Privathochschule, Uni oder Hochschule – wo studiert es sich am besten? Während meines Studiums habe ich alle drei Hochschultypen selbst erlebt: von der kleinen, teuren Privathochschule über die anonyme Massen-Uni bis hin zur praxisnahen Hochschule. Jede Einrichtung hatte ihre Stärken als auch ihre Schattenseiten. In diesem Beitrag teile ich meine ganz persönlichen Erfahrungen, Eindrücke und Tipps, um dir zu helfen, die Studienform zu finden, die wirklich zu dir passt.
Ich berichte hier von meinen persönlichen Erfahrungen an drei konkreten Bildungseinrichtungen – natürlich können andere Studierende diese auf eine andere Weise erlebt haben.
Im Folgenden nehme ich dich mit auf meine persönliche Studienreise – von der privaten Karlshochschule in Karlsruhe über die staatliche Universität Mannheim bis hin zur staatlichen Hochschule Offenburg.
1. Karlshochschule
Mein Studentendasein hat in Karlsruhe an der Karlshochschule begonnen. Ich habe zwei Semester Management (B. A.) an der staatlich anerkannten und akkreditierten Privathochschule studiert.

Größe & Atmosphäre
Die Karlshochschule ist eine sehr kleine und familiäre Hochschule. Meinen Studiengang teilte ich mit weniger als 20 Studierenden, weshalb die Betreuung durch die Dozentinnen und Dozenten sehr persönlich war. Sprüche wie “I am proud to be part of the Karls family” waren keine Seltenheit. Nach zwei Semestern brach ich mein Studium ab, woraufhin der Studiendekan ein persönliches Gespräch mit mir führte, was ich als sehr wertschätzend empfand. Wie auf dem Foto zu sehen, liegt die Karlshochschule mitten in der Stadt und besitzt daher keinen klassichen Campus. Deshalb fehlt leider das typisch studentische Ambiente. Gleichzeitig ergeben sich durch die zentrale Lage aber viele Möglichkeiten, nach der Vorlesung direkt in ein Café oder in einen Park zu gehen, was mir sehr gefallen hat.
Lehrstil & Prüfungsleistungen
Der Stundenplan war bereits fix und individuelle Anpassungen waren nicht möglich. Das hat mich an sich nicht gestört, allerdings hat mir der Vorlesungsstil und der Aufbau der Lehrveranstaltungen nicht sonderlich zugesagt. Die meisten Lehrveranstaltungen wurden als Blockveranstaltung abgehalten. Das führte, zumindest bei mir, zu Konzentrationsproblemen. Rückblickend bin ich aber froh, dass der Lehrplan wissenschaftliches Arbeiten stark gefördert hat, da es mir später im Studium sehr geholfen hat. Bei den Prüfungsformen lag der Fokus auf schriftlichen Ausarbeitungen wie Essays und Hausarbeiten, nicht auf Klausuren. Das hatte ich so nicht erwartet und ich hätte Klausuren bevorzugt.
Internationale & akademische Ausrichtung
Die meisten Lehrveranstaltungen wurden auf Englisch abgehalten. Außerdem gab es zahlreiche internationale Studierende, was zu vielfältigen Networking-Möglichkeiten führte. Die kulturelle Vielfalt war definitiv eine Bereicherung, vor allem im Hinblick auf Gruppendiskussionen und unterschiedliche Perspektiven. Der akademische Ansatz der Hochschule legt den Schwerpunkt auf kritisches Denken und Reflexion, was für mich zunächst ungewohnt war, sich aber als sehr wertvoll und spannend erwiesen hat.

Kosten & kurzes Fazit
Die Kosten lagen bei ca. 600 € pro Monat. Deshalb habe ich das Studium letztendlich abgebrochen, da es für mich einfach zu teuer war und sich nicht gelohnt hat. Meine Erwartungen an ein Studium konnten nicht erfüllt werden. Die Privathochschule bietet sicherlich eine exzellente persönliche Betreuung, aber finanziell war es für mich keine sinnvolle Entscheidung. Rückblickend war es nichtsdestotrotz eine prägende Zeit, die mir wichtige Einblicke in verschiedene Lehransätze und internationale Zusammenarbeit gegeben hat.
