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Clubhouse – Warum war es nur ein Hype?

Lightbox mit Clubhouse App und Kopfhörern
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Clubhouse – Warum war es nur ein Hype?

Anfang des Jahres 2021 wurde mit exklusiven Einladungen zur audiobasierten ­­Social Media App Clubhouse mehr gehandelt als mit Toilettenpapier zu Beginn der Pandemie. Die innovative iOS-App war durch ihr komplett neues und exklusives Geschäftsmodell schnell in aller Munde. Einzigartige live Gespräche fesselten Clubhouse User*innen an ihr Smartphone. Warum Clubhouse nur ein Hype war, erfährst du in diesem Artikel.

Die wichtigsten Fakten zu Clubhouse

Falls du dich noch nie mit Clubhouse beschäftigt hast, möchte ich dir die wichtigsten Fakten und Eigenschaften erklären. Das folgende Video, der Faktencheck und die FAQ sollen dir dabei helfen einen Einblick in die innovative App zu bekommen.

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Clubhouse einfach erklärt

Faktencheck

Erscheinungsjahr: 2020

Lizenz: Freeware mit vorheriger Einladung

Downloads in Deutschland: 385.180 (Februar 2021)

Geschätzter Wert der App: 4 Milliarden Dollar (Stand April 2021)

FAQ zu Clubhouse

Wer steckt hinter Clubhouse?

Die App wurde von den ehemaligen Pinterest und Google Mitarbeitern Paul Davison und Rohan Seth gemeinsam mit ihrem Start-Up Alpha-Exploration entwickelt.

Wie kann sich Clubhouse finanzieren?

Clubhouse finanziert sich über Investmentfirmen wie Andreessen Horowitz oder Kortschak Investments. Ersterer hat nach Informationen des Forbes mehr als 12 Millionen Dollar in die App investiert.

Wie funktioniert Clubhouse?

Jeder Nutzende hat die Möglichkeit, sowohl öffentlichen Räumen beizutreten als auch eigene Räume zu erstellen. In diesen Räumen entstehen Gespräche, wobei es weder Like- noch Kommentarfunktionen gibt. Die Interaktion ist lediglich über das Mikrofon möglich.

Der Hype um Clubhouse

Diagramm zu monatlichen Downloadraten der audiobasierten Social Media App Clubhouse von Dezember 2020 bis März 2021
Vergleich monatlicher Downloads von Dezember bis März

Hypes zeichnen sich dadurch aus, dass sie während ihrer kurzen Dauer eine sehr hohe Aufmerksamkeit erfahren. Dabei entstehen sie meist bei neuen Technologien. Wenn wir uns die Downloadzahlen von Clubhouse genauer anschauen, wird klar, dass zu Beginn des Jahres eine Welle des Interesses auf der ganzen Welt Einzug hielt. Im Februar 2021 wurde Clubhouse ungefähr neun Millionen Mal heruntergeladen. Dies entspricht mehr als der dreifachen Downloadrate von Januar sowie März und markiert somit den Höhepunkt.

Gründe für den Hype

Auch in den deutschen Apple App-Charts war die damals nur für iOS verfügbare App schnell unter den Top 10. Warum erfuhr die App zu Beginn des Jahres 2021 einen solchen Erfolg? Experten sind sich sicher, dass der Hype vor allem aus der Kombination von FOMO („fear of missing out“ = Angst, etwas zu verpassen) und dem Corona-Lockdown resultierte. Diese Angst, kombiniert mit der vorherrschenden Eintönigkeit und der Isolation des Lockdowns, sorgte dafür, dass die Downloadzahlen in die Höhe schnellten. In diesem virtuellen Raum war es wieder möglich mit vielen Personen zusammenzukommen, neue Menschen kennenzulernen und gemeinsame Gespräche zu führen. Auch die künstlich erzeugte Verknappung, durch den alleinigen Zutritt über einen Einladungslink, sorgte für eine besondere Exklusivität.

Ernüchterung nach dem Hype

Doch in der Zwischenzeit wurde es in Deutschland ruhig um Clubhouse. Weder in den sozialen Medien noch in der Presse findet man aktuell positive Berichte oder Informationen zu Clubhouse. Dass Clubhouse weniger Bekanntheit erfährt wie vermutet, zeigt eine Untersuchung,* die unter der Leitung von Tobias Kollmann und Civey entstand. Lediglich 3,6 Prozent der befragten Personen haben Clubhouse bereits genutzt.

*Befragung von 5.000 Bürger*innen und 500 Clubhouse-Nutzer*innen

Nach dem anfänglichen Hype ist Ernüchterung eingetreten.

Tobias Kollmann, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik

Nachdem die Zugänge zu Beginn des Jahres stark umkämpft waren, ist das Interesse gesunken. 47,6 Prozent der Personen, die die App bereits genutzt haben, verwenden sie nur noch selten. Lediglich 12,6 Prozent der Teilnehmenden verwenden Clubhouse täglich.

Weshalb war es nur ein Hype?

