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Hate Speech – Worte, die das Mark erschüttern

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Hate Speech – Worte, die das Mark erschüttern

F *ck dich, du H*re! Ich spucke auf dich, du Schwuchtel! Kill the N*gger! oder F*ck dein Leben du egoistischer Bastard! – Die dunkle Seite der sozialen Medien wird mit nur einem Klick in die Kommentarfunktion sichtbar. Beleidigungen, Hetze und Erniedrigungen sind auf absurde Art und Weise Teil unseres Alltags geworden. Meist versteckt hinter anonymen Fake-Profilen werden täglich jegliche menschliche Grenzen überschritten. Dieser Artikel soll den Hass im Netz anklagen und verdeutlichen, welche Macht Worte haben.

Die Macht der Worte: Eine Geschichte über Hate Speech

Die anschließende Geschichte ist völlig fiktional und enthält negative Darstellungen und/oder nicht korrekte Behandlungen von Menschen. Anstatt über solche Inhalte zu schweigen, ist es wichtig, ihre schädlichen Auswirkungen aufzuzeigen, aus ihnen zu lernen und Unterhaltungen anzuregen, welche zu einer gemeinsamen Zukunft ohne Beleidigungen und Diskriminierung beitragen sollen.

Sara gab ihrem kleinen Bruder noch ein Kuss auf die Stirn und nahm ihre Eltern noch einmal fest in den Arm, bevor sie nach einem Kurzurlaub in der Heimat wieder zurück nach Berlin fuhr. In Berlin studiert die intelligente und ehrgeizige junge Frau. Nebenbei ist sie in den sozialen Medien aktiv und hält dort immer wieder Ausschnitte ihres scheinbar makellosen Lebens fest. Von außen betrachtet gibt es an diesem Leben auch nichts auszusetzen, eine hübsche junge Frau, welche in einer harmonischen Familie aufwuchs, erfolgreich studiert und große Träume hat.

Doch schon immer plagen Sara Selbstzweifel über ihre Person und allen voran über ihr Äußeres. Es gibt Tage, an denen die Zweifel sie überwältigen und andere, wo es eigentlich „ganz okay“ ist. Obwohl es augenscheinlich keine Gründe für Unsicherheiten gibt, fühlen diese sich in Ihrem Kopf sehr real an. Aber sie hat schon immer alles mit sich selbst ausgemacht, denn schließlich ist sie stark und zudem geht es ihrer Meinung nach den meisten jungen Frauen so. Also hält sie die Fassade aufrecht und lässt sich nichts anmerken, wenn sie zur Uni geht oder sich mit ihren Freunden trifft.         

Die sozialen Medien sind für sie ein Zufluchtsort, in denen sie, durch die Kommentare ihrer Community, viel Zuspruch findet. Ihre Selbstzweifel kann sie so häufig für einige Zeit vergessen. Jedoch kommt es immer wieder vor, dass sie etwas unter ihren Beiträgen liest, was deutlich stärker wiegt, als die vielen positiven Nachrichten. Nämlich einzelne Kommentare von fremden Menschen, die ihre Selbstzweifel verstärken und sie traurig stimmen. Zwar gibt es Phasen, in denen sie über diese Seite der Online-Präsenz nachdenkt, doch die Likes spielen eine zu große Rolle in ihrem Leben, weshalb ein Aufhören nicht in Frage kommt. So war es auch an diesem Abend. Sara ist nach einem anstrengenden Tag zu Hause angekommen und postet ein Bild auf Instagram. Ein harmloses Selfie, auf dem sie lächelt, aber ihre Augen eine leichte Anspannung verraten. Ein Bild, dass sie schön fand und dass sie gerne mit ihrer Community teilen würde. Ein Bild, dass jedoch einiges verändern würde.

