Alexander Weigand – wer kennt ihn nicht? Ob als ehemaliger m.gp-Kommilitone und Tutor an der Hochschule Offenburg oder als Kameramann, Alex ist in und rund um die Hochschule omnipräsent. Sagt euch der Name immer noch nichts, dann erfahrt hier mehr über seine Person – ganz nach dem Motto: Wer steckt denn eigentlich hinter der Kamera?
Kurzinfo zur Person
Alex arbeitet freiberuflich (seit 2012) als Filmemacher, Fotograf und Medienpädagoge. Im Großraum Offenburg und der Ortenau deckt er „den Standard Kaffeesatz der Filmbranche“ ab – kleine Werbevideos, Interviews oder auch Azubi-Filme. Als Fotograf ist er bei Hochzeiten und Veranstaltungen, unter anderem für die Hochschule Offenburg, im Einsatz. Als Medienpädagoge fungiert er an einem Gymnasium in Lahr. Dort gestaltet er mit großer Begeisterung als externer Dozent Teile des Unterrichts in einem Seminarkurs mit.
Zu folgenden Themenbereichen kannst du mehr über Alexander Weigand erfahren:
- Studium
- Alex – der Filmemacher & Fotograf
- Tutor an der Hochschule Offenburg
- Arbeiten und leben während der Corona-Pandemie
- Alex‘ Zukunftsvorstellungen
Studium
Warum „medien.gestaltung und produktion“ an der Hochschule Offenburg?
Zu Schulzeiten spielte Alex noch Theater, schwenkte mit der Zeit jedoch um von vor der Kamera zu hinter der Kamera – begünstigt durch die Leidenschaft zu Film und Audio eines damaligen Kumpels, der bereits Medien und Informationswesen (MI) an der Hochschule Offenburg studierte. Alex hielt den Kontakt zu ihm, recherchierte selbst etwas zu den Studiengängen in Offenburg und bekundete dann großes Interesse an dem Studiengang medien.gestaltung und produktion (m.gp). Sein damaliger Kumpel gab ihm diese Antwort:
„Alex, bewirb dich gar nicht erst auf m.gp, du wirst da so oder so nicht genommen. Da werden nur Leute genommen, die zehn Jahre Berufserfahrung haben.“
Florian Schwarz
Alex schluckte, seine Wahl fiel also doch auf den interdisziplinären Studiengang MI an der Hochschule Offenburg. Nach Annahme und Beginn des ersten Semesters stellte Alex fest, dass die Aufnahme in m.gp keineswegs so streng ist, wie es ihm anfangs erzählt wurde. Er bewarb sich direkt für den kreativeren Studiengang m.gp, bekam eine Zusage und startete endlich voll durch. Die Studienzeit genoss er in vollen Zügen – nach über 40 Projekten, an denen er mitgewirkt hat, und 12 Semestern Studienzeit (1 Semester MI, 11 Semester m.gp), machte er im Oktober/November 2019 seinen Abschluss.
Highlights
Alex hatte viele schöne Momente während seines Studiums. Generell sind Filmproduktionen immer ein Highlight, meinte er, jedoch nicht während des Filmdrehs, da sei es ziemlich stressig – er lacht. Das langanhaltende Gefühl nach der Produktion, etwas geleistet zu haben, worauf man stolz sein kann, das war für Alex sehr besonders. Ein weiterer, sehr schöner Moment war, als das AV-Studio der Hochschule den Großgeräteantrag bewilligt hat und eine Lieferung von einer ARRI ALEXA und zwei RED Dragon Kameras erhalten hat. Alex befand sich zu diesem Zeitpunkt in seinem Praxissemester an der Hochschule und durfte als Erster diese großen Filmkameras auspacken und in den Händen halten – ein Mega-Moment für ihn.
Etwas später war Alex einer der Wenigen, die nach gewissen Schulungen die Kameras bei Filmdrehs nutzen durfte, was ihn zu einem gefragten Kameramann machte.
Doch eine Sache überragte alles: Über die lange Zeit – fast sein ganzes Studium lang –, die er Tutor sein durfte, war er überglücklich, wenn er gesehen hat, dass seine Schützlinge etwas von ihm gelernt haben, sein Input hilfreich war und die Leute dadurch selbst vorankommen.
