Du möchtest nach deinem Studium ein Unternehmen gründen? Aber du weißt nicht, wie das gehen soll? Dann ist Lean Startup genau das Richtige für Dich! Bei Lean Startup handelt es sich um eine neuartige Methode, Startups und neue Unternehmen zu gründen. Schlank, schnell und effizient lautet dabei das Motto.
Wie wurde Lean Startup entwickelt?
Der Erfinder von Lean Startup ist Eric Ries. Er war Student des Universitätsdozenten Steve Blank und hatte schon zwei Mal Unternehmen auf traditionelle Weise gegründet- leider erfolglos. Bei seinem neuen Startup setzte er mit Erfolg das von Blank entwickelte Konzept „Customer Development“ ein. Über seine Misserfolge und Lernerfahrungen berichtete Ries in seinem Blog startup lessons learned. Nach und nach entwickelte er so die Lean Startup Methode und veröffentlichte sein Buch „The Lean Startup“.
„Lean Startup changes everything!“
Steve Blank
Mit diesem reißerischen Satz drückt Blank das revolutionäre Potenzial von Lean Startup aus.
Der traditionelle Weg der Gründung ist meist langwierig. Zunächst wird eine Geschäftsidee entwickelt und ein Businessplan ausgearbeitet. Dann wird ein Finanzplan erstellt und mögliche Investoren werden gesucht. Das Problem ist bei diesem Weg aber, dass Startups genau wie große Unternehmen betrachtet werden. Startups haben aber im Gegensatz zu großen Unternehmen weniger Ressourcen wie Zeit und Geld zur Verfügung. Startups haben außerdem den Vorteil, dass sie schnell und flexibel auf Veränderungen reagieren können. Dieser Vorteil wird durch eine zu detaillierte Planung zunichte gemacht. Je nachdem was für ein Unternehmen gegründet werden soll, ist ein Businessplan natürlich durchaus sinnvoll.
Bei Lean Startup wird stattdessen schnell und ressourcenschonend vorgegangen. Im Kern ist Lean Startup ein sich wiederholender Lernzyklus mit Hilfe dessen wertvolle Lernerfahrung aus Kundenfeedback gewonnen wird. Die Lernerfahrungen ermöglichen es aus einer anfänglichen Geschäftsidee, einen vorläufigen Prototyp (bei Lean Startup „Minimum Viable Product“ genannt) zu entwickeln und zu verbessern. Schlussendlich soll durch Lean Startup ein marktfähiges Produkt entwickelt und ein skalierbares Geschäftsmodell entstehen.
Die Wurzeln von Lean Startup
Die Wurzeln von Lean Startup sind die „Lean Production“ aus der Automobilindustrie, das „Agile Development“ aus der Software-Entwicklung und das von Blank entwickelte „Customer Development“. Eine besonders wichtige Rolle spielt das Customer Development, bei dem der Kunde und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen.
Die fünf Prinzipien von Lean Startup
- Unternehmer sind überall
Ries definiert einen Unternehmer als eine Person, die trotz unsicheren Bedingungen Produkte entwickelt. - Entrepreneurship ist Management
Durch strukturierte Vorgehensweisen kann der Unternehmer schnell lernen, wodurch er schneller auf Neuerungen reagiert und gehandelt werden kann. - Validiertes Lernen
Lernerfahrungen sind elementar wichtig. Durch Experimente sollen die vorher gemachten Annahmen zu Kunden, dem MVP oder dem Geschäftsmodell getestet und ggf. bestätigt werden. - Innovations-Accounting
Das Innovations-Accounting zeigt die bisherigen Lernerfolge und Weiterentwicklungen des MVP auf und macht sie sichtbar. - Bauen, Messen, Lernen
Der Lernzyklus besteht aus drei Teilen: Bauen, Messen und Lernen. Das Produkt wird innerhalb eines Zyklus auf Basis von Kundenfeedback entwickelt und verbessert.
Der Bauen-Messen-Lernen-Zyklus
Die zu Beginn gemachten Annahmen und Hypothesen über Kunden, Minimum Viable Product und Geschäftsmodell werden innerhalb des Bauen-Messen-Lernen-Zyklus überprüft und validiert.
Bauen
Im ersten Schritt „Bauen“ wird ein Minimum Viable Product gebaut und anschließend von Kunden innerhalb eines Experiments getestet.
Messen
Im zweiten Schritt wird das Kundenfeedback gesammelt, um zu erkennen, ob das Minimum Viable Product dem Kunden einen Wert liefert.
