Studium

MI – und dann? Spezialisierung und Perspektiven

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MI – und dann? Spezialisierung und Perspektiven

Nachdem das Grundstudium geschafft ist, folgt das Hauptstudium. Jetzt gilt es, sich mit der Wahl der Vertiefungsmodul zu spezialisieren. Nach dem Studium eröffnen sich verschiedene Wege und berufliche Perspektiven – ein paar davon stelle ich dir im Folgenden vor.

Im Hauptstudium angekommen hat man plötzlich Zeit, um Luft zu holen und vorsichtig nach links und rechts zu schauen. Der Studiengang Medien und Informationswesen bietet mit seinen Vertiefungsrichtungen ein breites Angebot an Spezialisierungsmöglichkeiten.
Um dir bei dieser, zugegeben nicht ganz einfachen, Entscheidung zu helfen, will ich dir im Folgenden ein paar Absolventen (und deren Werdegang) unserer Fakultät vorstellen, die ich während meiner Recherche zu diesem Artikel interviewt habe.

Walter Renner  (Webentwickler – arteria GmbH)
„Das MI-Studium war mein Erststudium, eine Ausbildung hatte ich bis dato auch noch nicht absolviert. Während meines Hauptstudiums entschied ich mich für die Spezialisierung in Richtung Medieninformatik und Medientechnik. Zu Beginn meines Studiums tendierte ich zunächst zu Mediengestaltung, hatte dann aber während der ersten Semester meine Leidenschaft für das Programmieren entdeckt. In meiner Zeit an der Hochschule kamen nur wenige Zweifel auf, ich hatte immer eine klare Perspektive und habe meine Pläne entsprechend angepasst.
Heute bin ich Softwareentwickler in Web-Bereich. Ich programmiere mit Python und dem Web-Framework Django individuelle Lösungen für unsere Kunden. Das reicht von kleinen Unternehmenspräsenzen bis hin zu komplexen CRM-Lösungen (Customer-Relationship-Management) mit diversen Schnittstellen zu Shops, Banken etc. Nach meinem Bachelor-Abschluss bin ich direkt ins Arbeitsleben eingestiegen.
Durch mein Praktikum und die Abschlussarbeit habe ich bereits Kontakte zum Unternehmen knüpfen können. Für dieses Unternehmen bin ich heute noch tätig. Auch habe ich während meiner Studienzeit bereits als selbstständiger Webentwickler gearbeitet und konnte so erste Erfahrungen sammeln. Ich fühlte mich also sehr gut auf das Berufsleben vorbereitet.“

