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Texten mit KI: Das solltest du rechtlich beachten

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Texten mit KI: Das solltest du rechtlich beachten

In einer Welt, in der Zeitmanagement und Effizienz im Studium eine elementare Rolle spielen, hat Künstliche Intelligenz (KI) längst Einzug in unseren Uni-Alltag gehalten. Doch welche rechtlichen Herausforderungen gibt es? Kann ein von KI generierter Text rechtlich gesehen komplett risikofrei verwendet werden? In diesem Artikel gebe ich dir Tipps, wie du dich insbesondere beim Texten mit KI bestmöglich absichern kannst.

Mittlerweile gibt es unzählige KI-Tools für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete, darunter beispielsweise ChatGPT zum Texten, Midjourney zur Bildgenerierung und Sora zur Videoerstellung. KI revolutioniert das tägliche Arbeiten und entwickelt sich rasant weiter. Im Studienalltag nutzen wir KI regelmäßig als Werkzeug, um komplexe Aufgaben schneller zu erledigen, Ideen zu sammeln oder Texte zu strukturieren. Doch bei allen Vorteilen, die KI bietet, solltest du dir der rechtlichen Aspekte bei der Verwendung von ChatGPT & Co. bewusst sein.

Die rechtlichen Herausforderungen

Bislang gibt es weder ein allgemeingültiges Gesetz noch einen konkreten Leitfaden der Hochschule Offenburg, die den Umgang mit KI in der Lehre regeln. Die Verwendung von KI im Studium, insbesondere beim wissenschaftlichen Arbeiten, wirft jedoch einige rechtliche Fragen auf. Besonders die folgenden Aspekte gilt es aus rechtlicher Sicht zu vermeiden, wenn Texte mit KI generiert werden.

eins

Plagiat / Urheberrechtsverletzung

Eine der größten Herausforderungen bei der Nutzung von KI ist es, Plagiate zu vermeiden. Plagiat zu begehen bedeutet in diesem Zusammenhang, fremde Werke als die eigenen auszugeben, also nicht (korrekt) zu zitieren bzw. nicht die (korrekte) Quelle anzugeben.

Tools wie ChatGPT generieren Texte basierend auf öffentlich zugänglichen Daten aus dem Internet, aus denen die Modelle lernen, Muster in Daten zu erkennen und neue Texte zu generieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass viele der Trainingsdaten urheberrechtlich geschützt sind, und nicht immer gibt die KI die Quellen korrekt an. Werden Texte ohne weitere Prüfung übernommen, entsteht das Risiko eines Plagiats bzw. einer Urheberrechtsverletzung. Eine Urheberrechtsverletzung kann Schadensersatzansprüche und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Du bist für die von dir verwendeten Texte verantwortlich.

zwei

Datenschutzverletzung

Um mit ChatGPT und Co. zu arbeiten, werden häufig Texte in das Tool eingegeben. Dabei kann es sich auch um personenbezogene, sensible Daten handeln, die nach der Eingabe durch die KI weiter verarbeitet werden und aus denen die KI lernt. Die Verarbeitung personenbezogener ist laut DSGVO grundsätzlich verboten und darf nur mit Zustimmung der betreffenden Person erfolgen.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht klar, wie ChatGPT hinsichtlich Datenverarbeitung vorgeht. Es ist aktuell fraglich, ob personenbezogene Daten rechtmäßig durch ChatGPT verarbeitet werden.

Ist es also ratsam, beispielsweise ChatGPT für das Generieren von Texten im Studium einzusetzen? ChatGPT selbst beantwortet es wie folgt:

Hier wird deutlich, dass ChatGPT selbst davon abrät, die durch die KI generierten Texte ohne Weiteres zu übernehmen. Stattdessen versteht sich ChatGPT selbst eher als Ideenlieferant, Strukturierungs-Hilfe und Unterstützung bei der Erstellung erster Entwürfe. Doch worauf solltest du noch achten, um KI möglichst rechtssicher für die Textgenerierung zu verwenden?