„Für mich als halber Pädagoge ist das die Belohnung schlechthin, wirklich jemanden prägen zu dürfen, jemandem etwas auf seinen Weg mitgeben zu können, das ist einfach super schön.“
Alexander Weigand
Master-Studium – ja oder nein?
Nach dem Abschluss des Bachelors war die Motivation weiter zu studieren erstmal nicht vorhanden. Alex war bereitet für den Einstieg ins Berufsleben. Doch die Jobsuche gestaltete sich eher schwierig. Die Corona-Pandemie erschwerte die Chancen für einen festen Job, weswegen Alex zu dem Entschluss kam, sich nun für den Masterstudiengang MuK in Offenburg zu bewerben. Wenn alles klappt, wird er diesen zum Sommersemester 2021 beginnen.
Heimatverbundenheit oder doch ein Job in der großen, weiten Welt?
Prinzipiell kann sich Alex eine Berufstätigkeit überall vorstellen, der Traum in Neuseeland oder bei großen Filmen die Kamera zu schwingen lebte lange in ihm. Doch mittlerweile ist er etwas geerdeter. Seine Freundin ist extrem heimatverbunden, daher bleibt Alex’ damaliger Traum nur ein Traum.
Alex – der Filmemacher & Fotograf
Film und Fotografie – wo liegt der Unterschied und was ist so spannend daran?
Film und Fotografie sind grundverschieden – nicht nur aus technischer Sicht, meint Alex. Für ihn ist Film deutlich anstrengender, aber es macht ihn langfristig glücklicher und wird auch besser bezahlt. Fotografie dagegen ist spontaner, mehr etwas für den Augenblick. Die zweite Frage lässt ihn ein bisschen in Erinnerungen schwelgen…
„Es war früher cooler.“
Alexander Weigand
Damals konnte sich noch nicht jeder eine eigene Kamera leisten oder bedienen – der Beruf eines Filmemachers oder Fotografen war noch ein echtes Handwerk. Aber spannend an sich findet Alex, dass er etwas kreieren kann, von dem ein gewisser Wow-Effekt ausgeht und die Menschen Gefallen an seinen Werken finden.
Vorbilder
Im Bereich des Films
- Emmanuel „Chivo“ Lubezki – mexikanischer Kameramann
(Gravity, Birdman, The Revenant) - Wes Anderson – US-amerikanischer Regisseur
(Grand Budapest Hotel) - Robert D. Yeoman – US-amerikanischer Kameramann
(Grand Budapest Hotel)
Im Bereich der Fotografie
- Steve McCurry – US-amerikanischer Fotograf
- Sebastião Salgado – brasilianischer Fotograf
(→ Für Alex gibt es keinen besseren Fotografen,
seine Schwarz-Weiß-Fotografie ist überragend.)
Der eigene Stil und ein klares Ziel
Etwas schmunzelnd erzählt Alex von der „Weigand’schen Diagonale“, die sich – mehr oder weniger unbeabsichtigt – in seinen Bildern zu erkennen zeigt.
Aber Spaß beiseite: Als Fotograf versucht er, dokumentarisch zu arbeiten, mehr den Moment einzufangen. Das Bild möchte er mit seinem fotografischen Handwerk so gut wie möglich einfangen, ohne es groß nachbearbeiten zu müssen – denn hier ist er ganz ehrlich, Photoshop beherrscht er nicht wirklich. Er macht in der Regel nur minimale Korrekturen wie Helligkeit, Kontrast oder einfache Fotoretusche, sodass die Natürlichkeit im Vordergrund steht.
Denn für Alex gibt es eine klare Trennung zwischen dem Beruf eines Fotografen und dem eines Digital Artists, der Bildern etwas kunstvolles mitgibt – er sieht sich mehr in der Rolle des reinen Fotografen. Er möchte erreichen, dass ihm die Leute folgendes glauben:
„Krass. Und das ist nicht bearbeitet. […] Es kann auch geil aussehen, ohne dass es bearbeitet ist.“
Alexander Weigand
Nikon, Canon oder doch Sony?