Selbstzweifel

Die Kommentare beginnen langsam einzutrudeln und zunächst scheinen sie positiv zu sein. „Du siehst wunderschön aus!“ und „Dein Lächeln bringt Freude in meinen Tag!“ Aber dann tauchen die ersten Hasskommentare auf. Kommentare, die ihre Seele durchbohren und ihre Unsicherheiten verstärken. Kommentare, die immer mehr werden und alle anderen überwiegen…

…Wie die Geschichte weitergeht, entscheidest Du! …Wie würdest Du an Saras Stelle handeln? …Würdest Du Dich öffnen und nach Hilfe fragen oder bist Du eher der Typ: „Ich reiße mich zusammen und mache das alleine?“…Du hast die Wahl!… Du hast den Ausgang dieser Geschichte in Deiner Hand!

mit Hilfe
Eingehender Anruf

Tief in der Dunkelheit findet Sara einen kleinen Funken Hoffnung. Ein Moment der Klarheit, in dem sie erkennt, dass sie nicht länger alleine gegen den Sturm der Hasskommentare ankämpfen kann. Trotz der Angst und der Selbstzweifel, öffnet sie sich ihrer Familie und ihren engsten Freunden über das, was sie durchmacht.

Die Sitzungen mit einer Therapeutin helfen Sara, die Ursachen ihrer tiefen Unsicherheiten und Selbstzweifel zu erkennen. Sie stellt fest, dass die Hasskommentare nicht wirklich etwas mit ihr zu tun haben, sondern eine Projektion von Unsicherheiten anderer Menschen sind. Gemeinsam erarbeiten sie Bewältigungsstrategien und Techniken, um das negative Selbstbild zu verändern.

Parallel dazu reduziert Sara ihre Online-Präsenz und distanziert sich von den sozialen Medien, die einst eine Quelle der Freude waren. Sie konzentriert sich darauf, ihre innere Stärke wieder aufzubauen und an ihrer eigenen Wertschätzung zu arbeiten, fernab von den Bewertungen und Likes fremder Menschen.

Mit der Zeit beginnt Sara, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Sie entdeckt ihre Stärken, Talente und Leidenschaften und fokussiert sich auf ihre Ziele im Studium. Sie findet Unterstützung in Gleichgesinnten, die sie ermutigen und inspirieren. Gemeinsam schaffen sie eine Atmosphäre des Respekts und der positiven Verstärkung.

Die Hasskommentare sind immer noch präsent, aber Sara hat gelernt, sie als das zu betrachten, was sie sind: Leere Worte von Menschen, die ihre eigenen Unsicherheiten auf andere projizieren. Sie hat gelernt, ihre Würde und ihren Selbstwert unabhängig von den Meinungen anderer zu sehen.

Sara hat es geschafft, ihr Leben trotz der schweren Zeiten und der Hasskommentare wieder aufzubauen. Sie ist glücklicher geworden, nicht durch die Anerkennung der Online-Welt, sondern durch die Anerkennung und Liebe, die sie in sich selbst und in ihrem engsten Umfeld gefunden hat.

ohne Hilfe

Hasskommentare auf Smartphone

Die Hasskommentare nehmen kein Ende. Sie werden immer aggressiver, persönlicher und bedrohlicher. Fremde Menschen, die hinter anonymen Profilen versteckt sind, trauen sich, ihre tiefsten Ängste und Unsicherheiten zu attackieren. Sie versucht, die negativen Worte zu ignorieren, aber sie schleichen sich in jeden Aspekt ihres Lebens. Die Worte zeigen ihre Wirkung mit unerbittlicher Härte. Die Unsicherheiten werden verstärkt und fangen an, ihre Gedanken zu dominieren. Jeder Kommentar zerreißt einen weiteren Teil von Saras Selbstwertgefühl und hält sie in einem Strudel der Verzweiflung gefangen.

Die bisher gut verborgenen Selbstzweifel machen sich nun in ihrer Stimme bemerkbar, wenn sie in der Uni spricht. Sie zieht sich von ihren Freunden zurück, aus Angst, dass sie die Wahrheit hinter ihren Zweifeln erkennen könnten. Selbst ihre Familie drängt sie von sich weg, mit der Befürchtung, schwach und nicht gut genug zu sein. Sie will niemandem mit ihren „vermeintlich“ belanglosen Problemen auf die Nerven gehen. Schließlich geht es anderen bestimmt viel schlechter.