Julia Braun (Technische Projektleiterin – Daimler AG)
„…ich war immer ein wenig „lost“, was ich mit meinem Studium machen möchte.
Ich hatte direkt nach dem Abitur den interdisziplinären Einstieg gewählt, um mir möglichst viele Optionen offenzuhalten. Doch am Ende des Grundstudiums wusste ich immer noch nicht, wohin die Reise gehen soll. Während einige Kommilitonen schon einen konkreten Plan hatten, kamen bei mir Zweifel auf, wie es weitergehen könnte. Die bewusst gewählt große Bandbreite, die hohe Flexibilität, das Interdisziplinäre des Studiengangs, kann auch ein Problem darstellen.
Für mich persönlich waren dann die Themen Technik und Wirtschaft nicht so spannend. Gestaltung fand ich sehr interessant, allerdings wollte ich auf keinen Fall in die Freiberuflichkeit wechseln. Informatik dagegen war für mich nicht sehr reizvoll, allerdings hatte ich Talent. Nach dem Ausschlussverfahren landete ich so in der Web-Programmierung und von dort ging es dann weiter in die Java-Programmierung; darum ging es auch in meiner Diplomarbeit.
Meine ersten Arbeitsjahre trafen dann genau die Zeit der Wirtschaftskrise. Für mich hat das bedeutet, dass es wenig Budget für mein eigentliches Thema Software-Entwicklung gab, weswegen ich beim Operations-Management gelandet bin. In dieser Position habe ich für zehn Applikationen die Koordination und Organisation Richtung Rechenzentrum gemacht. Also die Planung von Releases, Testphasen, Aufbau der Infrastruktur, ebenso die Abstimmung mit und zwischen dem Softwarelieferant, Rechenzentrum und Fachbereich. Das Organisatorische und Kommunikative, das diese Schnittstellenposition von mir forderte, lag mir ganz gut und so bin ich dabei geblieben.
Aktuell bin ich technische Projektleiterin im Rechenzentrum für Europa der Daimler AG. In dieser Rolle bin ich Ansprechpartner in der Init-, Plan- und Build-Phase für Softwareprojekte anderer Daimler-Abteilungen. Ich berate diese internen „Kunden“ hinsichtlich der Infrastruktur, plane sie und lasse sie dann aufbauen. Mit der Übergabe an den RUN ist meine Tätigkeit für die Projekte abgeschlossen. Im Schnitt bin ich für zwölf Projekte parallel zuständig. Jedes Projekt kann sich in unterschiedlichen Phasen befinden und auch auf unterschiedlichen Technologien basieren (klassisch bis Cloud).
Mein Studium wurde noch mit dem klassischen Diplom abgeschlossen, daher habe ich nicht weiter studiert. Mit einem Bachelor-Abschluss hätte ich mich aber wahrscheinlich dafür entschieden gleich im Anschluss einen Master zu machen.
Rückblickend betrachtet kann ich sagen das Studium hat mich sehr gut darauf vorbereitet, selbständig und engagiert zu arbeiten (zumindest kann ich dies für meinen Diplomstudiengang behaupten, ich weiß nicht, ob das Klischee stimmt, dass der Bachelor zu verschult ist). Solange einem die Grundlagen klar sind, sind weitere fachliche Inhalte im späteren Leben aus meiner Sicht weniger wichtig, es ändert sich, und vor allem in der IT, eh ständig etwas.
Was für mich speziell am Anfang schwierig war, waren Dinge im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung: Grenzen kennen und setzen und der Umgang mit schwierigen Arbeitsumständen. Aus dem Grund beginne ich dieses Jahr eine Weiterbildung zum systemischen Business Coach, sodass ich jungen Kollegen oder schwierigen Teams Hilfestellung innerhalb meiner Abteilung geben kann.“

Meine nächste Interviewpartnerin hat sich nach dem Studium an einer anderen Hochschule für ein anschließendes Masterstudium in Offenburg entschieden. Dieser Masterstudiengang ist auch eine tolle Möglichkeit für MI-Studierende, die sich nach dem Bachelorabschluss weiter spezialisieren möchten.

Pia Börsig (Head of social media – vioma GmbH)
„Ich habe vor meinem Studium insgesamt 6 Jahre lang in der Film- und Fernsehbranche gearbeitet, währenddessen ein duales Studium in BWL – Schwerpunkt Medien und Kommunikation studiert (B.A.). Danach folgte der Entschluss noch ein Masterstudium zu beginnen. Parallel dazu habe ich einen Intensivlehrgang in Sachen Kommunikations- und Grafikdesign in Österreich (epos Akademie) absolviert und in einer Werbeagentur angefangen.
Während meines Studiums kamen nie Zweifel auf, da ich schon immer Ziele vor Augen hatte. Nach meinem damaligem Bachelor habe ich ein halbes Jahr pausiert, gearbeitet und dann meinen Master (MuK – Medien und Kommunikation) in Offenburg angefangen.
Da ich mich nach dem Bachelor-Abschluss noch nicht gut genug gewappnet fühlte, hängte ich den Master an der Hochschule Offenburg dran und bin heute gut aufgestellt und sehr zufrieden.
Aktuelle besetze ich die Position der Teamleitung Social Media in einer Online Marketing Agentur mit Personal- und Budgetverantwortung. Nebenberuflich bin ich selbstständig, kurz vor GmbH-Gründung: Fullservice Agentur für Markenkommunikation B2B, Fokus auf Unternehmen mit erklärungsbedürftigen Produkten.“

