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Usability & User Experience – Der Weg ist das Ziel

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Usability & User Experience – Der Weg ist das Ziel

Usability und User Experience – mit diesen zwei Begriffen dürfte sicherlich jeder Medienstudierende bereits in Verbindung gekommen sein. Von der Tür, die man trotz „Ziehen“-Hinweis nur durch Drücken öffnen kann, bis hin zu irritierenden Anmeldeformularen und unstrukturierten Website Navigationen. Das alles fällt unter die Kategorie „Bad Usability“. Wie man solche Pannen umgeht und dadurch die User Experience von interaktiven On- und Offline-Systemen nachhaltig verbessert, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Usability & User Experience – Ist das nicht das selbe?

Um die Antwort auf die Frage schon einmal vorweg zu nehmen: Nein, nicht ganz. Usability, oder auch Benutzerfreundlichkeit, ist vielmehr ein Teil der User Experience. Sie ist im Grunde die Gebrauchstauglichkeit eines interaktiven Systems. Die User Experience dagegen beinhaltet zusätzlich noch Empfindungen, die wir vor, während und nach dem Nutzen eines interaktiven Systems wahrnehmen.

Die Benutzerfreundlichkeit hat einen großen Einfluss darauf, ob wir das Nutzen von digitalen Medien als Erlebnis empfinden, oder nicht. Ziel der Usability ist es, Nutzer effektiv, effizient und intuitiv an das gewünschte Ziel zu führen. Weitere Usability Pannen findet ihr auf dieser Seite.

Auch die Benutzung eines Kassenautomaten
kann zur Herausforderung werden

Vereinfacht gesagt: Die Benutzerfreundlichkeit ist der Weg, den User zurücklegen müssen, um an das gewünschte Ziel oder das Produkt einer Anwendung zu kommen. Ist der Weg kurz und ohne Hindernisse, sind wir am Ende entspannt und gut gelaunt. Gleicht die Strecke aber einem Blindflug durch eine Großstadt ohne Stadtplan, haben wir am Ziel die Nase voll, falls wir nicht vorher schon aufgeben und nach etwas anderem Ausschau halten. Auf das Produkt haben wir dann letztlich keine Lust mehr, auch wenn es uns eigentlich gefällt.

Fakt ist, dass auch unsere Erfahrung im Umgang mit digitalen Medien steigt. Dadurch werden auch die Ansprüche an Webauftritte immer größer. Wir möchten unterhalten werden. Das gewünschte Produkt oder Ziel wollen wir mit geringem Aufwand, so schnell wie möglich erreichen. Eine tolle Möglichkeit, Ziele schnell zu erreichen, ist beispielsweise der Microcontent. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr dazu.

Gute Usability zeichnet sich dadurch aus, dass Vorgehensweisen und Handlungen intuitiv erfolgen. Immer dann, wenn Schritte zum Erreichen des Ziels unklar sind, muss die Benutzerfreundlichkeit an dieser Stelle hinterfragt werden. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Navigationsstruktur von Websites. Müssen wir erst überlegen, welche Menüpunkte wir anklicken müssen, um auf die gewünschte Unterseite zu gelangen, unterbricht das zu diesem Zeitpunkt automatisch unser Nutzungserlebnis. Wie toll umgesetzte Usability und User Experience aussehen kann, zeigen beispielsweise Netflix oder Apple.

Der Schlüssel zum Erfolg

Was also ist der Erfolgsfaktor, um eine reibungslose, intuitive Usability zu schaffen und dadurch die User Experience nachhaltig zu verbessern? Ganz klar – wir User!

Fast täglich begegnen uns im Alltag und im Web Paradebeispiele von schlecht umgesetzter Benutzerfreundlichkeit und missachteten Nutzerbedürfnissen. Ist es wirklich so schwer, die Bedürfnisse der Nutzer zu identifizieren und umzusetzen? Tatsächlich kann das, je nach Produkt und Zielgruppe, schnell zu einem komplexen Sachverhalt werden. Einer der wichtigsten Aspekte und gleichzeitig eine der häufigsten Fehlerquellen bei der Entwicklung von usability-optimierten Systemen ist die Richtung der Denkweise. So sind viele interaktive Anwendungen eigentlich tolle Produkte. Oft mangelt es schlicht bereits bei der Konzeption an der nötigen Empathie für die User und deren Herangehensweise an Problemstellungen. Um dem vorzubeugen kann man sich  folgende Fragen stellen:

  • Wer ist eigentlich die Zielgruppe?
  • Was erwarten Nutzer von meinem Produkt?
  • Welches konkrete Ziel haben sie beim Anwenden des Systems?
  • Welche Kenntnisse bzw. Wissensstand haben sie?
  • Welche Erfahrungen haben sie im Umgang mit ähnlichen Systemen?
  • Wie würden User Aufgaben umsetzen, um an das Ziel zu kommen?

So können Systeme gestaltet werden, die der Zielgruppe, deren Wissensstand und Erfahrungen gerecht werden. Beispielsweise können verwirrende Abkürzungen vermieden und sinnvolle an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Auch grundlegende inhaltliche und strukturelle Fragen können dadurch geklärt werden. Die Kenntnis der Zielgruppe spiegelt sich dann in Stimmung, Funktionalität und Gestaltung wieder. Diese Aspekte bilden gleichzeitig auch die Basis für eine überzeugende User Experience.

Usability Testing

Bei der Identifikation von Herangehensweisen sollte man definitiv auch in Betracht ziehen, Usability Tests anzuwenden. Man sollte das Produkt bereits während der Entwicklung nach dem Prinzip des Usability Engineerings immer wieder an Personen der Zielgruppe testen. So werden Problemstellungen schnell und frühzeitig erkannt.

Benutzerbeobachtungen, Fragebögen, Eye-Tracking oder Card Sorting Studien sind nur einige Möglichkeiten, die extrem hilfreich sein können. Bei welchen Anwendungsfällen welche Testmethode sinnvoll ist, erklärt die Norman Nielsen Group in diesem Artikel.

Mehr über Usability Testing und gängige Testmethoden findet ihr auf der Seite Usability.de. Oder auch direkt im Labor für Medienforschung der Hochschule Offenburg.

Fazit

Wer heutzutage erfolgreich Produkte vor allem mittels interaktiver Anwendungen wie Websites oder Apps vermarkten möchte, kommt an den Begriffen Usability und User Experience nicht vorbei. Wichtig ist dabei vor allem, den Fokus auf die User der Anwendung zu legen. Es gilt, deren Bedürfnisse zu identifizieren und diese so früh wie möglich in die Konzeption einzubeziehen. Nur dann können wirklich nutzerzentrierte Anwendungen geschaffen werden. Das Ergebnis sind letztlich glückliche Nutzer, deren Nutzen der Anwendung keinem Blindflug durch eine fremde Metropole ähnelt, sondern einer entspannten Großstadttour.