Sara verbringt immer mehr Zeit damit, sich in ihren eigenen Gedanken zu verlieren. Die Online-Welt, die einst eine Zuflucht war, wird zu einem Ort des Schmerzes und der Angst. Sie beginnt, ihre Träume aufzugeben, weil sie nicht mehr an sich selbst glaubt. Die Hasskommentare haben nicht nur ihr Selbstwertgefühl zerstört, sondern auch ihre Hoffnungen und ihren Lebensmut.

In einem dunklen Moment der Verzweiflung und Einsamkeit trifft Sara eine schreckliche Entscheidung. Sie kann den Kampf gegen die Hasskommentare und ihre eigenen inneren Dämonen nicht mehr ertragen. Der Schmerz, der durch die Worte verursacht wurde, hat sie zermürbt, bis sie keinen Ausweg mehr sieht.

Der Bildschirm ihres Laptops bleibt schwarz, als sie den Beitrag löscht, den sie mit so viel Hoffnung geteilt hatte. Die Welt verliert eine junge Frau voller Potenzial, deren Leben von Hasskommentaren zerstört wurde. Aber hinter den Worten, die sie zerstörten, bleibt eine Mahnung, dass Hass im Internet echte und verheerende Konsequenzen haben kann.

Back to Reality

Okay let´s put it in perspective – ah nein! Dieser Beitrag setzt nichts in Perspektive und er relativiert auch nichts. Es ist sowieso schon völlig absurd, dass wir über Hate-Speech überhaupt sprechen müssen. Dieser Beitrag spricht auch nicht darüber, ER KLAGT ES AN, denn der Hass hat Einzug in unseren Alltag gehalten und irgendwie akzeptieren oder ignorieren wir es. Versteckt hinter anonymen Fake-Profilen werden täglich Menschen beleidigt, gemobbt und diskriminiert. Die feigen Personen hinter diesen Aussagen kommen meist ohne Konsequenzen davon. Und verdecken so immer weiter ihre eigenen Unsicherheiten und Unzufriedenheiten. Was mit der Person am anderen Ende des Chats passiert, ist völlig egal. Dass auch die eigenen Liebsten Opfer davon sein könnten, spielt hier wohl keine Rolle.

NO PLACE FOR HATE

Klar, das Leben von Menschen wird nicht immer so stark wie in meiner fiktiven Geschichte beeinflusst. Nicht jeden nimmt das so heftig mit oder es kommt gar zum Suizid, aber dennoch passiert es und vor allem viel zu oft. Und selbst wenn es nur einmal passiert wäre, wurde ein Leben auf völlig unnötige Weise viel zu früh beendet. Meiner Meinung nach verdient jedes einzelne Opfer von Hate Speech oder Cybermobbing, dass wir darüber sprechen, bis diese Unart ein Ende findet.

Um deutlich zu machen, wie vielseitig und willkürlich die Gründe für Hate Speech sind und welche massiven Auswirkungen es auf das Leben von Menschen hat, kannst du dich hier unten durch einige reale Beispiele blättern.

Jasmina Kuhnke

Jasmina Kuhnke, die Comedian, Autorin und Kolumnistin ist wird aufgrund ihres Kampfs gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Sexismus heftig angefeindet. Als 2021 ihre Adresse geleakt wird und sie mehrfach Morddrohungen erhält, muss sie und ihre Familie sogar den Wohnort wechseln. Hilfe seitens der Polizei? Fehlanzeige!

Richard Gutjahr

Richard Gutjahr ist ein freier deutscher Journalist, der vor Ort von den beiden Terroranschlägen in Nizza und München für das ARD berichtete. Aufgrund dieser Berichte und der jüdischen Herkunft seiner Frau wurde ihm und seiner Familie unterstellt, Teil einer internationalen Verschwörung (NWO) zu sein. Über drei Jahre kämpft Gutjahr gegen den Hass und die Hetze im Netz.

Amanda Todd

Amanda Todd war ein 15-jähriges kanadisches Mädchen, das Opfer von Online-Belästigung und Cyber-Mobbing wurde. Im Jahr 2012 veröffentlichte sie ein Video, in dem sie ihre Erfahrungen mit sexueller Ausbeutung und Belästigung schilderte. Das Video verbreitete sich viral, aber trotz ihrer Bemühungen, die Situation zu bewältigen, wurde Amanda weiterhin online gemobbt. Dies führte schließlich zu ihrem tragischen Suizid im selben Jahr.