Was du aus rechtlicher Sicht beachten solltest

Hinterfrage kritisch

Du solltest KI-generierte Texte nie ohne Weiteres in deine Arbeit übernehmen.

KI generierte Texte klingen häufig sprachlich gut und wirken dadurch professionell und glaubhaft. Dass der Text qualitativ hochwertig wirkt, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass du ihn ohne Weiteres in deine Arbeit übernehmen kannst. KI kann Falschinformationen aufgrund von fehlerhaften Trainingsdaten widergeben oder Fragen aufgrund eines anderen Kontextes missverstehen. Hinterfrage die Antworten der KI daher immer kritisch. Frage dich beispielsweise Folgendes:

  • Welche zentralen Aussagen trifft die KI und was meint sie damit?
  • In welchem Kontext wurden die Aussagen getroffen?
  • Lassen sich die getroffenen Aussagen durch andere Quellen verifizieren?
  • Existieren die von der KI angegebenen Quellen tatsächlich? Handelt es sich dabei um wissenschaftliche Quellen?
Nutze Literaturverwaltungsprogramme und Plagiatschecker

Plagiatschecker wie Copyleaks oder turnitin können dir dabei helfen, das Plagiatsrisiko zu mindern. Außerdem können dich Literaturverwaltungsprogramme wie Elicit oder wisio.app dabei unterstützen, wissenschaftlich aussagekräftige Quellen zu finden.

Schon gewusst? | Hier findet ihr einen weiterführenden Artikel, in dem das Tool Elicit genauer vorgestellt wird.

Gib den Einsatz von KI in deiner Arbeit an

Wenn du KI für deine Arbeit verwendest, solltest du das entsprechend angeben. Aktuell hat die Hochschule Offenburg noch keine Leitlinie/Handreichung zur Regelung von KI in der Lehre veröffentlicht. Es gibt jedoch eine (nicht verpflichtende) Erweiterung der Eigenständigkeitserklärung, mit der du in deiner Arbeit angeben kannst, dass du KI verwendet hast. Du kannst auch deinen eigenen Text verfassen, um auf den Einsatz von KI hinzuweisen. Dabei gilt: Je ausführlicher und genauer du beschreibst, wie und für welche Leistung du KI eingesetzt hast, desto besser. Folgende Angaben solltest du machen:

  1. Welche KI-basierten Tools du verwendet hast,
  2. Wofür genau du diese Tools verwendet hast,
  3. Wie du die Aussagen der KI verifiziert hast,
  4. Ggf. für welche Phase der Arbeit du KI verwendet hast (zum Beispiel ausschließlich zur Recherche oder ähnliches).

Wichtig: Sprich in jedem Fall mit der Betreuung deiner Arbeit und ggf. auch mit dem Unternehmen, in dem du deine Arbeit schreibst, inwiefern du KI verwenden darfst und welche Angabe zur Nutzung du in deiner Arbeit vornehmen solltest.

Erstelle klare Quellenangaben

Achte darauf, dass du alle verwendeten Quellen korrekt angibst und deren Richtigkeit überprüfst, wenn sie von einer KI stammen (Copilot beispielsweise, eine von Microsoft generierte KI zur Textgenerierung, gibt auf Anfrage die im Text verwendeten Quellen an). Das Risiko kann aktuell nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die KI Quellen falsch angibt. Gibst du ChatGPT als Quelle an, solltest du dir der Konsequenzen bewusst sein: Sollte die Aussage von ChatGPT falsch sein, trägst du die Verantwortung dafür.

Frage die Expert/innen

Wenn du dir unsicher bist, ob und wie du KI-Textgeneratoren beim Verfassen deiner Arbeit einsetzen darfst: Hol dir Rat von Expert/innen, zum Beispiel von deinen Dozent/innen. Sie können dir helfen, rechtliche Fragen zu klären und sicherzustellen, dass du keine Urheberrechtsverletzungen begehst.

Informiere dich regelmäßig

Da sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für KI ständig ändern können, solltest du dich regelmäßig über neue Entwicklungen informieren und deine Vorgehensweise entsprechend anpassen. Bleib auf dem Laufenden über Gesetzesänderungen und die aktuelle Rechtsprechung im Bereich KI und Urheberrecht.