2. Universität Mannheim
Nach meinem Studienabbruch ging es weiter an die Universität Mannheim, um ein Bachelorstudium in BWL (B. Sc.) zu beginnen und nach 6 Semestern erfolgreich zu beenden. Ziemlich schnell konnte ich Unterschiede zu meinen Erfahrungen an einer Privathochschule feststellen.
Größe & Atmosphäre
Gerade in BWL sind die Studiengänge oft sehr groß und zählen mehrere Hundert Studierende. Dadurch fühlte ich mich oft nur wie eine „Nummer“. Diese Unpersönlichkeit führte einerseits dazu, dass ich weitesgehend auf mich alleine gestellt war und andererseits, dass es keine individuelle Betreuung wie an der Privathochschule gab. In meinem Fall empfand ich die Anonymität im Vergleich zur Karlshochschule als “erfrischend” und war froh, eher in der Menge unterzugehen und mich besser auf mich selbst konzentrieren zu können. Trotzdem konnte ich einen gewissen Leistungsdruck von außen spüren. In der Uni Mannheim ist man von zahlreichen hoch motivierten Studierenden umgeben, die schon zig Praktika in namhaften Unternehmen absolviert haben. Anfangs hatte ich stark damit zu kämpfen. Ich konnte aber ein Umfeld finden, das nicht von Perfektionismus dominiert war und mich unterstützt hat. Besonders hilfreich waren hier Lerngruppen mit anderen Studierenden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

Lehrstil & Prüfungsleistungen
Das Studium war stark quantitativ und analytisch ausgerichtet, mit starkem Fokus auf Mathematik und Statistik – das kam mir persönlich sehr entgegen. Ein großer Unterschied im Vergleich zu (privaten) Hochschulen ist der Stundenplan an einer Universität. Diesen gilt es selbst zusammenzustellen. Bei einigen Studierenden führte das zu Überforderung, weil sie Angst hatten, Kurse zu vergessen. Für mich hingegen war die freie Gestaltung ein Vorteil: Ich konnte die Kurse so legen, wie ich möchte, da die meisten Lehrveranstaltungen mehrmals pro Woche zu unterschiedlichen Zeiten abgehalten werden. Hierbei gibt es drei verschiedene Arten: Vorlesung, Übung und Tutorium. Vor allem die Übungen und Tutorien stellen einen Unterschied zu Hochschulen dar. In einer Übung werden die Inhalte der Vorlesung mit einem Lehrbauftragten in kleineren Gruppen weiter vertieft. Tutorien werden von Studierenden aus höheren Semestern geleitet. Dort bearbeitet und bespricht man prüfungsähnliche Aufgaben. An sich empfand ich diese Aufteilung als hilfreich. Aber wenn man in jedem Kurs jeweils eine Vorlesung, eine Übung und ein Tutorium hatte, waren es viele Veranstaltungen, bei denen man schnell den Überblick verlieren konnte. Klausuren waren die einzige Prüfungsform, was das Semesterende besonders stressig machte. Der Prüfungsdruck bündelte sich so in wenigen Wochen, was gutes Zeitmanagement unerlässlich machte.

Internationale & akademische Ausrichtung
Die Uni Mannheim ist sehr international geprägt: Viele Vorlesungen finden auf Englisch statt, ein Auslandssemester ist verpflichtend, und auch das Lernen einer Fremdsprache gehört zum Pflichtprogramm. Allerdings ist das Studium sehr forschungs- und theorieorientiert und hat keinen direkten Praxisbezug. Für Studierende mit bereits klar formulierten Karriereambitionen ist diese Ausrichtung sicher ideal. Für mich war sie manchmal etwas zu theoretisch.
Kosten & kurzes Fazit
Im Vergleich zur Privathochschule war die Universität Mannheim deutlich günstiger. Trotz des hohen Leistungsdrucks und der fehlenden persönlichen Betreuung hat mir das Studium dort gut gefallen, weil ich meine analytischen Stärken einbringen konnte. Zusätzlich habe ich mir ein Studium genauso vorgestellt. Ich habe gelernt, dass ein renommiertes Umfeld zwar herausfordernd sein kann, aber auch großes persönliches Wachstum ermöglicht.
