Viele von euch werden sich jetzt fragen, was Professor Dr. Drechsler mit Japan zu tun hat. Dirk Drechsler hat einen Großteil seiner Jugend- und Studienzeit mit dem Land verbracht und war dort selbst zweimal. Das ist etwas, was man, wenn man ihn im ersten Semester in Statistik als Professor kennen lernt, nicht weiß. Und genau deswegen möchte ich euch Herrn Drechsler auch von einer anderen Seite vorstellen.
Es ist Donnerstag und für Hochschulbedingungen mit einer Zeit nach 18 Uhr doch schon relativ spät. Herr Drechsler empfängt mich herzlich und ich glaube, etwas an Neugier auf unser Interview zu verspüren. Er erzählt mir gleich zu Beginn, dass es schon immer sein Plan war in die Wissenschaft, Forschung und Lehre zu gehen. Daher kam die Professur, die ihm vor sechs Jahren in Offenburg angeboten wurde, genau richtig. Da es ja nicht viele passgenaue Professuren gibt, empfindet er es als großes Glück, dass genau diese, auf seine Fachrichtung zugeschnittene, mit dem Schwerpunkt Risikomanagement frei wurde.
Das Offenburg nicht gerade eine Großstadt ist, sei für ihn nicht wichtig. Er selbst merkte, dass ihm die Ruhe, die Offenburg bietet, sehr entgegenkommt. Vor allem da er zwölf Jahre lang mit viel Reisen verbracht hat. Und was keiner weiß ist, dass er als Jugendlicher viele Trainingseinheiten am Judo-Leistungszentrum der mittlerweile verstorbenen Offenburger Trainerlegende Toni Strumbel absolviert hat.
Mit Leidenschaft dabei!
Auf meine Frage ob, er dem Beruf als Professor gerne nach gehe antwortet er sofort „zu 100%, viel lieber als ich das in der Praxis getan habe“. Und genau hierbei merkt man, mit wie viel Leidenschaft er das auch tut. Er erklärt mir weiter, dass er die größeren Freiheiten schätzt, die man als Professor hat und auch, dass er sich mit den Themen beschäftigen kann, die ihn wirklich interessieren. Wenn sich Studierende dann dafür interessieren, sei das erfreulich. Sein Lieblingsmodul auf Bachelor-Niveau ist, wenn wundert es, das für Risikomanagement. In den drei Masterstudiengängen, in denen er lehrt, sind es eigentlich alle Veranstaltungen, da die Studierenden hier frei wählen und von sich aus Interesse mitbringen.
Ich will nun von ihm wissen, inwieweit sich die Vorlesung Statistik im ersten Semester, von denen im Hauptstudium unterscheidet. Er wird kurz nachdenklich und erläutert mir dann, dass das MI-Bachelorstudium eigentlich auch ein Ingenieursstudium und damit Statistik per se notwendig sei. Wir alle haben wahrscheinlich die gleiche Überlegung angestellt. Aber er führt es noch weiter aus: „Der sichere Umgang mit Big Data Analysen ist eine Eintrittskarte in eine bessere und höhere Position für diejenigen, die Datenanalysen beherrschen.“ Da wir Studierende unser Studium praxisorientiert gewählt haben, muss der Bezug deutlicher und intensiver anhand von aktuellen Beispielen erläutert werden. Eine konstruktive Evaluation hilft dabei, führt Herr Drechsler weiter aus, diese Anforderungen zu berücksichtigen. Letztendlich sind Datenanalysen „eine essenzielle Qualifikation für den Berufsmarkt“. Genau hier zeigt sich für mich, wie wichtig es Herrn Drechsler ist, dass seine Studierenden viel aus seinen Veranstaltungen mitnehmen.
Typisch Student
Ich wollte von Herrn Drechsler wissen, ob es etwas gibt, was er in Vorlesungen gar nicht leiden kann. Er antwortet mir, dass wir Studierende gut und problemlos mitarbeiten, aber das ein oder andere Privatgespräch sollte doch besser in der Cafeteria gehalten werden. Ansonsten setzt er sehr stark auf die Eigenverantwortung der Studierenden, was diese verstanden haben und auch umsetzen. Auf meine Frage hin, was typisch Student sei, verweist Herr Drechsler auf die vielen digitalen Angebote. Diese würden ein gezieltes Auswählen erfordern und eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne bei Studierenden mit sich bringen. Damit einher ginge auch ein geringeres Zeitbudget für das Lesen von Fachliteratur. Das müsse man als Dozent berücksichtigen, fügt der Professor abschließend hinzu.
Japan
Vielen wissen nicht, dass Dirk Drechsler Japanologie im Nebenfach studiert und dafür 1 ½ Jahre mehr Zeit für sein Studium in Kauf genommen hat. Der erste Aufenthalt von insgesamt einem halben Jahr verbrachte Herr Drechsler an einer Universität in Kyoto. Dies war ein Sprachaufenthalt an einer privaten Schule sowie ein Praktikum bei einem japanischen Unternehmen. Natürlich wollte ich wissen, wo man die Sprache besser lernt, woraufhin er lacht und zugibt, dass die praktischen Bedingungen im Unternehmen einen ungleich höheren Druck erzeugen und das Sprachvermögen in kürzerer Zeit exponentiell steigern. Irgendwie höre ich da wieder den Statistiker heraus. Das ursprüngliche Interesse entwickelte sich über die Sportart Judo. Auf die Frage, ob er noch mal nach Japan fliegen würde, meinte er, wenn es sich ergäbe ja, aber ansonsten habe er genug vom Reisen, da er bereits in mehr als 30 Ländern gearbeitet habe. Das Lächeln deute ich positiv für uns Studierende.
Einen Ausgleich schaffen
Das Arbeitspensum eines Professors bezieht sich auf die 18 Semesterwochenstunden Lehre. Die restliche Zeit verbringt Herr Drechsler mit dem wissenschaftlichen Arbeiten wie dem Verfassen von Artikeln. Einen Ausgleich zu seiner Arbeit findet er in der Schwarzwälder Natur, die bekanntlich viele Möglichkeiten dafür bietet. Meine letzte Frage thematisiert seine Kreativität, da wir Studierende in der Medienfakultät viel damit zu tun haben. Von sich selbst behauptet er mit einem Lachen, kein kreativer Mensch zu sein und dass sich das mit einem quantitativen Fach wie Statistik auch nicht vertragen würde. Er selbst ist zwar kein Cineast, liebt aber Filme und findet es großartig, dass die Hochschule solche Studiengänge hat und die kreativen Köpfe fördert. Und deshalb ist er im Rahmen seiner Möglichkeiten offen dafür, bei Produktionen der Studierenden mitzuwirken.
Quellen
Bildquellen:
https://pixabay.com/de/vectors/bogen-martial-arts-folgsamkeit-judo-295101/
Titelbild, Grafik: Raphaela Schneble