Studium

Vom Master auf den englischen Rasen – DEC Alumna Laura Vetterlein

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Vom Master auf den englischen Rasen – DEC Alumna Laura Vetterlein

Fußballer*in. Der Traum von vielen Kindern und Jugendlichen, wenn sie gefragt werden, was sie später beruflich machen wollen. Viele schaffen den Sprung in den Profibereich nicht und schlagen einen anderen Karriereweg ein. Ich stelle dir heute eine Alumna vor, die nicht nur den Master in Dialogmarketing und E-Commerce in der Tasche hat, sondern auch Profifußballerin ist. 

Es ist ein sonniger Montagnachmittag, als ich mich mit Laura Vetterlein über Zoom verabrede. Ich möchte von ihr erfahren, warum sie sich für den Master Dialogmarketing und E-Commerce (DEC) an der Hochschule Offenburg entschieden hat und wie man das Masterstudium und eine sportliche Karriere unter einen Hut bringen kann. Zudem gibt Laura spannende Einblicke in ihren Alltag als Profifußballerin und ihre berufliche Zukunft nach der Fußballkarriere. 

Lauras Werdegang bis zum DEC Master

Nach dem Abitur und ihren ersten Schritten im Profifußballbereich beim 1. FC Saarbrücken wechselte Laura 2011 zum VfL Wolfsburg. Parallel zu ihrer Spielzeit bei den Wölfinnen absolvierte sie ihr Bachelorstudium in International Management an der Hochschule Ansbach. Durch den breitgefächerten Studiengang hatte sie die Möglichkeit, Themenrichtungen, die sie besonders interessieren, zu erkennen. Zudem ist diese Hochschule darauf spezialisiert, Profisportler*innen den Bachelor im Fernstudium ohne Zeitdruck zu ermöglichen. Dadurch können Training, Spiele und der Studienabschluss flexibel miteinander vereinbart werden. Nach vier erfolgreichen Jahren in Wolfsburg und einem Bachelor in der Tasche wechselte die gebürtige Nollingerin 2015 zum SC Sand in die Ortenau. 

Mit dem Bachelorabschluss wollte Laura sich nicht zufriedengeben und entschied sich nach der Ankunft in der Ortenau noch ein Masterstudium zu beginnen. Eine Person, die sie dazu inspiriert hat, ist Nadine Keßler, Weltfußballerin 2014, UEFA-Abteilungsleiterin und eine Freundin von Laura. Sie sei eine Person, zu der Laura immer aufgeschaut habe und die ebenfalls ihren Fokus nicht ausschließlich auf den Fußball gelegt habe, sondern sich stets weitere Optionen offenhielt. Aus diesem Grund habe sie sich dafür entschieden, schon frühzeitig die Weichen zu stellen, um nach dem Ende ihrer Profikarriere einen guten Übergang in den Beruf zu haben.

Als ich sie frage, warum sie den Master DEC an der Hochschule Offenburg gewählt hat, nennt sie mir mehrere Gründe: 

  • Die Nähe zur Hochschule durch die Anstellung beim SC Sand
  • Großes Interesse an Marketing
  • Empfehlungen aus der Gegend
  • Mentor vom SC Sand, der sie bei der Suche unterstützt hat

Der Studiengang DEC hat Zukunftspotenzial, ist modern und innovativ und passt zu mir.

Laura Vetterlein

Master und Profikarriere – das Spiel mit der Zeit

Die große Frage, die mich am meisten interessiert hat, war, wie man einen Master mit einer Profikarriere im Fußball vereinbart. Denn obwohl viele Studierende während des Studiums einen Job oder eine Werkstudent*innentätigkeit ausüben, ist der Zeitaufwand und die Anstrengung mit einer Profikarriere kaum vergleichbar. Als ich Laura darauf anspreche, gibt sie zu, dass sie am Anfang auch ein bisschen Bauchschmerzen hatte, wie sie das alles hinbekommen sollte. Vor allem die vielen Projekte und die damit verbundenen Deadlines machten es nicht unbedingt einfacher für sie. Am wichtigsten sei es, sich selbst und in den Projektgruppen gut zu organisieren

Es ist alles eine Frage von Organisation und Zeitmanagement.