3. Hochschule Offenburg
Nach meinem Bachelorstudium folgt mein derzeitiges Masterstudium in Dialogmarketing und E-Commerce (M. Sc.) an der Hochschule Offenburg. Auch hier konnte ich auf den ersten Blick Unterschiede zu den beiden anderen Hochschultypen feststellen.
Größe & Atmosphäre
Die Hochschule ist kleiner als die Uni, aber größer als die Privathochschule. Der Umgang mit Dozentinnen, Dozenten und Studierenden ist persönlich, aber nicht so familiär wie an der Karlshochschule. Allgemein ist die Atmosphäre sehr angenehm; die Menschen sind offen und hilfsbereit. Die Größe und Offenheit sorgen dafür, dass man schnell Anschluss findet. Durch meinen Wechsel von Mannheim hatte ich davor ein bisschen Sorge, ich wurde aber vom Gegenteil überzeugt. Insbesondere die Zusammenarbeit in kleinen Gruppen hat mir geholfen, mich schneller zurechtzufinden und aktiv am Campusleben teilzunehmen.

Lehrstil & Prüfungsleistungen
Der Stundenplan ist weitestgehend vorgegeben, lässt aber durch eine Vielzahl an Wahlpflichtfächern Spielraum für individuelle Schwerpunkte. So kann man den Studienverlauf zumindest in Teilen nach eigenen Interessen gestalten. Die Aufteilung auf zwei feste Hochschultage in der Woche lässt sich gut mit einem Werkstudentenjob vereinbaren. Die Kombination aus Vorlesungen und Seminaren sorgt für einen abwechslungsreichen Studienalltag. Auch die Prüfungsformen sind vielfältig: Von Klausuren über Gruppenarbeiten und Präsentationen bis hin zu praxisorientierten Aufgaben ist alles dabei. Im Gegensatz zur Universität habe ich hier das Gefühl, mein Wissen gezielter und praxisnaher einsetzen zu können. Besonders schätze ich, dass sich die Prüfungsleistungen gut über das Semester verteilen, was den Arbeitsaufwand planbarer und weniger stressig macht. Dennoch würde ich mir manchmal weniger Gruppenarbeiten und -präsentationen wünschen, da sie sehr viel Zeit und Mühe in Anspruch nehmen.
Internationale & akademische Ausrichtung
Die Hochschule ist weniger international geprägt als die Uni Mannheim. Da ich aber einen recht internationalen Bachelor hinter mir habe, konnte ich mich damit anfreunden. Ein weiterer großer Unterschied zur Universität ist der starke Praxisbezug. Es gibt viele Projektarbeiten, oft in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Das gefällt mir besonders gut, weil ein direkter Bezug zur Arbeitswelt hergestellt wird. Aufgrund der praktischen Ausrichtung konnte ich viele Inhalte besser verinnerlichen und wertvolle Kontakte für den Berufseinstieg knüpfen.

Kosten & kurzes Fazit
Die Studiengebühren sind, wie an staatlichen Hochschulen üblich, sehr niedrig. Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber die Hochschule Offenburg überzeugt besonders unter Berücksichtigung von Größe und Lage mit einem vielseitigen Studienangebot. Insgesamt empfinde ich mein aktuelles Studium als guten Mittelweg zwischen Theorie und Praxis – genau das, was ich gesucht habe.
Meine Erfahrungen auf einen Blick
| Privathochschule | Universität | Staatliche Hochschule |
|---|---|---|
| Kleine Studiengänge | Sehr große Studiengänge | Kleine Studiengänge |
| Familiäre Atmosphäre | Unpersönlich & anonym | Persönlicher Umgang |
| Unkonventioneller Lehrstil | Freiere Gestaltung des Studiums | Abwechslungsreicher Studienalltag |
| Viele Essays | Ausschließlich Klausuren | Verschiedene Prüfungsleistungen |
| Internationale Ausrichtung | Internationale Ausrichtung | Weniger international ausgerichtet |
| Sehr hohe Studiengebühren | Niedrige Studiengebühren | Niedrige Studiengebühren |
| Weniger Praxisbezug | Kein Praxisbezug | Praxisbezug |
Tipps für deine Studienentscheidung
Aus meinen Erfahrungen an drei ganz unterschiedlichen Hochschultypen habe ich nicht nur viel über Inhalte und Prüfungen gelernt, sondern auch darüber, was im Studium wirklich zählt. Um anderen bei ihrer Entscheidung zu helfen, möchte ich ein paar Tipps weitergeben, die ich gerne selbst vor meinem Studienstart gehabt hätte.
