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Social Connected und doch alleine?

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Social Connected und doch alleine?

Hunderte digitale Kontakte besitzen wir via Instagram, Facebook und WhatsApp. Doch wen können wir in ungewöhnlichen Situationen anrufen? Wem können wir unsere Probleme und Sorgen erzählen? – Wir sind durch die sozialen Netzwerke vernetzt wie nie zu vor und doch haben wir in der Gesellschaft ein immer stärker werdendes Problem: Einsamkeit.


Warum fühlen wir uns einsam?

Der Influencer Tim Gabel bringt es in einem kurzen YouTube-Video auf den Punkt. Trotz der digitalen Vernetzung und der Möglichkeit neue Freundschaften aufzubauen, fühlen sich vermehrt die Menschen einsam. Doch warum fühlen sich die Menschen zunehmend einsam in einer Welt, die immer vernetzter ist und Kontakte über den Globus vereinfacht möglich macht?

https://youtu.be/9IV9H5NXmBU

Video 1: Digitale Freund*innen und doch alleine

Einsamkeit vs. Alleinsein?

In der Gesellschaft wird Einsamkeit wenig thematisiert und ist ein schambehaftetes Thema. Häufig wird es nur in Verbindung mit den älteren Generationen betrachtet. Jedoch kann Einsamkeit jeden treffen, egal ob jung oder alt.

Es muss jedoch eine Unterscheidung zum Alleinsein erfolgen, da beides nicht dasselbe bedeutet. Alleinsein ist ein selbst gewählter Zustand und kann beinhalten, sich bewusst zurückzuziehen. Dabei kann einer positiven Tätigkeit nachgegangen werden, um die Körperbatterien wieder aufzuladen, beispielsweise dem Meditieren.

Einsamkeit wird im wissenschaftlichen Sinne immer negativ dargestellt. Viele Betroffene beschreiben es als ein schmerzhaftes Gefühl in der Brust, ein Engegefühl oder auch das Unwohlsein in großen Menschenmengen, obwohl man viele Personen kennt. Einsamkeit lässt sich nicht so leicht definieren, denn jeder empfindet dieses Gefühl anders. Dennoch wird es häufig als ein subjektives Gefühl beschrieben, bei dem man keine Nähe verspürt.

42% der Deutschen fühlen sich einsam
Zwischen den Jahren 2013 und 2017 lag die Zahl der Betroffenen, die sich manchmal einsam fühlten, bei 14 Prozent. Während der Corona-Pandemie ist die Zahl auf rund 42 Prozent gestiegen. Diese Informationen veröffentlichte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf deren Webseite. Unter den 15 bis 30-Jährigen fühlten sich während der Pandemie rund 60 Prozent der Menschen einsam.


Wie zeigt sich Einsamkeit?

Wir sind menschliche Wesen, die die Qualität der Quantität an Beziehungen und Freundschaften vorziehen. Demzufolge sind die sozialen Netzwerke hilfreich, um neue Freundschaften aufzubauen, aber sie können die wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen nicht ersetzen. Umso schwerer fällt es uns, wenn wir diese für uns qualitativ hochwertigen Kontakte nicht haben.

Abbild 1: Rückzug von Freunden und Bekannten

Egal ob wir uns in einer glücklichen Partnerschaft, in einem erfolgreichen Beruf oder am Reisen durch die Welt befinden, Einsamkeit kann in verschiedenen Bereichen und Formen unseres Lebens auftreten. Es wird davon ausgegangen, dass die Entstehung von Einsamkeit durch zwei mögliche Ansätze definiert werden kann:

  1. Einsamkeit entsteht aufgrund äußerer Umstände und Situationen.
  2. Einsamkeit entsteht aufgrund bestimmter persönlicher Einstellungen.

Es gibt viele Faktoren, die die Einsamkeit beeinflussen können, beispielsweise die Dauer der Phase und das subjektive Gefühl, wann Einsamkeit verspürt wird.

Anzeichen für Einsamkeit können folgende sein:

Abbild 2: Sechs Anzeichen von Einsamkeit

Zu den genannten Anzeichen ist allgemein zu beobachten, dass sich Einsamkeit auf unsere Gesundheit auswirkt.