Der Datenschutz als großes Problem von Clubhouse

Die Untersuchung von Tobias Kollmann ergab, dass der Datenschutz für die Hälfte der User*innen wichtig ist. Verbunden damit nahm Stiftung Warentest die App schon zu Beginn des Hypes unter die Lupe und entdeckte im Februar 2021 datenschutzrechtliche Lücken und Unklarheiten.

Diagramm zur Wichtigkeit des Datenschutzes bei der Nutzung der Social Media App Clubhouse
Wichtigkeit des Datenschutzes für Nutzende

Diese Daten werden von Clubhouse erfasst
  • Die Räume, die besucht wurden und die Auftenhaltsdauer
  • Die Dauer der App Anwendung
  • Das angewendete Handy und der Mobilfunkanbieter

Clubhouse gibt an, dass alle Talks zur Vermeidung von Hassrede oder Diskriminierung temporär gespeichert werden. Falls es während des Talks keinen Vorfall gibt, dann wird die Aufnahme direkt gelöscht. Dennoch ist unklar, wer Zugriff auf diese temporären Aufnahmen hat. Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass die App Zugriff auf die Kontakte der User*innen möchte. Dies kann aber abgelehnt werden.

Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)
  • Datenschutzerklärung liegt zum jetzigen Zeitpunkt nur in Englisch vor
  • Keine Benennung eines Verantwortlichen für die Datenverarbeitung
  • Lückenhafte Informationen zu Datenverarbeitungszwecken und Speicherdauer
  • Kein Impressum vorhanden

Das Online-Magazin Cybernews gab am 10. April bekannt, dass durch Scraping 1,3 Millionen Daten außerhalb von Clubhouse veröffentlicht wurden. Es handelt sich dabei um Informationen wie Nutzer-ID, Name, Social Media-Account sowie um Informationen zur Followerzahl. Die Verbraucherzentrale warnt, da diese Daten gezielt für Phishing-Angriffe genutzt werden können. Clubhouse widersprach diesem Vorwurf offiziell. Bei den geleakten Daten handelt es sich um öffentliche Daten, die über eine API oder direkt über die App abgerufen werden können.

Clubhouse war nur für iOS verfügbar

Clubhouse war zu seinen Hypezeiten nicht für Android-Nutzende verfügbar. Dabei hatte Googles Betriebssystem im März 2021 in Deutschland einen Marktanteil von 69,8 Prozent. Demnach wurde eine große Gruppe möglicher Nutzer*innen von der Teilnahme ausgeschlossen. Seit dem 09. Mai 2021 gibt es für Android in den USA eine Beta-Version von Clubhouse.

Android is finally here! You can download beta right now in the US, & around the world in the coming days/ weeks.

Clubhouse auf Twitter

Auch die deutschen Android-Nutzer*innen haben in der Zwischenzeit die Möglichkeit die Clubhouse App zu downloaden. Hier stellt sich jedoch die Frage: Ist es dafür nicht schon zu spät?

Clubhouse bietet kaum Mehrwert

Schauen wir uns auch einmal die Seite der Influencer*innen sowie Journalist*innen an. Verschiedene Talks hätten die Content-Creator*innen gerne als Podcast, mit Einverständnis der Sprechenden, in Form eines Mitschnitts veröffentlicht, um einen Mehrwert zu generieren. Dieser Idee hat Clubhouse aber einen Riegel vorgeschoben, da Gespräche nicht nach außen getragen werden dürfen.

Auch das Erstellen von Beiträgen aus den Gesprächen wurde untersagt. Einhergehend mit den zurückgehenden Nutzerzahlen hatte der Aufwand kaum Mehrwert für die Content-Creator*innen. Dementsprechend haben viele ihren Fokus auf Plattformen gelegt, auf denen sie eine größere Reichweite erzielen können.

Influencer*innen sehen keine Mehrwert in Clubhouse
Content-Creator*innen trennen
sich von Clubhouse

Die großen Netzwerke tun es Clubhouse gleich

Netzwerke wie Twitter und Facebook haben das grundlegende Interesse für audiobasierte Apps erkannt und haben Lösungen ausgearbeitet. Mit TwitterSpaces hat Twitter sein Netzwerk um ein Audio-Feature erweitert, das dem Design und den Funktionen von Clubhouse ähnelt. Auch Facebook war nicht untätig und hat live Audio Rooms umgesetzt, die ab Sommer 2021 verfügbar sein sollen.

Vorteilhaft an diesen beiden Plattformen ist das bereits bestehende Vertrauen der Nutzer*innen, da die bekannten Funktionen der beiden sozialen Netzwerke bestehen bleiben und die audiobasierte Lösung lediglich als Add-On hinzukommt. Auch bezüglich des Datenschutzes kann davon ausgegangen werden, dass dieser rechtlich konform angepasst wurde, da es bereits bestehende Datenschutzvorschriften in den beiden sozialen Netzwerken gibt.

