Das Leben führt uns manchmal auf Umwege, die wir erst viel später verstehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal studieren würde – und schon gar nicht Medien. Aber genau das zeigt mir heute: Unterschätze dich niemals.
„Alles passiert aus einem Grund“ klingt wie eines dieser Zitate, die meine Mutter in ihr Wohnzimmer hängen würde.“
Nicht nur, weil Mütter das einfach tun, sondern weil meine Mutter mir genau das mein ganzes Leben lang vermitteln wollte. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich daran.
Alles baut aufeinander auf – jede Entscheidung, jeder Fehler und jeder Schritt, den wir gehen. Auch wenn sich das zunächst wie eine Instagram-Caption anhört. Das hier ist meine Geschichte, wie ich zu meinem Medienstudium an der Hochschule Offenburg gefunden habe.
Wo alles begann
Ich bin Vanessa Fantoli und komme aus einem kleinen Dorf im Achertal, umgeben von Tannen und einer engen Dorfgemeinschaft. Obwohl ich meine Kindheit in unserem Familienbetrieb in der Gastronomie sehr geschätzt habe, war mir früh klar, dass ich später einen anderen Weg einschlagen möchte. Ebenso zeigte sich schnell: Mathe und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr sein. Zahlen bereiteten mir schon immer Schwierigkeiten – Kopfrechnen war für mich fast so unangenehm wie das Geräusch von kratzenden Fingernägeln an einer Tafel.
Es ist immer leicht zu sagen, was man nicht will. Herauszufinden was einen wirklich interessiert, ist dagegen ungefähr so, als würde mich jemand bitten, spontan meine Steuererklärung zu machen: absolute Überforderung und ein Kopf voller Fragezeichen.
Erste Schritte aus der Komfortzone
Nach meinem Realschulabschluss hätte ich nicht gedacht, dass ich noch das Fachabitur machen würde. Oft war ich verunsichert, verglich mich mit anderen und unterschätzte mich selbst. Der Druck, „nicht gut genug zu sein“, begleitete mich häufig – besonders, weil vieles bei anderen scheinbar mühelos klappte. Rückblickend wurde mir jedoch klar, dass jeder seinen eigenen Lernstil und sein eigenes Tempo hat. Nur weil wir dieselbe Klasse und dasselbe Alter teilen, heißt das nicht, dass wir die gleichen Stärken mitbringen. Also begann ich, meine Perspektive zu ändern: Ich wollte mir erst ein Urteil bilden, nachdem ich etwas ausprobiert hatte – nicht davor. Und genau das war der Moment, in dem ich erkannte, dass in mir mehr Mut und Durchhaltevermögen steckt, als ich immer dachte.
Bevor mir klar wurde, dass mein Weg ins Medienstudium führt, begann ich mir bei der Berufswahl weniger Stress zu machen.
Ausland trotz Corona
Ich wollte nach der Schule nicht sofort studieren, aber auch keine Ausbildung beginnen – ich wusste schlicht nicht, wohin es mich zieht. Ein Wunsch stand jedoch fest: Ich wollte ins Ausland, in der Hoffnung, dort Klarheit zu finden. Zwischen Work & Travel in Australien und einem Au-pair-Jahr in den USA schwankte ich hin und her. Ich sparte Geld, füllte Bewerbungen aus – und dann kam Corona. Plötzlich war alles auf Eis gelegt, Reisen unmöglich. Die einzige Option bestand darin, als Au-pair bei Gastfamilien unterzukommen, die im medizinischen Bereich arbeiteten. Ich hoffte und wartete – und nach vier Monaten kam tatsächlich die Nachricht: Eine Familie mit zwei Kindern in Kalifornien suchte Unterstützung. Nach drei Videoanrufen packte ich meine Koffer, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet. Und genau das war der Beginn einer Zeit, die mich geprägt hat wie keine andere.
Kalifornien – Chaos, Mut und Charakterstärke
Anfangs war alles aufregend – neues Land, neue Sprache, neue Verantwortlichkeiten. Doch nach ein paar Monaten merkte ich, dass es in meiner Gastfamilie nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich stand vor einer schwierigen Entscheidung: Bleiben, um keinen Ärger zu riskieren, oder für mich selbst einstehen und etwas verändern?
Zum ersten Mal entschied ich mich bewusst für mich selbst . Ich verließ die Familie – mitten in der Pandemie, ohne Garantie, eine neue zu finden. Es war ein Risiko, aber eines, das sich lohnte: Eine Woche später meldete sich eine neue Gastmutter – durch Zufall die Bekannte einer Freundin, die ich dort kennengelernt hatte.