Mach dir klar, wie du lernen möchtest. Frag dich: Magst du praxisnahes Arbeiten in kleinen Gruppen oder eher theoretisches Lernen in großen Hörsälen?
Achte auf die Atmosphäre – das macht viel aus. Familiärer Umgang kann motivieren, aber vielleicht fühlst du dich wohler, wenn du eher anonym lernst.
Kalkuliere die Kosten realistisch. Studiengebühren an Privathochschulen können hoch sein. Überleg dir, ob der Mehrwert den Preis wirklich wert ist – besonders, wenn es ähnlich gute Alternativen an staatlichen Einrichtungen gibt. Mit dem BAföG Rechner von Studis Online kannst du ganz einfach abschätzen, welche Fördermöglichkeiten du hast.
Unterschätze nicht die Selbstorganisation. An Unis brauchst du mehr Eigenverantwortung im Studium, an Hochschulen ist vieles vorgegeben. Bist du bereits strukturiert oder brauchst du klare Vorgaben?
Überlege dir: Wie wichtig sind dir Internationalität und Praxisnähe wirklich? Ein internationales Studium klingt zunächst attraktiv – doch frag dich, welchen konkreten Mehrwert es dir bringt. Ein praxisorientierter Studiengang kann genau das Richtige sein, wenn du möglichst schnell ins Berufsleben einsteigen möchtest.
Finde für dich den passenden Prüfungsstil. Wenn du nicht gern Klausuren schreibst, achte auf alternative Prüfungsformen wie Präsentationen oder Hausarbeiten. Privathochschulen und Hochschulen bieten hier oft mehr Vielfalt als klassische Universitäten.
Es ist okay, den Studiengang oder die Hochschule zu wechseln. Ich habe es selbst gemacht – und bin dadurch gewachsen. Ein Wechsel oder Abbruch ist kein Scheitern, sondern manchmal genau das, was nötig ist, um seinen Platz zu finden. Falls du merkst, dass dein aktueller Studiengang nicht zu dir passt, findest du hier wertvolle Tipps und Alternativen.
Sprich mit ehemaligen oder aktuellen Studierenden. Die Webseite zeigt nicht alles. Persönliche Erfahrungsberichte helfen oft viel mehr bei der Entscheidung.
Abschließendes Fazit
Der Einblick in unterschiedliche Hochschultypen hat es mir ermöglicht, drei total verschiedene Studiumserfahrungen und somit auch drei verschiedene Städte zu erleben. Während die Privathochschule durch ihre angenehme Atmosphäre und Offenheit punktete, war sie für mich auf Dauer finanziell weder lohnenswert noch tragbar. Die Universität bot ein anspruchsvolles, forschungsorientiertes Umfeld mit viel Eigenverantwortung, was mir gefallen hat, aber auch mit hohem Druck verbunden war. An der staatlichen Hochschule habe ich schließlich eine gute Balance gefunden: praxisnahes Lernen, persönliche Atmosphäre und ein abwechslungsreicher Studienalltag. Rückblickend war jede Etappe wertvoll und hat mich sowohl akademisch als auch persönlich weitergebracht.
Bildquellen
- Titelbild: mit ChatGPT generiert
- Karlshochschule: „Karlshochschule 12“ by karlshochschule is licensed under CC BY 2.0.
- Karlshochschule Logo: „Karlshochschule Logo“ by karlshochschule is licensed under CC BY 2.0.
- 1. Bild Uni Mannheim: Eigene Aufnahme
- 2. Bild Uni Mannheim: Fotograf andreas N von Pixabay
- Hochschule Offenburg: Eigene Aufnahmen