Zahlen – Daten – Fakten

Wir sprechen leider auch schon lange nicht mehr über Einzelfälle oder Ausnahmen. Viel zu häufig kommt es zu Hass im Netz. Wenn jeder ehrlich zu sich selbst ist, ist er vermutlich auch schon mindestens einmal Zeuge davon geworden. Ein Klick oder Tap in eine zufällige Kommentarspalte und schon sind wir mittendrin.

Nach einer Studie des Vereins Bündnis gegen Cybermobbing waren 32 Prozent der Befragten Deutschen bereits einmal Opfer von Hass und Hetze im Netz. 11,5 Prozent sind sogar regelmäßig betroffen. Eine weitere Studie der Universität Leipzig gab eine 6-prozentige Steigerung des Anteils von Betroffenen in den letzten zwei Jahren an. Zusätzlich zeigt sie auf, dass die Altersgruppe der 16–22-Jährigen am stärksten betroffen ist. In dieser Altersgruppe gab die Hälfte der Befragten an, selbst Opfer von Hasskommentaren geworden zu sein.

Depressionen, ein geringes Selbstwertgefühl und Veränderungen der Persönlichkeit sind häufige Konsequenzen von Cybermobbing. Darüber hinaus wurde bei etwa 15-20 Prozent der Betroffenen ein erhöhtes Risiko für Suchtverhalten beobachtet, einschließlich der Nutzung von Medikamenten, harten Drogen und Alkohol. 15 Prozent der Opfer stufen sich zudem selbst als suizidgefährdet ein.

Passwort Check

Umfrage Hate-Speech

Bist/Warst du auch betroffen von Hate-Speech im Internet?

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Hilfe ist unterwegs

Okay und jetzt ist die Zeit für ein paar Tipps gekommen, wie du dich gegen Hass im Netz schützen kannst –  Ja… das könnte ich so machen. Ich könnte jetzt schreiben, dass du dich selbst lieben musst oder es nicht deine Schuld ist, sondern es eine Projektion der Unsicherheit anderer ist oder vielleicht, dass du Social Media dosierter nutzen und gut aufpassen sollst, was du postest. Wahrscheinlich stimmt das auch alles, aber Spoiler Alert, das mache ich nicht!

REAL TALK! Die Realität ist leider, dass man sich nicht voll und ganz auf Hass im Netz vorbereiten kann, unabhängig davon, wie stark oder selbstbewusst man ist. Es gibt einfach Tage, an denen kann uns scheinbar nichts auf der Welt etwas anhaben, aber wiederum jeden anderen Tag, an denen wir verwundbar sind und uns schon Kleinigkeiten zum Nachdenken bringen. Wie soll ich dann hier vor meinem Laptop sitzen und dir glaubhaft vermitteln, du kannst dich auf eine Flut von Hass-Nachrichten vorbereiten und sie würde einfach von dir abprallen? Es ist auch einfach nur menschlich und okay, wenn sie das nicht tut. Also hoffen wir einfach, dass wir niemals von solchen Angriffen betroffen sind? NEIN!

Wichtig ist, dass wir zusammen immer stärker sind als allein. Solltest du Opfer von Hass im Netz werden oder bist es vielleicht schon geworden, dann suche dir Hilfe. Öffne dich deiner Familie, Freund*innen, Arbeitskolleg*innen, Lehrer*innen oder suche dir direkt professionelle Hilfe. Aber denke nicht mal im Geringsten daran, dass es schwach wäre, nach Hilfe zu fragen. Im Gegenteil, es erfordert Mut und Stärke, sich jemandem anzuvertrauen und den ersten Schritt zur Heilung zu machen. Du bist nicht allein und wirst sehen, dass es viele Menschen gibt, die bereit sind, dir beizustehen.

Du bist wertvoll und es gibt Hoffnung!

Wenn du auf der Suche nach Hilfe bist oder jemanden zum Reden brauchst, hab ich hier für dich drei Möglichkeiten, die dir direkt weiteiterhelfen.

Okay, genug Hate für heute – Let´s spread some Love!!

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