Meine Gastfamilie
Wir verstanden uns auf Anhieb. Später erfuhr ich, dass sie ursprünglich mit einem anderen Au-pair gematched hatten, das wegen Corona jedoch nicht einreisen durfte.
In diesem Moment, dachte ich wieder an den Spruch meiner Mutter:
„Alles passiert aus einem Grund.“
Neue Chancen und kreative Wege
Mein Alltag veränderte sich komplett: eine andere Routine, mehr Kinder, neue Verantwortungen – und zum ersten Mal das Gefühl, wirklich anzukommen. Die Familie behandelte mich, als wäre ich ein Teil von ihnen. Sie nahmen mich mit zu meinem ersten Football Game, erfüllten mir mit einem Besuch im Disneyland einen Kindheitstraum und ließen mich all die amerikanischen Feiertage miterleben.
Go Bears! – Cal Berkeley Footballgame
4th of July
Haleakala Vulkan, Maui Hawaii
Dankbarkeit stand mir ins Gesicht geschrieben. Meine Tätigkeit als Au-pair fühlte sich nicht mehr wie Arbeit an, sondern wie das Kümmern um jüngere Geschwister – mit Freude, Fürsorge und natürlich der nötigen Verantwortung. Neben meinem Alltag mit der Gastfamilie hatte ich viel Freizeit: Ich lernte Freunde kennen, reiste durch verschiedene Staaten und erlebte den amerikanischen Lifestyle in vollen Zügen.
Ich schrieb Lieder, trat bei Open-Mic-Nights auf und lernte Menschen aus kreativen Bereichen kennen. Gemeinsam mit einem befreundeten Komponisten produzierte ich schließlich einen eigenen Song, den ich während einer Studiosession auf einem Roadtrip in Santa Monica aufnahm.
Hier findest du meinen Song auf Spotify
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Weitere Informationen
Die Verbindung aus Reisen und Kreativität gab mir zum ersten Mal das Gefühl:Vielleicht liegt meine Zukunft in einem kreativen Beruf.
Auch die verpflichtenden Collegekurse in „Arts and Entertainment“, sowie „Storytelling and Filmmaking“ öffneten mir neue Perspektiven. Sie ließen mich erkennen, wie sehr mir kreatives Arbeiten liegt.
Wie zwei Jahre USA mein Selbstbewusstsein geformt haben
Die Erfahrungen, die ich in diesen zwei Jahren sammeln durfte, haben meinen Blick erweitert, mein Selbstbewusstsein gestärkt und mich zu einer reflektierteren Person gemacht. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland entschied ich mich, diesen Weg weiterzugehen – und ein Studium im Bereich Medien und Kommunikation in Offenburg zu beginnen. Seither nahm ich an verschiedenen Projekten teil, unter anderem bei dem Planen und Umsetzen eines Kurzfilms, wodurch ich weitere Perspektiven und Netzwerke schaffen konnte. Rückblickend erkenne ich, dass jede Etappe ihren Sinn hatte und zu meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung beigetragen hat.
Fazit
All diese Erlebnisse konnte ich nur machen, weil ich gelernt habe, meine Zweifel loszulassen und Dinge einfach mal zu tun. Jede Entscheidung, jeder Umweg und jede Herausforderung hat mich näher zu der Person gebracht, die ich heute bin.
Ein paar abschließende Mutmacher
Erwarte nicht von dir, alles sofort perfekt zu machen. Entwicklung ist ein Prozess.
Bilde dir immer deine eigene Meinung . Hör anderen zu, aber entscheide für dich selbst.
Trau dich auch mal Nein zu sagen . Vor allem, wenn sich etwas nicht richtig für dich anfühlt.
Weiteres…
Interesse an einem Auslandsjahr als Au-Pair?
CulturalCare gab mir die Möglichkeit, zwei Jahre lang als Au-Pair in Kalifornien zu leben. Falls du dich dafür interessierst, gibt es hier weitere Informationen:
https://www.culturalcare.de
Bildquellen
Bild 1 (Bild aus meiner Kindheit): eigene Aufnahme
Bild 2 (Meine Gastfamilie): eigene Aufnahme
Bild 3 (Footballgame) : eigene Aufnahme
Bild 4 (4th of July) : eigene Aufnahme
Bild 5 (Haleakala, Hawaii) : eigene Aufnahme