Ihr wollt Erfahrung sammeln, Geld verdienen und gleichzeitig Punkte für euren Lebenslauf im Studium sammeln? Viele denken dabei an ein duales Studium oder den Werkstudenten, der einen überdurchschnittlichen Notenschnitt voraussetzt und ständig zwischen Universität und Arbeit pendelt. Doch als Freiberufler könnt ihr die gleichen Vorteile genießen, ohne große Einschränkungen in eurem Studentenleben zu haben. Ich werde euch hier die wichtigsten Punkte für einen erfolgreichen Start als 3D Freiberufler zeigen.
Wie findet ihr Jobs als Freiberufler?
Online Jobbörsen
Die Suche nach Jobs ist die größte Hürde für viele Freiberufler, nicht nur für Anfänger. Das erste, was bei dem Begriff 3D Freiberufler in den Suchmaschinen erscheint, sind unzählige Online Plattformen wie fivver.com, freelancer.com oder upwork.com. Dort bewerbt ihr euch dann neben hunderten oder tausend anderen Leuten auf den gleichen Job und hofft, dass ihr mit eurem Angebot oder Portfolio herausstecht. Nicht nur der große internationale Wettbewerb, sondern auch unzählige Kosten für allerlei Funktionen und schlechte Bezahlung, machen es hier schwierig nachhaltig an Jobs zu kommen.
Auf deutschen Plattformen wie twago.de, www.freelance.de habt ihr nur geringfügig bessere Chancen als Anfänger. Viele Freiberufler haben hier schon ihren Namen oder besonderen Status etabliert. Zudem sind die meisten Angebote nur für die klassische Produktwerbung. Außerdem trefft ihr dort auf viele unerfahrene Kunden, die eure Expertise nicht wertschätzen.
Wie findet ihr also einen guten Job?
Zuallererst solltet ihr euer Portfolio kompakt und einfach gestalten. Der Kunde hat keine Zeit für lange Ladezeiten oder komplizierte Web-Gestaltungen. Einige Kunden und Vermittler bevorzugen sogar Plattformen wie Artstation oder Behance der eigenen Website. Entfernt aus dem Portfolio alte Projekte oder halbherzige Uni Aufgaben, zeigt nur eure besten Projekte. Auch wenn es wenige sind. Die Qualität überzeugt den Klienten, nicht die Quantität.
Sucht euch eine Nische im 3D, richtet euch dabei an euren Interessen und nicht der Nachfrage oder der Bezahlung aus. Durch die Spezialisierung habt ihr nicht nur einen geringeren Wettbewerb, sondern ihr könnt auch oft mit einer besseren Bezahlung rechnen.
Passives anwerben
Habt ihr eine interessante Online Präsenz, ist es nicht der Freiberufler der den ersten Schritt macht. Die Kunden kommen auf euch zu. Kommuniziert auf Social Media und Foren, Blogs. Erstellt Content, teilt Projekte, an denen ihr arbeitet, oder nehmt an öffentlichen Konversationen zu eurer Branche teil. Es werden nicht nur Klienten auf euch aufmerksam, sondern ihr knüpft auch Kontakte mit anderen Künstlern.
Damit kommen wir auch zu einer der wichtigsten Aufgabe eines Freiberuflers, dem Networking. Viele Anfänger vernachlässigen das Networking völlig und konzentrieren sich nur auf ihr Portfolio. Die Arbeit in der Film- und Gaming Branche ist Teamwork. Deshalb werden Freunde oder Bekannte bei der Auswahl den anderen vorgezogen. Branchenevents und Konferenzen sind auch eine gute Gelegenheit, mit neuen Leuten in Kontakt zu treten und Neues zu lernen.
Die Top-Plattformen im 3D Bereich sind Behance für allerlei digitale Medien und Artstation für die Filme und Gaming Industrie. Ihr solltet aber auch die gängigen Social Media Plattformen wie Instagram, Facebook, LinkedIn nicht vernachlässigen. Die breite Masse ist nicht auf den speziellen Plattformen unterwegs.
Euer Portfolio steht, ihr habt euch ein Netzwerk aufgebaut und seid online präsent, doch ihr habt immer noch keine Angebote? Mit einem gezielten Anschreiben könnt ihr Personen oder Firmen kontaktieren und euren Service anbieten. Das Problem beim Kontakt über E-Mail ist, dass diese häufig im Spam landen oder neben den hundert anderen E-Mails untergehen. Zudem erlaubt die DSGVO eigentlich auch keinerlei Werben ohne Einwilligung des Empfängers. Um das zu umgehen, könnt eure Kunden über soziale Netzwerke in Direkt-Nachrichten kontaktieren oder die Kontaktadresse der verantwortlichen Personen herausfinden. Plattformen wie LinkedIn machen es euch hier einfach über das Firmenprofil mit der richtigen Person in Kontakt zu treten.
Wenn all das nicht geklappt hat, könnt ihr in Kontakt mit einem Vermittler treten, der euch gegen eine Bezahlung mit Kunden vernetzt. Doch auch hier habt ihr keine Garantie auf Jobs.
