Studentenleben

Stimmen im Einklang – Warum auch DU im Chor singen solltest!

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Stimmen im Einklang – Warum auch DU im Chor singen solltest!

Hast du schon einmal bemerkt, wie sich deine Stimmung hebt, wenn du deine Lieblingsmusik hörst? Das Gefühl, wenn du eine Melodie mitsummst oder sogar laut mitsingst während du alleine im Auto sitzt? Singen hat eine transformative Kraft, die weit über bloße Töne und Worte hinausgeht.
Trotzdem ist Singen für viele Menschen eine intime und oft zurückgezogene Tätigkeit. Was aber, wenn es einen Ort gäbe, an dem du nicht nur angstbefreit singen kannst, sondern sogar dazu ermutigt wirst? Ein Ort, an dem nicht Perfektion das Ziel ist, sondern die Freude am Singen und der gemeinsame Einklang im Vordergrund stehen. Willkommen in der Welt des Chorgesangs!

Wann spricht man eigentlich von einem Chor?

Wenn du an Gesang denkst, fallen dir sicher zuerst bekannte Sängerinnen und Sänger wie Adele oder Freddy Mercury ein. Außergewöhnliche Stimmen, die Emotionen wecken, oft unverwechselbar und einzigartig. Sie sind die Stars der Musikwelt und heben sich deutlich von der Masse ab.

Im Chor dagegen kommt es nicht auf den Klang einzelner Stimmen an, ganz im Gegenteil.

„Das Entscheidende bei einem Chorklang ist,
dass mehrere Stimmen sich zu einem Gesamtklang mischen.“
André Kellinghaus, Chordirektor des Sächsischen Staatsopernchores Dresden

Ziel ist, dass alle Stimmen zu einem runden Gesamtklang verschmelzen, ohne dass Einzelne herauszuhören sind.
Bei mehrstimmigem Gesang muss also jede Stimme von mindestens zwei Personen gleichzeitig gesungen werden, damit man von einem Chor sprechen kann. Es muss chorisch besetzt sein.

Ich habe gerade von der Stimmbesetzung im Chor und auch von der Mehrstimmigkeit, bzw. Polyphonie gesprochen. Damit du nicht den Überblick verlierst, erkläre ich dir diese Begriffe kurz.

Mehrstimmigkeit:

Viele Chorwerke sind mehrstimmig komponiert. Das bedeutet, dass jede Stimme ihre eigene Rolle mit ihrer eigenen Aufgabe und Melodie spielt, was am Ende zu einem schönen harmonischen Gesamtklang führt. Das hat etwas mit Harmonielehre zu tun. 

In der Regel klingen 3 Töne zusammen (Dreiklang): Der Grundton, die Terz (in Dur 4 Halbtöne höher, in Moll 3 Halbtöne höher) und die Quinte (7 Halbtöne höher). Ein c‘-Dur-Akkord besteht beispielsweise aus dem Grundton c‘, dem Ton e‘ als Terz und dem Ton g‘ als Quinte.

Grundton c‘
Terz e‘
Quinte g‘
c‘-Dur-Dreiklang

Wie das in der fertigen Chorpartitur aussehen kann, zeigen das folgende Bild aus Wolfgang Amadeus Mozarts vierstimmig notiertem Lacrimosa (aus dem Requiem KV 626) und der beigefügte Ausschnitt aus unserem Konzert mit dem Maulbronner Kammerchor, das wir im vergangenen Sommer im Rahmen der Klosterkonzerte Maulbronn aufgeführt haben.

Wenn du noch mehr über die Geschichte des Chorgesangs erfahren möchtest, empfehle ich dir diese spannende Episode aus dem Podcast von Terra X History!