Fazit

Lightbox mit Kopfhörern und der Aufschrift Bye Clubhouse
Der Hype ist vorbei – Bye Clubhouse

Im Verlauf dieses Artikels habe ich dir Gründe, wie die FOMO, die Exklusivität von Clubhouse und auch die Eintönigkeit des Lockdowns als Indikatoren für das schnell wachsende Interesse an Clubhouse genannt.

Ebenso kennst du jetzt auch die negativen Aspekte, die dazu geführt haben, dass die Downloadzahlen der App drastisch sanken und dafür sorgten, dass Clubhouse nur ein Hype war.

Nach meiner Recherche bin ich froh, dass ich mich damals nicht von der Corona Langeweile und der FOMO leiten ließ und mir Clubhouse herunterlud. Aktuell sehe ich für mich keinen Mehrwert und einige Risiken. Ich bin mir dennoch sicher, dass es Clubhouse nicht grundlos so schnell an die Spitze der App-Charts geschafft hat und es vielen eine willkommene Abwechslung war beziehungsweise ist. 

Bist du wie ich der Meinung, dass Clubhouse zu viele Risiken birgt und keinen Mehrwert bietet? Dann sind hier Tipps für andere Apps oder Formate:

Meine Tipps für dich!

Wie wäre es mit einem Podcast? Wenn du Zuhören dem Mitreden vorziehst, dann ist ein Podcast genau das richtige für dich! Du kannst eine Vielzahl an verschiedenen Formaten beispielsweise auf Spotify hören. Auch für dein Studium gibt es eine große Auswahl an Podcasts.

Die Live-Podcast App Stereo kannst du für Android und iOS herunterladen. Zum Anwenden benötigst du keine Einladung. Grundlegend unterscheidet sich Stereo vor allem durch die Möglichkeit die Live-Podcasts aufzuzeichnen und später in den gängigen Podcast-Apps hochzuladen. Im Dialog kannst du live zu Wort kommen oder dem Host eine Sprachnachricht senden, die er dann integriert.

Falls du lieber ein Video sehen willst, dann ist das Live-Streaming-Videoportal Twitch die richtige Wahl für dich. Die Livestream-Plattform von Amazon bietet dir eine Vielzahl von Streams aus verschiedenen Kategorien.

Auch online Events jeglicher Art eignen sich hervorragend, um der Langeweile zu entkommen. So kannst du dich weiterbilden und neue Kontakte knüpfen. Halte bei LinkedIn und Xing die Augen offen, es gibt digitale Events, an denen du kostenlos teilnehmen kannst und dir so dein eigenes Business Netzwerk aufbauen kannst.

Quellen

Süddeutsche Zeitung: Was nach Clubhouse kommen könnte

Wikipedia: Clubhouse (App)

Statista: Ranking der beliebtesten iPhone-Apps nach Anzahl der Downloads in Deutschland im Februar 2021

Tagesschau: Der Clubhouse-Hype geht weiter

CHIP: Clubhouse so funktioniert die App der Stunde & so kommen Sie rein

t3N: Hype um Clubhouse: Wie steht es um die Social-App und wo ist meine Einladung?

SEO-Analyse: Hypes Begriffserklärung und Definition

Stiftung Warentest: Clubhouse im Datenschutz-Check

Wikipedia: Tobias Kollmann

Wikipedia: Civey

Civey: Nutzerstudie zu Clubhouse

Stern: Der Hype um „Clubhouse“: Ist er schon vorbei?

Verbraucherzentrale: Clubhouse: Audio-chat mit Mängeln im Datenschutz

Cybernews: Clubhouse data leak: 1.3 million scraped user records leaked online for free

Datenleaks vorbeugen: Mit Daten geizen, eigene Infos schützen

Gabler Wirtschaftslexikon: Phising

Wikipedia: Programmierschnittstelle

CHIP: Über 1 Million Clubhouse-Daten im Netz: So schützen sich Nutzer vor Datenklau

Statista: Vergleich der Marktanteile von Android und iOs am Absatz von Smartphones in Deutschland von Januar 2012 bis 2021

Stern: Clubhouse startet Android-App in den USA bald soll auch Deutschland folgen

Twitter: Clubhouse zu Android-Version

Torben Platzer RAW auf YouTube: Clubhouse Hype vorbei? Da kommt schon die nächste App…

FUTURE BIZ: So funktionieren Twitter Spaces: Social Audio (äh Clubhouse) auf Twitter

tagesschau: Facebook attackiert Clubhouse

Mobilbranche.de: App-Tipp: Stereo will mit Live-Podcasts Clubhouse angreifen

Video- und Bildquellen

Titelbild: Eigene Aufnahme

Clubhouse einfach erklärt: Clubhouse App Tutorial: So funktioniert die neue Social Media App (In 5 Minuten erklärt) von Tutorial Center

Vergleich monatlicher Downloads von Dezember bis März: Eigene Darstellung in Anlehnung an Statista

Wichtigkeit des Datenschutzes für Nutzende: Eigene Darstellung in Anlehnung an Civey

Content-Creator*innen trennen sich von Clubhouse: Foto von Oladimeji Ajegbile von Pexels

Der Hype ist vorbei – Bye Clubhouse: Eigene Aufnahme