Lernen
Im dritten Schritt werden die Ergebnisse der Experimente festgehalten und die aufgestellten Hypothesen bestätigt oder widerlegt.
Ist der Zyklus durchlaufen, so beginnt er wieder von Neuem. Auf Basis der gemachten Lernerfahrung wird das Minimum Viable Product ständig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Kunden angepasst.
Das Minimum Viable Product
Das Minimal Viable Product ist das minimal funktionsfähige Produkt, das für das validierte Lernen im Lernzyklus verwendet wird. Mit Hilfe dieses vorläufigen „Prototypen“ testet das Startup seine Annahmen und Hypothesen im Lernzyklus. Durch das Kundenfeedback wird das MVP in jedem Durchlauf des Lernzyklus Schritt für Schritt an die Bedürfnisse der Kunden angepasst.
Der Vorteil von MVPs liegt darin, dass das Startup schon zu Beginn Umsätze durch die Kunden generieren kann. Letztlich ist es auch wichtig, dass das Startup ein Produkt entwickelt, für das die Kunden auch Geld bezahlen wollen.
Zum Testen der Annahmen stehen verschiedene MVP-Experimente zur Verfügung, z.B. Interview, Beobachtung, Crowd Funding, Smoke Tests, Website Analytics. Bei einem Smoke-Test wird vorgegeben, dass ein noch nicht fertig entwickeltes Produkt schon existiert. Teilweise werden auch Landing-Pages erstellt, bei denen das Produkt und das Wertversprechen vorgestellt werden und der Kunde zu einer Handlung aufgefordert wird, z.B. die E-Mailadresse eingeben.
Ein bekanntes erfolgreiches Beispiel für einen solchen Smoke-Test ist Dropbox. Die Gründer hatten eine gute Idee, aber noch kein fertig entwickeltes Produkt und demonstrierten in einem Video die (theoretische) Funktionsweise von Dropbox. Neben dem Video verlinkten sich auch ihre Webseite. Als das Video veröffentlicht wurde, meldeten sich etliche Interessenten.
Kurswechsel, genannt „Pivot“
Ein Pivot ist ein Kurswechsel, der eintritt, wenn eine Hypothese nicht verifiziert werden kann. Nach mehreren Durchläufen des Lernzyklus Bauen-Messen-Lernen ist es möglich, dass aufgestellte Hypothesen auf Basis der Lernerfahrung nicht bestätigt werden können. Um weiterzukommen muss dann ein Kurswechsel folgen. Beispielsweise muss ein Kurswechsel erfolgen, weil die Kunden nicht bereit waren, für das Produkt Geld zu bezahlen.
Ein weiteres Beispiel für einen Kurswechsel ist der Zoom-Out-Pivot, bei dem die Kunden das Produkt zwar nützlich finden, aber noch weitere Funktionen nachfragen. Zu beachten ist, dass ein Kurswechsel ausschließlich dann durchgeführt werden sollte, wenn die vorliegenden Daten aus den Experimenten eindeutig dafür sprechen.
Fazit
Lean Startup gibt jungen Gründern einen systematischen Ansatz, um aus einer anfänglichen Idee ein marktfähiges Produkt und ein skalierbares Geschäftsmodell zu entwickeln. Wenn Du Interesse hast nach dem Studium zu gründen, dann liefert dir Lean Startup wertvolle Tools, wie du erfolgreich dein eigenes Startup gründest! Weiterführende Informationen und Erklärungen zu Lean Startup findest du in diesen beiden Videos und in diesem Artikel von Steve Blank im Harvard Business Review:
Quellen
Zitat:
https://hbr.org/2013/05/why-the-lean-start-up-changes-everything%20
Buchquellen:
Freiling, J., & Harima, J. (2019). Entrepreneurship. Gründung und Skalierung von Startups. Wiesbaden, Deutschland: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
Eckert, R. (2018). Lean Startup – Eine neue Methode im Wettbewerb um Chancenanteile! (Bd. Führungsinstrumente aus dem Silicon Valley). (S. Grote, & R. Goyk, Hrsg.) Berlin, Deutschland: Springer-Verlag GmbH Deutschland.
Bildquellen
Beitragsbild: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-tasse-becher-laptop-3184632/
zweites Bild: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-hande-menschen-frau-3184287/
drittes Bild: https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-kaffee-schreibtisch-buro-3182765/
Grafik „Der Bauen-Messen-Lernen-Zyklus“ selbst erstellt