Studium

m.gp Studium: Marathon oder Sprint?

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m.gp Studium: Marathon oder Sprint?

Gemeinsam mit Madlen Baron gehe ich dieser Frage auf den Grund.

Es ist ein Freitag an dem Madlen und ich uns zu einem Interview virtuell treffen. Der Pandemie geschuldet via Videocall über den Computer. Bereits mit der Situation vertraut, unterhalten wir uns über ihren Studienverlauf des Bachelorstudiengangs medien. gestaltung und produktion. Madlen hat 2019 ihren Bachelor of Arts an der Hochschule Offenburg abgeschlossen.

Madlen hat im Studiengang m.gp besonders gut die Lehrveranstaltung Gestaltungslehre bei Professor Götz Gruner gefallen. Bei dieser Lehrveranstaltung werden Ideen zu Gemälden und Zeichnungen vorgestellt. Sie erzählt mir, dass Kunstunterricht früher in der Schule auch schon ihr Lieblingsfach war. Im Hauptstudium hatte sie besonders Freude an dem Wahlpflichtfach „Soundkonzeption/ Studio Sounddesign“. Die Möglichkeit Texte schreiben zu können, eigene Projekte zu verwirklichen und mit Effekten sowie Geräuschen zu arbeiten, hat ihr dabei sehr gefallen.

Der Sinn hinter merkwürdigen Pflichtseminaren

Das Pflichtseminar Präsentationstechnik und Rhetorik hat Madlen über das Studium hinaus weiter geholfen und ist ihr in Erinnerung geblieben. In diesem Modul lernen Studierende wie sie ihr Auftreten verbessern. Das Verändern und Verbessern von Präsentationen gehört auch dazu. Madlen erzählt mir, für sie war es vor dem Seminar schwierig, vor anderen eine Präsentation zu halten. Präsentationstechnik und Rhetorik ist berüchtigt für seltsame Atemübungen und Ballakrobatik. Ich erzähle ihr, dass meine Kommilitonen nicht wirklich mit Vorfreude auf die merkwürdigen Übungen blicken. Madlen bestätigt ebenfalls, dass ihr Semester die gleiche „Begeisterung“ zeigte und ihnen das Pflichtseminar komisch vorkam.

Trotz seltsamer Techniken hat das Seminar ihr geholfen, ihre Fähigkeiten auszubauen. Obwohl sie sich das vorher nicht zugetraut hätte, ist ihr bewusst geworden, dass sie es schaffen kann, Vorträge besser zu präsentieren. Sie erklärt, wenn man sich darauf einlassen würde, verstände man auch den Grund dieser Übungen. „Ich musste über meinen Schatten springen und habe etwas geschafft, was ich mir selbst nicht zugetraut habe. Das war wie ein kleiner Selbstbewusstseins-Boost“, so Madlen. Die Sinn hinter dem Seminar wäre, dass man einfach mal ins kalte Wasser springen solle, ohne sich zu sehr verrückt zu machen, erklärt sie mir.

Das war wie ein kleiner Selbstbewusstseins-Boost.

Madlen Baron

Es kommt ganz darauf an, worauf der Fokus im Leben liegt. „Fokussiere ich mich auf die negativen Dinge und bin unglücklich oder konzentriere ich mich auf die schönen Dinge und mache das Beste daraus?“, meint Madlen zu mir. Man ist für sein eigenes Glück selbst verantwortlich. Die eigene Realität sei entweder positiv oder negativ, je nachdem was man selbst daraus mache.

Vorteile & Nachteile eines m.gp Studiums

Studieren bedeutet, selbstbestimmt zu arbeiten. Der Begriff Selbstdisziplin sollte kein Fremdwort sein. Madlen erklärt mir, dass ein Studium das ist, was man daraus macht. Wenn man sich zum Beispiel direkt hinsetzt und aus der Zeit das meiste heraus holt. Sie rät dazu, überall reinzuschnuppern und die breitgefächerten Angebote zu nutzen. Bei den Projekten die frei gewählt werden können, sollten die Studierende verschiedene Dinge ausprobieren. „Nicht nur immer Realfilm, sondern auch mal an einem Animationsfilm oder VFX Projekt mitarbeiten“, rät Madlen.

