Zwischen Lindy Hop und Informatik mit Tom Rüdebusch
von Theresa BelzVeröffentlicht am
Er gilt als Gründervater von MI und man verbindet ihn direkt mit dem Modul Informatik I. Doch welche Person ist Tom Rüdebusch sobald der Rechner runtergefahren ist?
Ein Lächeln auf dem Gesicht sowie eine klare, sympathische Ausstrahlung. Tom Rüdebusch ist einer der Menschen, die man wohl noch nie schlecht gelaunt angetroffen hat. Genauso werde ich beim Interview von ihm auch empfangen. Strahlend bietet er mir einen Oreo-Keks an und man merkt, dass er sich gerne Zeit genommen hat. Es ist immer wieder beeindruckend, wie er es schafft trotz seiner anspruchsvollen Informatik-Modulen, die jedes Semester Studierende zur Verzweiflung bringen, ein sehr beliebter Professor zu sein.
„Wenn ich von Absolventen höre, wie viel ihnen meine Module in der Berufswelt bringen, dann bin ich wahnsinnig stolz. Es fühlt sich einfach unglaublich an, als einzelne Person so vielen Studierenden etwas beibringen zu können.“ Vor allem über den jedem bekannten „Aha“-Effekt, nach ausführlichem Erklären in seinen Vorlesungen freut er sich.
„Es fühlt sich einfach unglaublich an, als einzelne Person so vielen Studierenden etwas beibringen zu können.“
Tom Rüdebusch
Dabei wollte er als Kind eigentlich gerne Pilot werden. Als jedoch die ersten Rechner auf den Markt kamen und er extra sein Motorrad verkaufte um sich ein Computer-Bauset zu kaufen, stand für ihn fest, dass es Informatik werden sollte.
Er verließ seine Heimat in Hessen für ein Informatik Studium an der Universität in Karlsruhe. Dem heutigen KIT. Seine erste Stelle war bei der SAP in Walldorf. „Es war die Zeit in der das World Wide Web aufkam. Ich war also von vornherein dabei.“, erklärt er und schmunzelt bei dem Gedanken an diese Zeit. Den Kontakt zur Studentenwelt hatte er durch das Betreuen von Diplomarbeiten jedoch nie verloren. „Mir war klar, dass ich noch mehr mit Studierenden arbeiten wollte und so kam die Ausschreibung als Professor für Informatik genau richtig.“ Von Winfried Lieber und Andreas Christ wurde er als erster Professor, für den von ihnen konzipierten Studiengang Medien und Informationswesen berufen. So legte er im Wintersemester 1996 mit 35 Studierenden im B-Gebäude den Grundstein für einen damals schon zukunftsweisenden Studiengang.
Auf die Frage, wie sein Leben aussehen würde, wenn er nicht arbeiten müsste antwortet er folgendes: „Genau so wie es jetzt ist. Ich habe sehr viel Spaß an meinem Beruf und natürlich an meinen Hobbies.“ Tom Rüdebusch mag das Laufen und bastelt, wie ich es insgeheim vermutet hatte, gerne an Elektronik herum. Was jedoch für den ein oder anderen überraschend sein könnte ist, dass er eine Leidenschaft für Lindy Hop hat. „Man tanzt dabei auf Songs der 1930er Jahre. Beim Swing-Dance kann man sowohl alleine als auch mit Partner tanzen. Mir gefällt es, dass man viele Freiheiten hat und immer auf tolle Leute trifft.“, erzählt er mir und seine Augen leuchten noch mehr als sonst. Der regelmäßige Besuch von Festivals auf der ganzen Welt bestätigt, was für ein großer Bestandteil seines Lebens der Lindy Hop ist.
Swing-Stars wie Count Basie und Ella Fitzgerald hört er besonders gerne. Sein bestes Lindy Hop Erlebnis war als er mit der „Queen of Swing“ Norma Miller, die nächstes Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, Kaffee trinken durfte. „Es war einfach unglaublich sie zu treffen. Man muss sich einmal vorstellen, dass diese Ohren Ella Fitzgerald hörten und ihre Beine damals noch im originalen Savoy Ballroom in New York tanzten.“ Neben Swing-Musik findet Tom Rüdebusch auch Bands wie „The Offspring“, „Bowling for Soup“ oder „Green Day“, was ein großes Plakat in seinem Büro zeigt, toll.
„Wenn ich die Chance hätte, eine Sache auf der Welt zu ändern, dann wäre es mehr Toleranz.“
Tom Rüdebusch
So gut wie man sich mit ihm über die fröhlichen Dinge des Lebens unterhalten kann, kann man mit ihm jedoch auch ernste Themen bereden. „Wenn ich die Chance hätte, eine Sache auf der Welt zu ändern, dann wäre es mehr Toleranz. Wichtig finde ich, dass Menschen und Kulturen zusammen kommen um miteinander zu reden und Respekt voreinander haben. Oft hat man selbst Vorurteile und merkt im Gespräch, dass der andere doch eigentlich ganz nett ist.“ Sein Ziel dabei: Konflikte lösen oder am besten gar nicht erst aufkommen lassen.
Dazu passt auch, dass er Auslandsbeauftragter der Fakultät M+I ist. „Englisch fasziniert mich besonders, weil ich so mit Menschen reden kann, deren Muttersprache ich nicht verstehe.“ Und auch für das Reisen kann er sich, wie für so viele Sachen, begeistern. Auf die Frage, ob er lieber in die Vergangenheit oder Zukunft reisen würde, antwortet er jedoch nachdenklich. „Ich würde ungern in die Zukunft reisen. Zu wissen was mich erwartet macht das Leben in der Gegenwart doch irgendwie unspektakulär. Ich möchte mir lieber alles offen halten und gespannt bleiben.“
Angst hat er davor, dass Unvorhergesehenes passiert. Dinge, die er nicht beeinflussen kann. „Ich denke jeder kennt das und erlebt früher oder später so etwas. Das besorgt mich. Je älter man wird, desto mehr in der Richtung hat man halt auch schon erlebt.“
Worauf er in seinem Leben niemals verzichten könnte, ist natürlich das Lindy Hop Tanzen. Die Freude wenn er davon spricht ist nicht zu übersehen. Er ist durch und durch ein Optimist, der Spaß am Leben hat. Dazu passt auch die Signatur von Norma Miller, welche sie ihm in sein Buch von ihr, das als Trophäe in seinem Regal zuhause steht, geschrieben hat: „Dear Tom, Keep On Swinging.“.