Laura Vetterlein

Ein großer Vorteil war es, dass Laura nur selten persönlich in der Hochschule anwesend sein musste. Dadurch konnte sie sich ihre Termine so legen, dass es in ihre Pläne passte. Gleichzeitig priorisierte Laura bei einer unvermeidlichen Überschneidung von Studium und Fußball, das Studium. In den Projektgruppen sei es für sie wichtig gewesen, dass ihre Mitstudierenden Rücksicht auf ihren Zeitplan nahmen. In den Zeitfenstern, in denen der Fußball nicht ihren Alltag bestimmte, gab sie immer Vollgas und trieb die vielen Projekte auch an. Dennoch gab es immer wieder Situationen, in denen Laura daran zweifelte, wie sie alles schaffen sollte. Im Nachhinein kann sie aber sagen, dass im Großen und Ganzen alles gut geklappt habe. Man bekomme das schließlich alles irgendwie während der aktiven Karriere hin, auch wenn es wirklich schwierig sei, mit der fehlenden Zeit. 

  • U17-Europameisterin 2009
  • Champions-League-Siegerin 2013, 2014
  • Deutsche Meisterin 2013, 2014
  • DFB-Pokal-Siegerin 2013, 2015
  • Aktueller Verein (Stand Juni 2021): FC Zürich

Auf die Frage, ob ihre Kommiliton*innen wussten, wer da eigentlich neben ihnen saß (dreifache Triplesiegerin wird nicht jede*r) oder was sie macht, antwortet sie gut gelaunt, dass sie sich einfach nur mit Namen vorgestellt habe und dass sie eben „ein bisschen“ Fußball spiele. Wenn die Mitstudierenden etwas mehr nachgehakt haben, hätten diese dann schon gemerkt, dass sie Fußball auf professionellem Niveau spiele und dass dies ihr Hauptjob sei.  

Ich versuche bzw. habe versucht, das gar nicht so an die große Glocke zu hängen, weil man ja oft schon in eine gewisse Schublade gesteckt wird!

Laura Vetterlein

Das klassische Studierendenleben sah bei Laura allerdings ein wenig anders aus. Sie hatte jeden Tag Training. Dazu kamen noch die Spiele am Wochenende, davon jedes zweite Wochenende eine Auswärtsfahrt, bei welcher man im Bus quer durch Deutschland fährt. Ganz schön stressig denke ich mir. Laura sagt jedoch, dass die Zeiten, in denen man ein paar Stunden im Bus sitzt, perfekt seien, um etwas für die Hochschule zu machen. Während man auf dem Trainingsplatz steht, gehe das eher weniger, sagt sie und lacht. 

Lieblingsfächer, Tipps und Co.

Als ich sie frage, ob sie ein bestimmtes Lieblingsfach hatte, das sie auf jeden Fall weiterempfehlen kann, lacht sie und sagt, dass sie wohl Herr Prof. Dr. Zerres erwähnen muss. Die Pflichtveranstaltung Social Media Marketing mit 3 ECTS und 2 SWS (Semesterwochenstunden) bei ihm habe ihr am meisten gefallen, da dies auch der Bereich sei, mit dem man täglich zu tun habe und in dem man sich täglich bewegt. Sie müsse da schon zugeben, dass ihr solche Veranstaltungen besser gefallen haben als Statistik und Data Modelling. 
Laura würde den Master auf jeden Fall noch einmal machen. Vor allem der Praxisbezug, den DEC ermöglicht, findet sie sehr toll. Es sei ganz selten vorgekommen, dass man in der Vorlesung saß und trockene Themen bearbeitet habe. Darüber hinaus könne man direkt Kontakte in die Wirtschaft knüpfen, da man bei vielen Projekten Unternehmen aus der Region kennenlernt.