Stimmbesetzung:

Da wir alle unterschiedlich hohe oder tiefe Stimmen haben, wirst du, wenn du neu in den Chor kommst, in der Regel von der Chorleitung in die Stimmgruppe eingeteilt, die am besten zu dir passt, damit du in der für dich angenehmsten Stimmlage singen kannst. Die Stimmgruppen im Chor sind in 4 Untergruppen aufgeteilt:

  • Der Sopran ist die höchste Stimmlage und wird meist von Frauen gesungen. Er singt oft die Melodie
  • Der Alt liegt etwas tiefer und wird ebenfalls oft von Frauen gesungen. Er ergänzt den Sopran und verleiht dem Gesamtklang Wärme und Fülle
  • Der Tenor ist die hohe Männerstimme und übernimmt oft die Melodieführung
  • Der Bass ist die tiefe Männerstimme und bildet das Fundament des Chorklangs, indem er die tiefsten Töne liefert und dem Stück Stabilität und Fülle verleiht

Darüber hinaus gibt es die Stimmlage Mezzo-Sopran, die die weibliche Stimmlage beschreibt, die nicht so hoch wie der Sopran und nicht so tief wie der Alt liegt. Ebenso gibt es bei den männlichen Stimmlagen noch den Bariton, der zwischen Tenor und Bass liegt. Wenn du ein Mezzo-Sopran oder ein Bariton bist, wirst du im Chor in eine der vier oben genannten Stimmgruppen eingeteilt, je nachdem, wo du dich am wohlsten fühlst.

Möchtest du deine Stimmlage selbst bestimmen? Dann folge einfach der Video-Anleitung von Martin Selle! Das Video gibt es einmal für weibliche Stimmen und einmal für männliche Stimmen.

Und warum auch DU im Chor singen solltest erfährst du jetzt!

Positive Aspekte des Chorsingens

eins

Gemeinschaft und Zugehörigkeitsgefühl:
Singen im Chor bedeutet, Teil einer eng verbundenen Gemeinschaft zu sein, in der man Freundschaften schließt und sich gegenseitig unterstützt. Man teilt den Stress vor Auftritten, man baut sich gegenseitig auf und hilft sich gegenseitig, sich zu motivieren und besser zu werden. Ein Chor ist ein echtes Team!

Stressabbau und emotionales Wohlbefinden:
Singen im Chor kann Stress abbauen, die Stimmung heben und ein Gefühl des Wohlbefindens fördern, da Endorphine freigesetzt werden. Dazu führt regelmäßiges Singen im Chor zu einer kontrollierten Atmung und einer besseren Körperhaltung, was sich positiv auf deine Gesundheit auswirken kann.

zwei
drei

Auftrittsmöglichkeiten und Bühnenerfahrung:
Das Singen im Chor ermöglicht Auftritte und wertvolle Bühnenerfahrung, die das Selbstvertrauen stärken und die persönliche Entwicklung fördern. Letztes Jahr durfte ich zum Beispiel als Solist die zweite Tenorpartie im Mittelteil von Monteverdis „Beatus Vir“ singen, was ich mir früher definitiv nicht zugetraut hätte.

Mittlerer Teil von Monteverdis „Beatus vir, SV 268“ (1641 n. Chr)

Networking und interkulturelle Kommunikation:
Singen ist eine universelle Sprache, die Emotionen ausdrückt und verbindet. Die Muttersprache spielt dabei keine Rolle. Man singt einfach gemeinsam und hat Spaß dabei. Oft wird im Chor auch fremdsprachiges Repertoire gesungen. Bei geistlichen Stücken wie Oratorien sind die Texte oft in Latein, aber es wird auch in vielen anderen Sprachen gesungen. Allein in den letzten sechs Jahren habe ich im Chor Stücke auf Deutsch, Latein, Italienisch, Englisch, Russisch, Lettisch, Schwedisch, Isländisch, Ungarisch sowie Estnisch gesungen und viele neue Kontakte geknüpft.

vier

Chorsingen ist lebendige Geschichte!
Gerade im Bereich des geistlichen Repertoires können wir anhand der Partitur und der historisch dokumentierten Urtexte die Kompositionen so aufführen und erleben, wie sie vor vielen hundert Jahren aufgeführt wurden, zum Teil sogar am selben Ort. Näher kann man heute lebendige Geschichte nicht mehr erleben!