Simona Sickinger (Online Marketing Manager – Bestmind GmbH Executive Search)
„Vor meinem Studium habe ich bereits eine Ausbildung als Industriekauffrau abgeschlossen. Dann, im Hauptstudium, habe ich mich  für die Spezialisierung in Richtung Medienwirtschaft und Mediengestaltung entschieden. Bereits zu Beginn des Studiums wusste ich, dass ich mich in Richtung Mediengestaltung spezialisieren wollte. Im Laufe des Studium wurde mir Medienwirtschaft jedoch genau so wichtig.
Natürlich kamen während des Studiums auch Zweifel auf.  Dies ist nicht zu vermeiden, wenn man bereits im Berufsleben stand und noch einmal Vollzeit die Schulbank drückt. Die Zweifel bezogen sich also mehr darauf, ob mein Studium mich weiter bringen wird. Heute bin ich im Marketing, besser gesagt für die Social Media Strategie, den Außenauftritt (Website) sowie als Redakteurin der News des Unternehmens, tätig. Da ich in einem kleinen Unternehmen arbeite, bin ich ebenso in das Hauptgeschäft (Personalberatung) als Projektassistenz integriert. Direkt aus meiner Werkstudententätigkeit konnte ich beim selben Unternehmen ins Berufsleben eingestiegen.
Nach dem Studium fühlte ich mich ganz und gar nicht gut vorbereitet. Das – denke ich ist jedoch – eine sehr kritische Meinung über sich selbst. Denn schlussendlich findet man dies erst nach einigen Monaten im Berufsleben heraus. Aber ich kann sagen, dass ich schon einige Male von meinem Studium und dessen breitgefächerten Themen (Wirtschaft, Informatik, Gestaltung und Technik) profitiert habe.“

Du möchtest selbst Kontakt zu MI-Absolventen aufnehmen? Dann schau doch mal bei der eigenen Medien und Informationswesen – XING-Gruppe vorbei.

Im Jahr 2016 wurden im Rahmen einer Studie, unter der Leitung von Professor Zerres, ehemalige MI-Studenten zu ihrer heutigen beruflichen Tätigkeit befragt. Mit den Informationen von 218 MI-Absolventen wurde die folgende Grafik erstellt, die die Berufsfelder zeigt, in denen sie heute arbeiten.

Aktuelle Tätigkeitsfelder der Offenburger Medienstudierenden (Aus Studie „Berufliche Entwicklung der Offenburger Medienstudierenden“)

Anhand der Grafik ist deutlich zu erkennen, dass die beruflichen Perspektiven sehr umfangreich sind.  Das kann man – meiner Meinung nach – auf die ausgeprägte Interdisziplinarität des Studiengangs zurückführen, denn durch das sehr breitgefächerte Wissen sind MI-Absolventen für das Berufsleben gut gewappnet.

Vier Studenten haben vor kurzem im Rahmen ihrer Projektarbeit einen „smarten Planer“ für das Hauptstudium erstellt. Dieser gibt einen tollen Überblick über das Hauptstudium mit all seinen Möglichkeiten und kann bei der Wahl der Vertiefungsmodule helfen. Zusätzlich findest du in diesem Dokument viele hilfreiche Informationen zu den Themen Querschnittskompetenzen, Praxissemester, Auslandssemester, Projekt- und Bachelorarbeit.

Vor mir hat sich bereits ein anderer MI-Student, Kai Israel, an das Thema „MI – Und dann?“ herangewagt und einen spannenden Bericht verfasst.

Bildquellen

Bild 1: Eigenkreation mit Logo der Fakultät Medien und Informationswesen
Grafik: entnommen aus der Studie „Berufliche Entwicklung der Offenburger Medienstudenten