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Süchtig nach digitaler Aufmerksamkeit

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Süchtig nach digitaler Aufmerksamkeit

Die Gesellschaft wird immer oberflächlicher und das Vertrauen in die Menschen schwindet. In ein paar Jahren wird niemand mehr wissen, was echt und was fake ist – falls bis dahin unsere Social Media Präsenz nicht schon zu 100% bearbeitet und inszeniert ist.

Aufmerksamkeit, Akzeptanz und Anerkennung – das wünschen wir uns doch alle. Und da uns die digitale Welt vielerlei Möglichkeiten gibt, auf sich aufmerksam zu machen, sind fast alle von uns auf sozialen Netzwerken unterwegs. Manche nutzen es vielleicht um alte Freundschaften aufrechtzuhalten oder um Videos anzuschauen, aber die Meisten nutzen es um ihr Ego zu pushen oder um das Ego Anderer zu pushen.

Daher ist digitale Aufmerksamkeit das Ziel unserer Präsenz in den sozialen Netzwerken. Und fast jeder von uns ist auf verschiedenen Plattformen wie Facebook, Snapchat, Instagram und Co. vertreten. Mit unseren Fotos, Videos und Texten versuchen wir ständig positives Feedback zu gewinnen, um die Sucht nach Aufmerksamkeit zu stillen. Wenn ein Post dann mal nicht ganz so erfolgreich wird, wirkt sich das direkt negativ auf unser Selbstwertgefühl aus – oder?

Laut einer Umfrage geben 62% der Personen an, sich nach positiven Reaktionen besser zu fühlen. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass das Belohnungssystem in unserem Gehirn aktiviert wird, wenn man Nachrichten, Likes, neue Follower, etc. erhält. Was wir wollen ist Bestätigung. Klare Sache. Früher hat man das einfach innerhalb des Freundes- Familien- oder Arbeitsumfeldes gesucht. Inzwischen gibt es allerdings viel mehr Möglichkeiten. Und ständig möchte man mehr. Erhält man beispielsweise für einen Post 50 Likes, so möchte man das mit dem nächsten Foto toppen. Wenn man das nicht erreicht, wird das Foto gelöscht, bearbeitet oder man überlegt sich neuen Content. Zusätzlich wird ganz genau überprüft, wer ein Like, ein Kommentar oder sonstiges Feedback hinterlässt.

Um unser Selbstbewusstsein ordentlich aufzupolieren, versuchen wir uns außerdem ständig an neuen Trends und Vorbildern in Form von beispielsweise Influencern anzupassen. Wir versuchen die Leute mit einem für uns optimalen Selbstbild zu überzeugen, obwohl jeder weiß, dass das meistens nicht 100%ig der Wahrheit entspricht. Niemand würde beispielsweise ein Foto von sich hochladen nachdem man gerade in seiner alten Jogginghose und einem viel zu großen T-Shirt aufgewacht ist. Zumindest nicht so, wie es in der Realität wirklich ist. Vorher würde man sich erstmal zurechtmachen also schminken, sich umziehen und dann natürlich noch einen Filter darüberlegen. Dieses gestylte Foto wird dann hochgeladen, ein kleiner Text dazugeschrieben wie z.B. „Guten Morgen“ und voilà, jeder denkt man sieht morgens perfekt gestylt aus. Das ist natürlich noch lange nicht alles.

Jeder möchte Teil des aktuellen Fitness- und Ernährungstrends sein. Doch nicht jeder ist so fitnessbegeistert wie es auf vielen Profilen rüberkommt. Erst kürzlich hat sich im Fitnessstudio Jemand an ein Gerät gesetzt, ein kurzes Video gemacht, und den Platz direkt wieder verlassen. Da fragt man sich doch: Warum zum Teufel macht man sowas? Ganz einfach, man möchte einfach dazugehören und sich in der Gesellschaft akzeptiert fühlen. Wie weit man dafür gehen sollte, muss natürlich jeder selbst wissen. Dass so eine Aktion leicht übertrieben ist, steht außer Frage, aber es gibt sicherlich mehr davon als man denkt.

Tief im Inneren, auch wenn es nicht jeder wahrhaben möchte, kratzt negatives Feedback oder Ignoranz gewaltig an unserem Selbstwertgefühl. Und das möchten wir natürlich unbedingt vermeiden. Daher muss ständig neuer Content produziert werden. Und auch wenn das 100. Selfie noch nicht perfekt geworden ist, gibt es ja zum Glück noch viele verschiedene Hilfen in Form von Filtern oder Apps. Hier gibt es z.B. Apps wie YouCamPerfect. Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten sein Gesicht zu ver(schlimm)bessern:

Ich denke, wir sind alle der Meinung, dass das Original (links) immer noch am besten wirkt. Denn wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist es doch bloß menschlich und und macht einen sympathisch wenn man nicht ständig wie gemalt aussieht. Menschen wollen eben gehört und in ihrem Tun bestätigt werden. Manche mehr, manche weniger. Ein kleiner Dopamin-Schub schadet ja eigentlich Niemandem, oder?

Schlussendlich versuchen alle das Beste aus sich herauszuholen, weshalb Fotos/ Videos usw. meistens bearbeitet oder inszeniert werden. Doch schauen wir uns diese Bilder nicht gerade deshalb auch gerne an? Weil sie einfach schön aussehen? Und mal ganz ehrlich, durch unseren Medien-Studiengang können wir doch in etwa einschätzen was echt ist und was nicht. Hauptsache man vergisst dabei nicht das echte Leben und nimmt das Ganze nicht zu ernst mit den Fotobearbeitungen. (siehe letztes Foto rechts) Und da wir im Alltag genug „normalen“ Menschen begegnen, sollte sich unsere Oberflächlichkeit trotzdem im Rahmen halten. 

Quellen

Abbildung 1-3: giphy.com, Abbildung 4: Lisa Stöffler, Titelbild: pexels.com