„Das Stresssystem im Körper ist bei Menschen, die unter andauernder Einsamkeit leiden, sehr aktiv.“

Dr. Marcus Mund, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Psychologie

Der Pegel des Stresshormon Cortisol ist dauerhaft sehr hoch, wenn wir unter Einsamkeit leiden. Eine zu hohe andauernde Ausschüttung des Cortisols ist für unser Immunsystem nicht gut. Es führt dazu, dass wir anfälliger für Krankheiten sind.


Du glaubst du bist betroffen?

Bei Einsamkeit handelt es sich nicht um eine klar diagnostizierbare Krankheit. Tests im Internet
können eine erste Einschätzung dazu geben, ob du betroffen sein könntest. Von den Testanbietern wird, unabhängig vom Ergebnis, dazu geraten, einen Arzt aufzusuchen.

Abbild 3: Gefühl der Leere und Lustlosigkeit

Solltest du aber in den letzten Monaten extreme Verhaltensänderungen an dir verzeichnet haben, die den oben genannten Symptomen gleichen, kannst du dich bei folgenden Einrichtungen für eine Unterstützung oder für einen weiteren Rat melden. Oder suche den Arzt oder die Ärztin deines Vertrauens auf und rede mit ihm/ihr darüber.


Wie wirkt sich Social Media auf das Phänomen Einsamkeit aus?

Social Media kann ein Auslöser sein, warum wir uns einsam fühlen. Durch die tägliche Nutzung sehen wir, was unsere Freund*innen für aufregende Erlebnisse haben. Wir freuen uns, dass wir diese Erlebnisse direkt mitbekommen. Wir fangen aber auch direkt an, unser Leben mit dem unserer Freund*innen zu vergleichen. Dies kann zu einer verzehrten Wahrnehmung führen und lässt uns glauben, dass die anderen glücklicher und zufriedener leben. Zudem kann dies mit der Angst „Fear of Missing Out“ verbunden sein.

Abbild 4: Social Media Nutzung trotz direkter Kontakt zu Mitmenschen möglich

Social Media soll das Gefühl der Verbundenheit fördern und uns stärker miteinander vernetzen. In besonderen Lebenssituation kann die Nutzung von Social Media hilfreich sein, um sich mit anderen Gleichgesinnten auszutauschen. Aber auf der anderen Seite kann es dazu führen, dass wir weniger Zeit mit unseren direkten Kontakten verbringen.

Dennoch zieht es immer mehr Menschen, die sich einsam fühlen, in die sozialen Netzwerke, um hier ein Gefühl der Verbundenheit zu bekommen. Es zeigt sich demzufolge ein Widerspruch, der selbst in der Wissenschaft noch nicht eindeutig erklärt werden kann. Denn die Nutzung von Social Media kann die Einsamkeit nicht mildern, es verdrängt sie für eine gewisse Zeit nur.

Wie viel Zeit verbringst du in den sozialen Netzwerken? Pflegst du mehr digitale Beziehungen oder doch lieber die direkten Kontakte in der Offline-Welt?


Was kannst du dagegen tun? – Fünf Tipps

1. Fühle in dich hinein

Fühle in dich hinein, wenn du merkst, dass du dich gerade einsam fühlst. Finde heraus, was der Auslöser ist. Liegt es daran, dass du über deine Social Media Kanäle gesehen hast, dass sich Freund*innen ohne dich getroffen haben oder weil du gerade einfach jemanden zum Reden suchst. Beobachte zudem, wie lange das Gefühl da ist. Notiere dir die Erkenntnisse, denn davon kannst du nur lernen.

2. Beschäftige dich mit etwas, was dich erfüllt

Wenn du dich einsam fühlst, gehe einer Beschäftigung nach, die dich erfüllt. Suche dir eine Beschäftigung, die offline stattfindet, beispielsweise Sport, Zeichnen, Töpfern oder etwas ganz Neues, was du schon immer mal ausprobieren wolltest. Die Beschäftigung bringt dich auf andere Gedanken.

3. Übernehme ein Ehrenamt

Wenn du neu in eine Stadt gezogen bist, kann es helfen, sich eine ehrenamtliche Tätigkeit zu suchen, um mit Menschen in Kontakt zu treten. Selbst wenn du schon länger irgendwo wohnst, kannst du ein Ehrenamt übernehmen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Informiere dich hier bei deiner Stadtverwaltung, bei kulturellen Einrichtungen oder auch bei Tierheimen, inwieweit du sie durch ehrenamtliche Tätigkeiten unterstützen kannst.