Wichtige Information für den Projektstart
Ihr habt also euer erstes Projekt an Land gezogen, was nun? Für den perfekten Projektstart solltet ihr vorerst einen Projektrahmen mit eurem Kunden festlegen. So vermeidet ihr Probleme im Arbeitsprozess und habt letztendlich einen glücklichen Projektabschluss beider Parteien. Hier die wichtigsten Punkte, die ihr geklärt haben solltet.
- Umfang des Projektes. Habt ihr überhaupt die Skills für das Projekt?
- Zeitrahmen des Projektes. Passt das Projekt überhaupt in euren Zeitrahmen in Bezug auf euer Studium?
- Wie verläuft die Kommunikation? Wie oft sollte ich mich beim Kunden melden?
- Was muss für einen erfolgreichen Projektabschluss geliefert werden und wie? Hier geht es vor allem auch um technische Details.
- Preisgestaltung. Über welchen Weg erfolgt die Zahlung und wie?
Die richtige Preisgestaltung
Was ist eure Zeit wert? Nicht nur Anfänger haben Probleme mit der Preisgestaltung. Ihr könnt euren Preis grundsätzlich auf zwei Arten gestalten: klassischer Stundenlohn oder Festpreis. Beides hat seine Vor- und Nachteile und hängt hauptsächlich von eurem Zeitmanagement ab. Grundsätzlich habt ihr einen Basispreis für eure Arbeitsleistung und darauf solltet ihr dann die Kosten für Hardware, Versicherung, Software, Steuern sowie einen Puffer draufschlagen.
Wie auch in anderen Gewerben variiert der Tagessatz je nach Studio, Erfahrung und Nachfrage. Im 3D Sektor liegt der Mittelwert bei etwa 150 und 500 Dollar am Tag. Am besten richtet ihr euch an den Werten von Branchen Foren wie Polycount. Bei neuen oder unbekannten Klienten solltet ihr außerdem vor Projektstart eine Anzahlung anfordern. Diese liegt etwa bei 25 bis 50 Prozent.
Was ihr sonst noch wissen solltet
Ihr solltet euch nicht darauf konzentrieren wie schnell ihr bei euren ersten Projekten arbeitet. Schnelligkeit kommt mit der Erfahrung. Mit modernen Zeiterfassungssystemen wie toggl.com oder clockify.me könnt ihr eure Arbeitsstunden aufzeichnen und mit euren Kunden teilen. Diese Aufzeichnungen sind sowohl für eure Rechnungen aber auch für die Preisgestaltung zukünftiger Projekte wichtig.
Für eine einfache und übersichtliche Kommunikation mit dem Kunden solltet ihr Tools wie Shotgun, Asana, Jira verwenden. Viele Studios habe schon eine festgelegte Kommunikations-Infrastruktur, auf die ihr euch einlassen müsst. Klärt die Kommunikationsstrategie vor dem Projektstart. Es kommt häufig vor, dass etwas von einer Partei falsch interpretiert wird und die Arbeit am Ende umsonst war. Besonders für Anfänger ist es am besten, so häufig wie möglich zu kommunizieren und Feedback einzuholen.
Nachdem ihr das Projekt abgeschlossen habt und dem Klienten das Ergebnis präsentiert, solltet ihr vor allem bei Neukunden sicherstellen, dass ihr auch bezahlt werdet. Bei Kunden im Ausland habt ihr nur wenig Handlungsspielraum, wenn etwas schiefläuft. Verseht eure Projekte mit einer Wassermarke oder ähnlichen Sicherheiten.
Steuern, Rechnungen, Versicherung
Kommen wir noch zum eher langweiligen aber notwendigen Übel als Freiberufler den Steuern und Versicherungen. Arbeitet ihr weniger als 20 Stunden die Woche, ändert sich an eurem Studenten Status nichts und auch der Versicherungs-Status bleibt wie gehabt. Stellt einen Antrag bei der Künstlersozialkasse, wenn ihr die Kriterien erfüllt. Dort findet ihr attraktivere Angebote im Vergleich zu den herkömmlichen Versicherungen. Zu diesem Thema findet ihr mehr unter Jobruf.
Was ihr auf eure Rechnungen schreibt, hängt von den Aufträgen, Herkunftsland des Kunden und anderen Faktoren ab. Hier kann es schnell kompliziert werden. Am besten ihr trefft euch mit einem Steuerberater und klärt das im Voraus. Dieser kann dann auch eure Steuererklärung am Ende des Jahres übernehmen.
Fazit
Achtet darauf, dass ihr euch während des Studiums nicht mit unnötig großen Projekten übernehmt. Habt Geduld, es ist nicht einfach Freiberufler zu sein. Nicht jeder bevorzugt die Freiheit und Verantwortung, die diese Arbeit mit sich bringt.
Bildquellen
https://pixabay.com/de/illustrations/arbeiten-raum-digital-freiberufler-3406785/
Bild 2,3,4 Morién Ohneisser
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