Ich hatte die Gelegenheit, einen wissenschaftlichen Austausch in Deutschland durch das Programm “Ciência Sem Fronteiras” zu machen. Ich wurde in Deutschland geboren, Sohn eines deutschen Vaters und einer brasilianischen Mutter. Ich habe die doppelte Staatsangehörigkeit und lebe in Brasilien seit ich 6 Jahre alt bin. Derzeit bin ich Student der Werkstofftechnik bei UFSC in Florianópolis, eine Insel in Süd-Brasilien.
Ich habe mich für Offenburg entschieden, weil es eine andere Gegend ist, als die, die ich als Kind kannte. Und bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Es gab fast nur gutes Wetter, und jedes Wochenende höre ich: „Oh wir haben Sonne, wir müssen das ausnutzen und irgend etwas draußen machen, es kann das letzte sonnige Wochenende sein“, aber am nächsten Wochenende ist die schöne Sonne wieder da. Es ist schon komisch, wenn ich daran denke, dass ich im Winter Weihnachten und Neujahr feiern werde. Und wenn es noch schneit, dann wird es was ganz anderes sein für jemanden, der Temperaturen über 30° in dieser Jahreszeit gewohnt ist. Ich muss schon sagen, dass ich das Meer vermisse. Wenn man auf einer Insel wohnt, kann man immer wieder mal das Meer sehen und es ist immer schön windig. Offenburg ist eine sehr schöne Gegend. Wenn man nach 15 Jahren Brasilien die Möglichkeit hat, alles mit dem Fahrrad zu machen, ist das etwas ganz besonderes.
Denn bei uns gibt es nicht so viele Fahrradwege und es ist sehr gefährlich, wenn man mit den Autos auf der Straße fährt. Eines der Dinge, die ich hier am Schwierigsten finde, ist im Supermarkt einzukaufen: DieKassierer sind sehr schnell und es ist niemand verantwortlich, die Einkäufe einzupacken. In Brasilien dauert alles viel länger an der Kasse. Obwohl es viel besser ist, wenn es schnell geht, ist es schon ein bisschen stressig.
Die Sache, die mich am meisten verwundert, ist die Menge der Raucher hier in Deutschland. Alle sprechen immer über Gesundheit, machen Sport, aber rauchen sehr viel. Immer wenn man irgendwo hin geht ist jemand am Rauchen und es stinkt alles danach.
Die Hochschule Offenburg hat uns sehr gut angenommen und ich fühle mich schon wie zu Hause hier. Es ist eine große Erfahrung alleine ins Ausland zu fliegen. Ein Jahr weit weg von meiner Familie zu sein, an einem Platz, an dem ich niemanden kannte. Aber wenn man ankommt, lernt man so viele Leute kennen, die in der gleichen Situation sind, so dass alles einfacher geht und Spaß macht. Alle werden einfach ein Teil deiner Familie. Zusammen mit den anderen Austauschstudenten kann man so viel lernen und sich viel über seine eigene Kultur austauschen. Hier in Europa ist alles so nah, wenn man es mit Brasilien vergleicht. In ein paar Stunden kann man durch mehre Länder fahren und so viel Neues kennenlernen – Kultur, Geschichte und so viele schöne Plätze.
Hier hat man immer sehr viel zu sehen. Deutschland hat so viele schöne Städte und so eine reiche Geschichte, dass man immer etwas Besonderes findet.
Wieder in Deutschland zu wohnen ist eine erstaunliche Erfahrung, weil ich die Chance habe mein Deutsch zu verbessern und noch viel mehr zu lernen. Nicht nur in den Vorlesungen, sondern auch über das Leben, die Kultur und über die Menschen.