Als Alex anfing, sich für Kameras und Kameratechnik zu interessieren, hatte er niemanden, der ihn an das Thema heranführte. Durch das stark polarisierende Internet entwickelte er sich mehr und mehr zu einem Nikon-Fanboy. Doch er begriff schnell, dass es nicht auf die Form und den Namen der Kamera ankommt, sondern viel mehr auf den Typ hinter der Kamera und dessen technisches Verständnis. Im Prinzip sind alle Kameras gleich gut, doch der große Unterschied besteht im Einsatzgebiet, meint Alex. Mittlerweile haben sich einige Sony-Kameras zu seiner Sammlung gesellt, seine neuste Kamera ist die Sony Alpha 7 III – die Systemkamera ist ein tolles Arbeitstier, wie er findet. Bei extremen Wetterbedingungen greift er jedoch lieber auf seine Nikon-Spiegelreflexkamera zurück, welche er als robusten „Backstein“ bezeichnet. Alex’ Lieblingskamera ist die analoge Hasselblad 500CM, wobei er an sich keine favorisierte Marke hat – eine Kamera muss sich einfach gut anfühlen.
Spezialgebiet in der Fotografie
Portrait-/People-Fotografie – am liebsten schwarz-weiß. Aber auch die Landschaftsfotografie entwickelt sich mehr und mehr zu seiner Leidenschaft.
Fun-Fact: Das erste Label, unter welchem Alex auftrat, hieß „Cinnemon Media“. Dieser Name entstammte aus der Zeit, in der Alex die Live-Auftritte seiner damaligen Metal-Band aufnahm, welche „Zimt“ hieß. Doch der Name verlor irgendwann an Attraktivität. Da Alex am liebsten schwarz-weiß fotografiert, benannte er seine „Firma“ in „Monochrom Art“ um.
Favorisierte Filmproduktion
Alex schmunzelt wieder und meint dann, er kann mir nur sagen, welche Filme er nicht gerne produziert: Azubi-Videos. Diese seien für ihn zu gestellt und unnatürlich. Nach kurzem Überlegen fiel ihm doch noch eine gute Antwort ein: Stilisierte Werbung wie beispielsweise Parfum-Werbespots produziert er super gerne. Dabei konzentriert er sich voll und ganz auf die Ästhetik. Für ihn braucht es nicht immer eine Story – wobei Story definitiv wichtiger ist als Bild. Das Format ist hier entscheidend.
„Es macht halt einfach Spaß, schöne Bilder zu machen.“
Alexander Weigand
Alex‘ Tipps für Studierende im Bereich Film/Fotografie
- Fehler machen und diese auch erkennen
- (Konstruktive) Kritik annehmen
- Mitwirken in (vielen) Projekten (gerne auch in unterschiedlichen funktionalen Rollen)
- Nicht immer in RAW filmen/fotografieren, entscheidet je nach Verwendungszweck
- Bei der Frage »Welche Kamera sollte ich kaufen?« nicht auf die Marke schauen, diese ist nicht so wichtig. Die Kamera muss sich vom Handling gut anfühlen, das ist wichtig.
Good-to-know:
Über die letzten Jahre hat Alex viele Kameras, Objektive, sämtliches Kamerazubehör, Mikrofone, Audio- und Lichtequipment angesammelt. Damit nicht alles nur einstaubt, hat er einen Verleih eröffnet. Zu attraktiven Preisen können sowohl Studierende als auch Privatpersonen Equipment beim ihm ausleihen, das bei Hochschule beispielsweise vergriffen ist oder nicht im Sortiment geführt wird. Sprecht ihn an, stellt eine Anfrage per E-Mail (info@monochromart.de).
Tutor an der Hochschule Offenburg
Den ersten Tutorenvertrag gab es für Alex in seinem ersten Semester, als er für die Volksbank in Offenburg Interviews gedreht hatte. Sein erstes eigenes Tutorium bekam Alex während seines zweiten m.gp-Semesters, einen Fotografie-Einführungskurs in der Grafikwerkstatt. Diesen führte er Semester für Semester weiter. Während seines Praxissemesters, das er an der Hochschule Offenburg im AV-Studio absolviert hat, merkte er, wieviel Spaß er am Unterrichten hat. Aufgrund seines Fachwissens im Bereich Kameratechnik und Filmschnitt durfte er anschließend den Part „Filmschnitt“ beim Dreh des „Großen Leos“ in MI2 und ein weiteres Tutorium für „DaVinci Resolve“ unterrichten, auch über die Zeit des Praxissemesters hinaus. Dabei sammelte er viele Erfahrungen und bekam Routine im Unterrichten. Nach und nach fielen ihm viele weitere Hochschuljobs in die Hände wie beispielsweise Fotoaufträge bei der First Lego League, der F1 in schools, des Hochschul-Marketings und viele mehr.