Dies ist auch ihr Tipp an Studierende. Durch den Master könne man sich ein extrem gutes Netzwerk aufbauen. Natürlich seien die Inhalte in den jeweiligen Fächern auch interessant, aber das Netzwerk, nicht nur mit den Unternehmen, sondern auch mit den Kommiliton*innen, könne neue Türen öffnen.

Für sie haben die Kontakte bis jetzt eine weniger große Rolle gespielt, da sie direkt nach dem Master nach England gezogen ist, um dort ihre Profikarriere weiter zu verfolgen. Aber schaden kann es ja nicht. Falls du dir unsicher bist, wie man sich gut vernetzt, gibt es im Newsroom einen kleinen Beitrag für dich zum Lesen, der sich genauer mit dem Thema Networking befasst. 

Nach dem Master ab nach England – Arbeitsalltag als Profifußballerin

Laura hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, ins Ausland zu gehen, um dort neue Erfahrungen zu sammeln. Nachdem sie 2019 den Master erlangte, verließ sie Deutschland und den SC Sand und wechselte zu West Ham United nach England. 

Spiel der West Ham United Frauen

Der typische Arbeitsalltag als Profifußballerin beginnt bei Laura meistens um sieben Uhr morgens, damit sie noch einige Dinge vor dem Training erledigen kann. Die Trainingseinheiten, Besprechungen und Physiotherapiestunden starten jeden Tag gegen 9 Uhr und enden meistens zwischen 15 und 16 Uhr. Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Während die anderen Spielerinnen nach 16 Uhr meistens Feierabend haben und den Tag ruhig ausklingen lassen, geht der Tag für Laura weiter. Laura ist nämlich nicht nur Profifußballerin, sondern macht nebenher noch eine Ausbildung als UEFA-A-Lizenztrainerin, ist Initiatorin für das Projekt PLAY FOR HER und hat sich noch als Barista in einem Café versucht. Ihre Barista Karriere musste sie jedoch frühzeitig beenden, da diese den zeitlichen Rahmen dann doch irgendwann gesprengt hatte. 

Zusammen mit Lina Magull, Spielerin beim FC Bayern München, Julia Simic, ehemalige Profifußballerin zuletzt beim AC Mailand will Laura junge Fußballerinnen inspirieren. Hierbei erzählen sie nicht nur von ihrem Arbeitsalltag, sondern sprechen auch Dinge wie das richtige Mindset und Ernährung an. Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall. 

9 to 5 nach dem Fußball? 

Mit 29 Jahren ist Laura nicht mehr die jüngste im Fußball und will langsam den Übergang ins ‚normale‘ Berufsleben angehen. Ein paar Tage vor unserem Gespräch veröffentliche West Ham United, dass Laura den Verein verlässt. Ihr neuer Arbeitgeber ist der FC Zürich Frauen

Für sie ist es nach der aktiven Karriere als Fußballspielerin trotzdem extrem wichtig, so nahe wie möglich am Fußball zu bleiben. Sie könne sich kaum vorstellen, in einem klassischen 9 to 5 Job glücklich zu werden und bräuchte auf jeden Fall einen Ausgleich als Trainerin. Ein Vollzeitjob als Trainerin wäre aber auch nicht das Perfekte für sie, sagt sie und lacht. Da bräuchte sie noch etwas, dass sie stärker mental herausfordert. Es sei eben typisch für sie, dass sie nicht nur eine Sache macht, sondern mehrere Dinge braucht. Diesem Statement kann ich auf jeden Fall nach dem Gespräch zustimmen. Die drei Adjektive, die sie beschreiben, sagt sie, seien ehrgeizig, sportverrückt und fröhlich. Genau diese Aspekte haben sich auch im Interview bestätigt, obwohl ich vielleicht noch der Aspekt der Bodenständigkeit hinzufügen würde.

Ich bin gespannt auf Lauras weitere Reise und Projekte, die sicherlich kommen werden. Wenn du ihre Reise verfolgen möchtest, kannst du ihr auf Instagram folgen.

Bildquellen

Bereitgestellt von Laura Vetterlein