Schon gewusst? | Das Schreibbüro der Hochschule Offenburg bietet aktuell einen Kurs zum Thema Wissenschaftliches Arbeiten mit ChatGPT & Co. an. Hier kannst du alle deine Fragen rund um den Einsatz von KI beim wissenschaftlichen Arbeiten loswerden. Schau gerne mal beim Webinar vorbei, es ist keine Voranmeldung nötig.

Ausblick: KI im Berufsleben

Im Studium bist du aktuell vielleicht nur auf deine Abschlussarbeit fokussiert – allerdings wirst du danach zwangsläufig auch in deinem beruflichen Alltag viel mit KI zu tun haben. Vielleicht bist du aber auch jetzt schon durch deinen Werkstudierenden-Job damit konfrontiert. Daher gebe ich dir einen kleinen Ausblick, welcher weiteren Risiken du dir beim Einsatz von KI im Unternehmenskontext bewusst sein solltest.

  • Unternehmensgeheimnisse: Fließen sensible oder vertrauliche Unternehmensdaten in KI-basierte Tools ein, können diese nach außen gelangen, zum Beispiel an Wettbewerber. Das kann zu einem Wettbewerbsnachteil und weiteren rechtlichen Konsequenzen führen.
  • Datenschutzverletzung: Der Einsatz von KI kann dazu führen, dass private Informationen von Mitarbeitenden nach außen gelangen.
  • Reputations- und Haftungsrisiken: Wenn KI im Unternehmen falsch eingesetzt wird und zu Problemen führt, kann das dem Ruf des Unternehmens nachhaltig schaden und auch rechtliche Konsequenzen haben. Das könnte Kund/innen verärgern und dazu führen, dass das Unternehmen sich vor Gericht verantworten muss.
  • Automatisierung von Entscheidungen: Wenn KI falsch für automatisierte Entscheidungen eingesetzt wird, vor allem bei wichtigen Dingen wie bei der Auswahl von neuen Mitarbeitern, kann das zu ungerechten oder diskriminierenden Entscheidungen führen.

Dieser Risiken solltest du dir bewusst sein. Verstoßen Arbeitnehmende gegen die Vorschriften des Arbeitgebers, die die oben genannten Risiken verhindern sollen, kann es zu Schadensersatzansprüchen, Abmahnung oder Kündigung kommen.

Fazit | Zu Beginn hatte ich die Frage aufgeworfen, ob ein durch KI erstellter Text überhaupt rechtlich komplett risikofrei verwendet werden kann. Die Antwort auf die Frage lautet: Jein. Das Risiko, dass Textpassagen zumindest teilweise einer Urheberschaft durch Dritte unterliegen, kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Du kannst jedoch die oben genannten Tipps befolgen, um das Risiko bestmöglich zu verringern. Aktuell gibt es noch keine rechtliche Regelung zum Einsatz von KI, jedoch liegt bereits ein Gesetzesentwurf (EU Artificial Intelligence Act) vor, der insbesondere Unternehmen und Anbieter von KI regulieren soll. Der KI-Markt ist hoch dynamisch und steht noch ganz am Anfang. In den kommenden Jahren wird es immer mehr KI-Tools und Anwendungsmöglichkeiten geben. Daher ist eine Kompetenz im Umgang mit KI von zentraler Bedeutung, um KI zukünftig sowohl im Studium als auch im beruflichen Umfeld zielführend und reflektiert einsetzen zu können. Die in diesem Artikel genannten Tipps stellen nur eine Momentaufnahme dar – es bedarf einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Anwendungskompetenz von KI.

Bildquellen
  • Titelbild: Eigens durch die Autorin mit Canva Pro erstellte Kollage
  • Bild Chat-Ausschnitt ChatGPT: Eigens durch die Autorin angefertigter Screenshot
  • Icons frei verfügbar auf Canva Pro

  • Stand der Quellen: 19.05.2024