikel geschrieben. Durch die zahlreichen Schulprojekte kam Zaid auch mit Leuten der Uni Straßburg ins Gespräch. Dort arbeitet er zurzeit an einer Film-Collage mit den Studierenden.
Neben der Arbeit in der Kunstschule widmet sich Zaid vollkommen der Hochschule. Aufgrund seiner überragenden Leistungen an der Hochschule hat er auch drei Stipendien von der ARD erhalten. Eines davon für das Goethe-Institut und die beiden anderen erhielt er als bester Student sowie bester internationaler Student. Er liebt es vor allem Film Projekte in der Hochschule zu kreieren. Mit seinen Kurzfilmen ist er auch schon zwei Mal auf den Offenburger Shorts aufgetreten. Hier gewann er den Publikumspreis für seinen 30 minütigen Kurzfilm Mirko.
Zaid liebt die Vielfalt der Medien, so erstellte er für seine Projektarbeit ein 3D Modell der Hochschule. Dieses wurde dann in eine VR Umgebung eingebunden und mit vielerlei interaktiven Elementen versehen. Aufgrund des VR-Projekts wurde er dann auch in die Reithalle Offenburg zum Junior Science Cafe als VR-Experte eingeladen, um Schülern VR näherzubringen.
Neben dem Studium und der Arbeit an der Kunstschule ist er auch als Mitarbeiter an der Hochschule tätig. Er arbeitet vor allem an Amateurfilmen. Außerdem hilft er auch bei allerlei Aufgaben in der Hochschule, er gibt Einweisungen zu Equipment, Techniken oder steht für Fragen zur Verfügung. Er arbeitet beispielsweise zusammen mit Daniel Fetzner an einigen seiner Projekte und unterstützt ihn bei den Master Studiengängen.
Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich mache nicht viel neben der Arbeit, sagt er. Doch wenn er die Zeit findet, schreibt er gerne Geschichten mit fiktionalen Charakteren. Zu den Charakteren werden dann Tagebücher und Briefwechsel erstellt. So hat er zum Beispiel eine Geschichte über einen Safari-Begleiter aus Afrika geschrieben. Außerdem schreibt er auch Gedichte und Liedtexte auf Deutsch, welche er dann im VIA Offenburg unter dem Namen stand up misery präsentiert.
Zukunftspläne
Nach dem Studium möchte Zaid am liebsten in Deutschland bleiben, als Assistent von Sabine Burg. Was genau er nach dem Studium macht, weiß er noch nicht. Aber er wird noch solange er kann als Mitarbeiter bei der Hochschule arbeiten und an Projekten in Offenburg mitwirken.