Die Freiheiten, die Studierende im Studiengang m.gp hätten, zählt sie zu den Vorteilen. Besonders die eigenen Ideen und Projekte umsetzen zu können und die Spezialisierung im Hauptstudium sind ihr wichtig gewesen. Die breitgefächerten Einblicke, die Madlen gewinnen durfte, empfindet sie ebenfalls als positiv.

Als Nachteil sieht Madlen die oftmals fehlenden Informationen zu bestimmten Themen und das häufige Verschieben von Vorlesungen und Kursen.

Madlen hatte früher gerne fotografiert, doch im Grundstudium wurde es zur Pflicht. Da sie auf Knopfdruck kreativ werden musste, bekam die Fotografie einen sauren Beigeschmack. Sie war daher auf der Suche nach einem neuen Interessengebiet und hat ihre Begeisterung für den Videoschnitt gefunden. Im Praxissemster wurde ihre Leidenschaft für den neuen Bereich gefördert. Dieses hat sie in Offenburg bei miba.tv absolviert. Die Produktion von tagesaktuellen Videos war ihre Aufgabe. Redaktionelle Arbeit, darunter die Koordination des Teams und das Schreiben von Beiträgen, war ebenfalls Teil ihrer Arbeit. „Es hat mir viel Spaß gemacht und ich wusste, das möchte ich weiterhin machen“, bestätigte sie mir. Ich frage sie, was ihr am Videoschnitt besonders gefällt? „Man kann seiner Kreativität freien Lauf lassen und sich darin verlieren“, antwortet Madlen. Sie ist experimentierfreudig und hat Spaß, neue Dinge auszuprobieren. Coole Übergänge schaffen und Clips gekonnt in Szene setzen, das gefällt ihr am Videoschnitt.

Projekte und Arbeiten aus dem Studium

Für die Projektarbeit im Hauptstudium hat Madlen zusammen mit zwei Kommilitonen ein 2D Spiel im Pixel-Look mit dem RPG Maker VX Ace umgesetzt. Ihre Aufgabe war die Konzeption, das Interface, das Erstellen von Grafiken und die Dokumentation.

Details der Projektarbeit

„Eine Wikingergeschichte basierend auf der Sage Ragnarok. Ragnarok beschreibt das Ende der Welt in Zerstörung und Untergang. Nach dem Untergang wird eine neue und gereinigte Welt aus dem Meer emporsteigen.“ – Ausschnitt aus der Dokumentation

Das erste Level ist spielbar und hat eine ungefähre Länge von 10 Minuten. Die Entwicklung der Geschichte hat Madlen sehr viel Spaß gemacht. Die gesamte Umsetzung im Pixel Stil war eine neue und interessante Aufgabe für sie.

Madlen hat sich in ihrer Bachelor Arbeit mit dem gängigen Schönheitsideal in den Medien befasst. Sie hat vier Portraits gestaltet und passend zu diesen eine Hintergrundgeschichte kreiert. Dabei geht es um die negativen Erfahrungen der Mädchen mit dem Schönheitsideal der heutigen Gesellschaft.

Details der Bachelor Arbeit

„Wirft man einen Blick in soziale Netzwerke, wie etwa Instagram, fällt schnell auf: Die Frauen und Männer, die hier vorrangig zu sehen sind, entsprechen nicht der Durchschnittsfrau oder dem Durchschnittsmann. Wir vergleichen uns und stellen fest: Sie sind schöner, schlanker und perfekter, als du und ich. Dieser ungesunde Vergleich kann vor allem für junge Menschen gefährlich werden. Meine Bachelorarbeit beschäftigt sich mit genau dieser Thematik. Für meine erste digitale Portraitreihe habe ich vier Frauen digital gemalt (Photoshop + Grafiktablett), für die ich mir jeweils eine Hintergrundgeschichte ausgedacht habe. Sie sind alle dank ihrer Schönheit erfolgreich, aber dennoch unglücklich. Damit möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ein schönes Gesicht und ein trainierter Körper alleine nicht glücklich machen – auch wenn die sozialen Medien manchmal anders vermuten lassen. Das Ziel meiner zweiten Portraitreihe „Von der Natürlichkeit zur Comicfigur“ ist es, den Perfektionswahn noch weiter zu überspitzen. Zwei natürliche Frauen werden mit Photoshop zu makellosen Instagram Models und schließlich zu Comicbuch-Figuren.“ – Ausschnitt aus der Dokumentation für die Bachelorarbeit 