Stimmliche Entwicklung und Technik:
Das Singen im Chor bietet die Möglichkeit, unter Anleitung erfahrener Chorleiter die stimmlichen Fähigkeiten zu verbessern, sowie die Intonation und die Atemtechnik zu verfeinern. Das ist nicht nur für den Chor relevant. Gerade bei Vorträgen oder langen Videokonferenzen ist eine gesunde Stimmtechnik wichtig, um Überanstrengung und Heiserkeit vorzubeugen.

Kulturelle Bereicherung und Bildung:
Durch das Repertoire des Chores kannst du neue kulturelle und musikalische Traditionen kennen und schätzen lernen. Dies führt auch zu einer breiteren Bildung und einem tieferen Verständnis der Welt um uns herum.

Verbesserung der Musikalität und des Gehörs:
Regelmäßiges Singen im Chor fördert die Entwicklung des musikalischen Gehörs und deine Fähigkeit, Musik zu interpretieren und zu verstehen. Durch das gemeinsame Musizieren und die intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Musikstücken werden Rhythmusgefühl, Tonhöhen- und Harmonieempfinden sowie das musikalische Gedächtnis geschult.

Keine Vorkenntnisse notwendig:
Auch wenn du absolut keine Erfahrung im Singen hast, keine Ahnung von Noten hast und noch nie in deinem Leben eine Partitur gelesen hast, brauchst du keine Angst zu haben! Du kannst trotzdem in einem Chor mitsingen. Viele Chöre erwarten keine Vorkenntnisse und es ist nicht notwendig, eine bestimmte Gesangstechnik zu beherrschen. Auch wenn du (gegebenenfalls) vorsingen musst, geht es in erster Linie darum, deine stimmlichen Fähigkeiten zu beurteilen und deine Stimme einzuordnen. Auch wenn du keinen einzigen Ton triffst, wirst du in der Regel angenommen! Wichtig ist deine Motivation.

Wie findest du DEINEN Chor?

Vielleicht hat dich mein Artikel bis hierher ja schon neugierig gemacht, das Singen in einem Chor auszuprobieren? Dann fragst du dich jetzt bestimmt, wie du den richtigen Chor für dich findest? Hier kann ich dir ein paar Tipps geben.

  1. Als erstes möchte ich dir die „Bundesweite Chorlandkarte“ des Deutschen Chorverbandes empfehlen, auf der aktuell 6029 Chöre (Stand 17.05.2024) mit direktem Link zu deren jeweiliger Webseite hinterlegt sind. Hier wirst du sicher fündig.
  1. Wenn du speziell nach studentischen Chören suchst und selbst an einer Universität oder Hochschule bist, hängen vor allem zu Semesterbeginn fast überall Flyer mit allen relevanten Informationen aus.

Flyer des WS 2023/24 und SoSe 2024 der jungen Kantorei Freiburg

  1. Ansonsten schau einfach mal auf der Homepage deiner Hochschule nach. Oft ist dort zumindest der interne Chor ausgeschrieben, wie z.B. auf der Webseite der HS-Offenburg.
  1. Nicht zuletzt lohnt sich auch ein Blick auf die Webseiten der Städte. Die Stadt Freiburg zum Beispiel listet auf ihrer Homepage 23 Chöre auf, die jeweils mit Bild und einem kleinen Artikel vorgestellt werden.

Bei all diesen Optionen findest du sicher einen Chor der zu dir passen könnte!

Meine eigenen Chorerfahrungen

Ich singe seit 2019 wieder im Chor, und kann sagen, dass es sich seitdem in vielen Aspekten sehr positiv auf mein Leben ausgewirkt hat. Vor allem im ersten Jahr hat sich meine Musikalität enorm verbessert, so dass ich gerade in polyphoner Musik viele Dinge hören und genießen konnte, die ich vorher gar nicht wahrgenommen hätte. Dazu haben sich auch meine stimmlichen Fähigkeiten verbessert, mein Selbstvertrauen gestärkt und ich habe durch meine Zeit im Chor, viele prägende Erfahrungen machen und wertvolle Freundschaften knüpfen können. Ich kann es dir nur empfehlen das Chorsingen für dich selbst einmal auszuprobieren, und hoffe dass mein Artikel dein Interesse in diese Richtung wecken konnte.