4. Übe ein neues Hobby aus

Suche dir ein neues Hobby. Das kann beispielsweise das Erlernen einer neuen Sportart sein oder eine kreative Tätigkeit wie Holz schnitzen oder sogar das Erlernen eines Musikinstrumentes sein. Dafür kannst du auch einem Verein beitreten und somit neue Menschen kennenlernen.

5. Lerne neue Leute kennen

Es gibt verschiedene Apps und Plattformen, auf denen Veranstaltungen zum Kennenlernen und Austauschen angeboten werden. Dazu zählen beispielsweise Meetup und meet5.

Über Meetup kannst du dich zu verschiedenen (kostenlosen) Online- und Offline-Veranstaltungen anmelden. Dabei kannst du zwischen verschiedenen Themen wählen – von reinen Networking-Events bis zu Angeboten von Sprach- und Tanzkursen. Hier wird eine bunte Vielfalt für alle geboten. Du kannst selbst sogar Meetups veranstalten und die Menschen miteinander verbinden.

Über meet5 kannst du über verschiedene Gruppentreffen neue Leute kennenlernen. Viele Treffen sind themenbezogen oder ein einfaches lockeres zusammenkommen.


Fazit

Einsamkeit ist ein großes Problem für die Gesellschaft und die eigene Gesundheit. Es ist ein Problem, das immer weitere Kreise zieht und immer mehr Menschen betrifft. Insbesondere innerhalb der letzten Jahre ist die Anzahl der von Einsamkeit Betroffenen gestiegen. Die Möglichkeit der digitalen Vernetzung kann in einem gewissen Maß dabei helfen, sich mit anderen zu vernetzen und sich auszutauschen. Das Leben in der „Offline-Welt“ sollte dennoch nicht vernachlässigt werden, denn die hierbei entstehenden Kontakte können bei Einsamkeit am besten helfen. Versuche beim Ankämpfen gegen die Einsamkeit, auf dich und dein Inneres zu achten und einen für dich guten Umgang zu finden.

Tipp:
Da Einsamkeit ein persönliches subjektives Gefühl ist, was wir verspüren, kann dir möglicherweise der Beitrag „Mit Achtsamkeit dein Studi-Leben stressfrei meistern“ von Stefanie Rohrer helfen, deinen Körper und auch dein Inneres besser zu verstehen.

Videoempfehlungen
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Video 2: Einsam – trotz Instagram, TikTok und Co? | Hessischer Rundfunk

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Video 3: Das digitale Miteinander – wie es zusammenbringt und einsam macht | ZDFheute Nachrichten


Textquellen

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Meet5 (2023): Meet5 Startseite, https://www.meet5.de/

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Bild- & Videoquellen

Beitragsbild:

stockgiu (kein Datum): Geschäftsmann sitzt allein und scrollt in der von KI erzeugten Dunkelheit durch sein Telefon, Freepik, https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/geschaeftsmann-sitzt-allein-und-scrollt-in-der-von-ki-erzeugten-dunkelheit-durch-sein-telefon_43266847.htm#query=einsam&position=2&from_view=search&track=sph

Tracy Le Blanc (kein Datum): Social Networks, https://www.pexels.com/de-de/foto/person-mit-iphone-die-den-ordner-fur-soziale-netzwerke-anzeigt-607812/

Abbild 1: Jeswin Thomas (kein Datum): Mann sitzt und schließt die Augen auf blaugrüner Bank, Pexels, https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-sitzt-und-schliesst-die-augen-auf-blaugruner-bank-1076999/

Abbild 2: eigene Darstellung erstellt in Canva

Abbild 3: Liza Summer (kein Datum): Frau im braunen Pullover und in der blauen Jeans, Pexes https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-im-braunen-pullover-und-in-den-blauen-jeans-6382662/

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Video 1: Tim Gabel (2023): Die dunkle Seite von Social Media, https://www.youtube.com/watch?v=9IV9H5NXmBU

Video 2: Hessischer Rundfunk (2023): Einsam – trotz Instagram, TikTok und Co? | engel fragt | Dokus & Reportagen, https://www.youtube.com/watch?v=K9P6APWRMw0

Video 3: ZDFheute Nachrichten (2022): Das digitale Miteinander – wie es zusammenbringt und einsam macht, https://www.youtube.com/watch?v=opRi7giTQ4Q