Zukunftspläne hat Madlen schon. Sie würde gerne im Bereich Videoschnitt oder auch in eine redaktionelle Richtung, ähnlich ihrer Tätigkeit im Praxissemester, gehen. Als Digital Producer zu arbeiten könnte sie sich vorstellen.

m.gp Studium: Marathon oder Sprint?

Sprint auf keinen Fall!“, erklärt mir Madlen. Sie erinnert sich an die erste Zeit im Studium. Bei einer Einführung sagten die Professoren, dass sich die Studierenden die Zeit nehmen und diese Zeit auch nutzen sollen. „Natürlich kannst du in sieben Semestern das Studium durchziehen, aber hast du dann wirklich die Projekte umgesetzt, die du machen wolltest?“, so Madlen. Man darf sich für ein größeres Projekt auch länger Zeit nehmen, um dieses auch abzuschließen. Wer sich das Hauptstudium zu voll packt, sprich alle Wahlpflichtfächer und die Projektarbeit in einem Semester, wird merken, welche Herausforderung das bedeutet. „Auch ich habe diesen Fehler gemacht“, sagt Madlen. Am Schluss konnte sie nicht zeitgleich für alle Projekte da sein und musste sogar aus einer Gruppe aussteigen.

Madlen hat das m.gp Studium mit Begeisterung abgeschlossen. Ihr hat besonders gut gefallen, dass sie in die verschiedenen Bereiche reinschnuppern konnte. Sie konnte für sich selbst herausfinden, wo ihre eigenen Stärken und Interessen liegen.

3 Tipps für Studienanfänger

  • Probiert etwas Neues aus. Wagt euch in unbekanntes Terrain
  • Stellt euch Herausforderungen, um die Angst davor zu besiegen
  • Plant die Einteilung im Hauptstudium sorgfältig

Nun zur Frage des Interviews: Ist das m.gp Studium ein Marathon Lauf oder ein Sprint? Das muss jeder selbst entscheiden. Geht ihr das Studium als Sprint an, werdet ihr viele Überstunden in Kauf nehmen und die Freizeit restlos opfern. Ob dann genügend Zeit für längere Projekte und Ideen bleibt, ist fraglich. Dann doch lieber den Marathon Lauf? Hier habt ihr auf jeden Fall Zeit, euch kreativ auszutoben, neue Dinge auszuprobieren und auch größere Projekte in Angriff zu nehmen. Madlen hat die erste Hürde „Bachelor of Arts“ hinter sich. Ich bin gespannt welches nächste Ziel in ihrem Fokus liegt und was die Zukunft für sie bereit hält. Ich danke Madlen für das tolle Gespräch und die Zeit, die sie sich genommen hat, um der Frage des Interviews: Marathon oder Sprint, auf den Grund zu gehen.

  • Ihr habt selbst Probleme, das Hauptstudium sinnvoll zu planen? Dann schaut euch diesen Artikel an: Stundenplan im Hauptstudium
  • Das Praxissemester steht vor der Tür und ihr habt keine Ahnung? Dieser Artikel hilft euch weiter: How to Praxissemester

Bildquellen

Bild 1: Original Bild von Madlen Baron, bearbeitet mit Illustrator von Annika Lacker

Bild 2: Selbstgestaltet von Annika Lacker

Bild 3: Screenshots und Design Beispiele des 2D Spiels, bereitgestellt von Madlen Baron

Bild 4: Bachelor Arbeit Portraits, bereitgestellt von Madlen Baron