Nesthocker: Wohnen zu Hause, studieren in Offenburg
von Niklas ArmbrusterVeröffentlicht am
Die Fachhochschulreife erlangen, check. Studiengang nach persönlichen Interessen auswählen, check. Aufnahme für MI an der Hochschule Offenburg, check. Nun stellt sich für mich noch die Frage: Nesthocker sein oder lieber doch nach Offenburg ziehen? Da die Hochschule circa 30 Minuten mit dem Zug entfernt ist, ziehe ich beide Optionen in Betracht. Erfahrungen eines Nesthockers, die aufzeigen, was dafür spricht zu Hause zu wohnen und warum es vielleicht doch sinnvoll ist auszufliegen.
Was spricht für das Ausfliegen?
Gerade im jungen Teenageralter wünschte ich mir nichts mehr, als von Zuhause auszuziehen. Ich muss mir nicht auf die Finger schauen lassen, mich nicht rechtfertigen und kann mich selbst verwirklichen. Das waren für mich die stärksten Argumente. Wer hat es nicht satt, sich von den Eltern herumkommandieren zu lassen? Genau hier würde der Auszug eindeutig Abhilfe schaffen.
Um die begrenzte Freizeit eines Studenten effizient zu nutzen, ist ein Umzug nach Offenburg sicher sinnvoll. Ich würde mir die lästige Anfahrt mit der Bahn ersparen. So ist ein längeres Ausschlafen möglich. Das wirkt sich sicher positiv auf die chronische Müdigkeit eines Studenten aus. Ein pünktliches Erscheinen zu allen Vorlesungen steht damit nichts mehr im Wege. Natürlich ist der Heimweg nun ein gutes Stück kürzer und die gewonnene Zeit kann zur „Nachbereitung der Vorlesung“ sinnvoll genutzt werden. Weiterhin erledigt sich die Frage der Sinnhaftigkeit, sich überhaupt auf den weiten Weg zu machen, um eine einzelne Vorlesung zu besuchen.
Wie sehen es andere?
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Ausfliegen von Zuhause ein erfüllteres Studentenleben ermöglicht. Aber ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da. Einzelne Befragungen von Studenten an der Hochschule Offenburg bestätigten meine Argumentation. Mehrfach wurde erwähnt, dass es eine einzigartige Erfahrung sei und die Persönlichkeit maßgeblich beeinflusse. Ein pragmatischerer Grund, weshalb einige der befragten Studenten nach Offenburg gezogen sind, sei die zu große Distanz zur Heimat. Hier sei es schlicht und ergreifend unsinnig zu pendeln.
Keiner der vier von insgesamt sieben befragten Studenten und Studentinnen bereue die getroffene Entscheidung. Dabei handelte es sich um in Offenburg wohnende Studenten/Studentinnen im Alter zwischen 20-28 Jahren. Viele positive Effekte kamen zur Sprache, die für den Auszug sprechen. Egal ob es die neu gefundenen Freundschaften, die Offenheit Neues zu testen oder die gewonnene Selbstständigkeit beziehungsweise Unabhängigkeit betrifft. Eine Rückkehr in die heimischen vier Wände konnten sich die Befragten nur schlecht vorstellen.
Was spricht für den Nesthocker?
Gegenargumente entkräften die rosigen Aussichten über den Umzug nach Offenburg schnell. Der wohl offensichtlichste Vorteil eines Nesthockers ist für mich das Thema der eigenen Finanzen. Es fallen keine zusätzlichen Kosten für Miete und neues Inventar der Wohnung an. Somit bleibt der gewohnte Lebensstandard weiterhin erhalten. Das Geld kann anstelle von Miete beispielsweise für Urlaub, Hobbys oder Partys ausgegeben werden. Dieser Ansicht schlossen sich drei Studenten und Studentinnen an. Ihr Wohnort liegt in der Heimat und sie sind zwischen 21-24 Jahren alt.
In meinem konkreten Fall ergibt sich allein durch die Miete eine finanzielle Mehrbelastung von 200 Euro pro Monat. Diese setzt sich aus den Mietkosten eines durchschnittlichen Zimmerpreises im Wohnheim abzüglich der Monatskarte zusammen. Schnell kann diese Mehrbelastung variieren. Einflussfaktoren wie die Zimmergröße oder die Lage spielen eine große Rolle.
Um sich als Nesthocker beziehungsweise Student über Wasser zu halten, ist ein Nebenjob unerlässlich. Da ich bereits seit einigen Jahren das Hobby zum Nebenberuf gemacht habe, möchte ich weiterhin dem Kundenstamm treu bleiben. Die lokal angesiedelten Kunden ermöglichen es im gewünschten Jobumfeld tätig zu sein.
Die Heimatliebe
Heimatliebe ist ein letzter Faktor, der meine Entscheidung beeinflusst. Klar, ich wohne weiterhin in der Region. Aber hiermit sind vielmehr die Menschen wie Freunde und Familie sowie die damit verbundenen Hobbys gemeint. Durch die Vielzahl von unterschiedlichen Hobbys entsteht eine Art zweite Familie. Genau diese zweite Familie, zusammen mit den anderen Faktoren, ließen mich zu der Entscheidung kommen, dass ich nur sehr ungern meine Heimatstadt (Hausach) verlassen möchte. Dafür nehme ich das Pendeln und den Verzicht auf ein vollwertiges Studentenleben in Offenburg in Kauf.
Durch das Nesthockerdasein gehöre ich wohl zu der Gruppe, die erst im Alter von 25 Jahren auszieht. Damit liege ich über dem deutschen Durchschnittsalter von 23,7 Jahren1, in dem junge Menschen das elterliche Haus verlassen. Ob ich mich nochmals für den Nesthocker entscheiden würde, kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Viele Nachteile kamen erst im Verlauf der einzelnen Semester auf. Daher würde ich mich für das nächste Studium wahrscheinlich anders entscheiden und das heimische Nest hinter mir lassen.
Du bist kein Nesthocker oder brauchst eine Bleibe in Offenburg? Dann schau Dir den Artikel „Die perfekte Wohnung finden“ im Newsroom an!