Sollte die Hochschule mehr Kurse/Module im Bereich Film/Fotografie anbieten?
Alex’ Antwort ist ein klares „Ja“. Er meint, es hat sich während seiner Studienzeit, vor allem im Rahmen des m.gp-Studiums, schon einiges gebessert, aber er sieht hier dennoch großen Bedarf. Das Angebot sollte noch besser auf die Studierenden zugeschnitten werden, damit diese auch vorankommen können. Er schlägt feste Tutorien für jedes Semester vor oder Querschnittskompetenzen im Bereich „Filmschnitt“, „Digital Workflow für Film“ und „Fotografie“.
„Die Studenten sind die Wichtigen. […] Die Hochschule ist primär da, um Studenten bestmöglich auszubilden.“
Alexander Weigand
Dauerhafter Job als Lehrer/Dozent – ja oder nein?
Definitiv „Ja“. Alex macht es unheimlich viel Spaß zu unterrichten – ganz gleich, ob als alleiniges oder nur als zweites Standbein.
Arbeiten und leben während der Corona-Pandemie
Anfangs zum ersten „harten“ Lockdown im März 2020 hatte Alex einen Einbruch der Aufträge von 100 Prozent, da er ausschließlich für Veranstaltungen gebucht wurde, die nicht mehr stattfinden durften, was ihn finanziell und persönlich heftig traf. Finanzielle Soforthilfen vom Land und Bund schafften hier etwas Abhilfe. Doch der Bedarf nach Produkten der Medienbranche war weiterhin da, vielleicht mehr denn je, erzählte Alex. So stiegen seine Aufträge im Sommer 2020 wieder an, es war mehr möglich als zuvor, was die Situation für ihn einfacher machte. Auch im jetzigen „Lockdown light“ weiß er, wie er sich über Wasser halten kann, da die Rahmenbedingungen klarer sind als noch im Frühjahr. So werden Veranstaltungen öfter live gestreamt und können irgendwie stattfinden. Den Unterricht, den Alex als lehrbeauftragte Kraft an einem Gymnasium hält, konnte er ebenfalls weiterführen, indem er diesen als YouTube-Livestream über einen privaten Link für die Schülerinnen und Schüler bereitstellte.
Trotz allem fiebert Alex dem „normalen“ Leben nach. Er freut sich, wenn Drehs wieder mit mehreren Personen möglich sind, die Abstandsregeln sich auflösen, damit man effektiver zusammenarbeiten kann und er wieder mehr Veranstaltungen, vor allem Hochzeiten, fotografieren darf. Privat vermisst Alex Spieleabende mit Freunden in großer Runde – er ist ein großer Brettspiele-Fan.
Alex‘ Zukunftsvorstellungen
In naher Zukunft steht für Alex erstmal der Master in MuK an vorderster Front. Doch auf lange Sicht hin möchte er weg von der freiberuflichen Tätigkeit, eine gewisse Regelmäßigkeit wäre schön – Alex spricht von einem Haus mit Garten und einer Festanstellung. Interessant wäre für ihn eine feste Stelle im Bereich des Projektmanagements oder als Spieleentwickler – hier bezogen auf Brettspiele, denn damit beschäftigt er sich unter anderem schon in seiner Freizeit. Ebenfalls vorstellen kann sich Alex die Leitung einer Abteilung in einem größeren Unternehmen, welche sich auf die Umsetzung von Film- und Fotografie-Projekten spezialisiert. Im Rahmen der Hochschule Offenburg fände er eine Festanstellung interessant, wo er für die Leitung und Umsetzung sämtlicher Videos, Mitarbeiterfotos, Asset-/Content-Produktion und vieles mehr zuständig wäre. Alex ist sich sicher, dass er während seiner beruflichen Laufbahn trotz fester Jobs noch genug Abwechslung hat, denn die Medienbranche bietet viel – auch in der Zukunft.
Ich bedanke mich herzlich bei Alex für das sehr lange, aber dennoch gute, lustige und vor allem interessante Gespräch. Hoffentlich sieht man sich im kommenden Semester wieder an der Hochschule – viellicht sogar in einem gemeinsamen Projekt!
Bildquellen
Alle Fotos sind von Alexander Weigand.