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KI im Journalismus – Mehr Maschine, weniger Mensch?

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KI im Journalismus – Mehr Maschine, weniger Mensch?

Tag für Tag lesen Millionen Menschen Nachrichten in einer gedruckten Zeitung, in ihrer digitalen Ausgabe oder in einem online Angebot. Wir Menschen gehen davon aus, dass Journalisten und Journalistinnen sie recherchiert und geschrieben haben.

Doch die Digitalisierung hat den Journalismus erfasst. Nachrichtenredakteure und Redakteurinnen werden entlassen, denn Softwareprogramme sollen nun ihren Job erledigen. Das ist zwar billiger, aber ist es auch genauso gut?

Wie werden KIs im Journalismus eingesetzt?

Künstliche Intelligenz (KI) spielt in unserer vernetzten und globalisierten Welt eine große Rolle. Oftmals ist uns gar nicht bewusst, wo die KI überall eingesetzt wird.

Durch künstliche Intelligenz erstellte Texte zu den neuesten Fußballergebnissen, Börsendaten oder zum aktuellen Wetter prägen bereits heute unseren Alltag, doch auch KI-basierte Radiosendungen oder Videobeiträge sind auf dem Vormarsch. So gibt es im Journalismus mittlerweile also verschiedene Einsatzbereiche der KI.

Monitoring

Der journalistische Alltag wird aufgrund der voranschreitenden Globalisierung und des damit immer umfangreicheren Contents immer schwieriger zu bewältigen. Wir Menschen sind daran gewöhnt, jederzeit und von überall auf alle Informationen der Welt den sofortigen Zugriff zu haben. Dass hierfür jedoch 24/7 Recherchearbeiten betrieben werden müssen, sehen nur die Wenigsten. 

Monitoring, das Aufspüren von relevanten Ereignissen und Entwicklungen, hat sich also zu einem unverzichtbaren Werkzeug im Mediensektor entwickelt. Denn Algorithmen sind in der Lage, das gesamte Internet in Echtzeit zu durchforsten und zu erkennen, wenn es Auffälligkeiten in den Datensätzen gibt. Werden also z.B. an einem Ort besonders viele Tweets auf einmal abgesetzt, ist dies häufig ein Hinweis darauf, dass dort ein besonderes oder auch unglückliches Ereignis stattfindet. Außerdem kann KI, im Gegensatz zu menschlichen RedakteurInnen, durch Massenauswertung von sozialen Medien meist besser erkennen, welche Themen aktuell die meisten Klicks bekommen.

Mittlerweile werden die Journalisten und Journalistinnen von Werkzeugen wie News Tracer oder CrowdTangle auf Breaking News, virale Geschichten oder ungewöhnliche Datentrends aufmerksam gemacht. Hier gibt es aber bereits viele weitere Anbieter solcher Software.

Abbildung 1: Einsatz von KI im Journalismus am Beispiel des Monitoring

Roboter Journalismus

Bereits heute wird in vielen Redaktionen ein Großteil der Börsen- und Sportnachrichten sowie Wetter- und Verkehrsberichte nicht mehr von Journalisten, sondern von KI-Systemen verfasst.

Hierbei kann mit geringem Aufwand sehr viel Content generiert und in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt werden. Allerdings begrenzen sich die Themenbereiche für den sogenannten „Robojournalismus“ derzeit noch auf zahlenbasierte Bereiche wie beispielsweise bei Börsenmeldungen und Wahlergebnissen. Auf diese Weise können Redakteure entlastet werden um sich verstärkt auf ihre kreative Arbeit zu konzentrieren. 

Ich habe mich nun selbst an eine Software namens Rytr gewagt, um zu testen, ob es möglich ist, einen journalistischen Beitrag über ein Thema wie dieses zu verfassen. Durch die Eingabe von prägnanten Stichworten oder beispielsweise einer passenden Fragestellung, erstellt die KI innerhalb von Sekunden einen fertigen Text:

„KI wird in Schreibberufen immer allgegenwärtiger, aber das bedeutet nicht, dass die Menschen arbeitslos werden. KI kann Medienfachleuten Unterstützung bieten, indem sie die weniger kreativen Aufgaben für sie erledigt und ihre Zeit für die kreativeren Aspekte ihrer Arbeit freigibt.“

– Dies ist ein Ausschnitt, des Textes, den die KI für mich erstellt hat. Hättest du es direkt erkannt?

Abbildung 2: Roboter, der den Menschen nachahmt

Digitale Replikas als Nachrichtensprecher:innen

Ein weiteres zentrales Einsatzfeld von KI im Bereich des Journalismus sind digitale Replikas von Nachrichtensprecher:innen oder Radiomoderator:innen. Zwar wird die KI Text-to-Speech bereits seit längerem genutzt. Neu ist aber, dass mittlerweile auch bekannte Stimmen synthetisiert werden können.

Dennoch bleibt der Einsatz von digitalen Replikas umstritten. Denn eine Kehrseite der Möglichkeit, Menschen digitalisieren zu können ist, dass man dem, was man sieht, häufig nicht mehr trauen kann. Sogenannte Deepfakes, also realistisch wirkende Videos, Bilder und Tonaufnahmen, die durch Techniken der KI abgeändert oder verfälscht wurden, werden zunehmend zu einem Sicherheitsproblem. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn reale Personen in falsche Kontexte gebracht werden. Im Hinblick auf den Einsatz von KI im Medienbereich führen Deepfakes daher bei vielen Menschen zu Skepsis.

Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Video.

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KI soll Journalisten ersetzen

Die weiterhin am meisten diskutierte Frage im Hinblick auf den Einsatz der KI im Journalismus, ist der Wegfall von Arbeitsplätzen.

Microsoft zählt hier als einer der Vorreiter. Anfang 2020 wurde bekannt, dass Microsoft einen Teil seiner Redakteur:innen entließ und durch künstliche Intelligenz ersetzte. Derzeit setzt Microsoft auf Algorithmen, wenn es darum geht, die leistungsstärksten Artikel der Newspartner zu finden. Bisher waren aber menschliche Journalist:innen dafür verantwortlich, gute Überschriften und passende Fotos zu finden. Nun müssen aber die wenigen verbliebenen Mitarbeitenden ihre Arbeitskraft dafür aufwenden, diese künstliche Intelligenz auf mögliche Fehler zu kontrollieren. Ob hier also an Effektivität gespart wurde ist fraglich.

Fazit

KI Systeme versprechen für den Journalismus eine Erleichterung, indem verschiedene Tätigkeiten automatisch ausgeführt oder maschinell unterstützt werden können. Aus der Perspektive des Publikums wird der Einsatz allerdings eher skeptisch beurteilt. Betrachtet man außerdem die rechtlichen Regelungen, kann man den Schluss ziehen, dass Software zwar journalistisch tätig sein kann, jedoch nicht die Verantwortung für Fehler übernimmt. Diese liegt weiterhin in den Händen von Menschen, die auch dafür sorgen müssen, dass bei Recherchen und Veröffentlichungen bestimmte Standards eingehalten werden.

Die KI kommt also eher ergänzend zum Einsatz. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen maschineller Automatisierung und menschlichen Fähigkeiten wäre hier also der beste Weg, um einen sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit KI zu fördern und in die journalistische Ausbildung und den Arbeitsalltag zu integrieren.