MI-Studenten und mgp-Studenten – welcher der beiden Gruppen hat wohl noch nie ein Vorurteil oder einen zynischen Kommentar in die Richtung des anderen abgefeuert? Wenn wir mal ehrlich sind, dann waren die jeweils anderen sicherlich schon Gegenstand des einen oder anderen Witzes. Was wir in der Hochschule Offenburg fast täglich zwischen den beiden Medienstudiengängen beobachten können, würden viele wohl als „Hassliebe“ bezeichnen.
Selbst nach Jahrhunderten der Aufklärung denken wir Menschen eben immernoch, wenn auch unbeabsichtigt, in Schubladen. Um mit ein paar der Vorurteilen aufzuräumen und natürlich auch um herauszufinden, welche Klischees sich bestätigen, habe ich die beiden unterschiedlichen Typen in den drei wichtigsten Punkten analysiert und miteinander verglichen.
Das Studium
Beide Studiengänge sind Teil der berühmt berüchtigten Medienfakultät der berühmt berüchtigten Hochschule Offenburg. Beide sollten bestenfalls in sieben Semestern absolviert werden und ein paar der Fächer überschneiden sich. Das wars dann aber auch schon wieder mit den Gemeinsamkeiten.
Die MI-Studenten müssen sich im Laufe ihres Studiums so manchen wahrgewordenen Albträumen stellen, Stichwort: Medientechnik. Nebenbei muss der Stoff der anderen Teilbereiche Informatik, Wirtschaft und Gestaltung ebenfalls sitzen. Währenddessen sieht der Prüfungsplan der mgpler dann doch etwas überschaubarer aus. Dabei sollten man deren Arbeitspensum definitiv nicht unterschätzen. Die mgp-Studenten haben im Laufe des Semesters viele Projekte und Abgaben zu bewältigen und hetzen eigentlich immer von Dreh zu Dreh. Der typische MI-Student, der ehrlicherweise unter dem Semester ein ziemlich entspanntes Leben führt, gerät dann erst in der Prüfungphase in saftige Schweißausbrüche.
An dieser Stelle kannst du gerne mal eben den Hut ziehen, vor den MIlern, die sich mit ordentlich vielen Energy-Drinks, einem Talent für Bulimielernen und stets den Tränen nahe von Prüfung zu Prüfung quälen, aber auch vor den mgplern, die uns mit ihren Werken nicht nur auf der Werkschau und den shorts begeistern.
Das Erscheinungsbild der Studenten
Ein prächtiger Schnurrbart ziert sein Gesicht. Die runde Hornbrille baumelt lässig an einer Brillenkette über seinem Batik-Shirt. Untenherum die zerissene Cordhose – sie reicht zwar nicht ganz bis zu den Knöcheln, zum Glück werden diese jedoch von zwei verschieden farbigen Wollsocken warmgehalten. Das wilde Haar wird durch ein Bandana, wahlweise auch durch eine Wollmütze, gezähmt. Über der rechten Schulter trägt er ein Stativ, in der linken Hand die Kamera. Abgerundet wird das Bild durch ein Paar Birkenstocks an den Füßen.
Was du nun vor deinem geistigen Auge siehst, ist wohl die Endform des typischen mgp-Studenten, das wandelnde Klischee eines kreativen Künstlertypen. Möglicherweise ist diese Beschreibung hier und da etwas übertrieben und trifft sicherlich nicht auf alle zu, doch wenn man vor dem D-Gebäude seine wohlverdiente Pause genießt und sich umschaut, dann kann man mit Sicherheit diese spezielle Art des Homo Mgpus vereinzelt entdecken.
Die MI-Studenten sind durch die Vielfalt, die mit dem Studiengang einhergeht, leider nicht so leicht abzubilden. Hier gibt es die Techniker, die Informatiker, die BWLer und die anderen Künstler, die sich bunt in das Gesamtbild MI mischen. Hier fällt das Schubladendenken schon etwas schwerer. Natürlich gibt es auch hier vereinzelt Stereotypen – und Studenten, die diese Vorurteile zugenüge bedienen.
Auf jeden Fall hierbei zu erwähnen ist der BWL-Justus: Mit dem neuesten Macbook vor sich sitzt er in der ersten Reihe und verbessert einen Rechtschreibfehler auf der Vorlesungsfolie des Dozenten, während er seinen um die Schultern gebundenen Pullover zurecht zupft. Ebenfalls in dieser Reihe sitzt der Informatiker, oder ist es doch der Techniker? Schwer zu sagen, da das Erscheinungsbild der beiden recht ähnlich ist: längeres Haar, Brille und auf dem T-Shirt die Tourdaten von Slipknot gedruckt, verbessert er den Rechtschreibfehler auf der nächsten Folie.
Mehr Stereotypen unserer Hochschule findest du in dem Artikel „Klischees der Studiengänge“.
Die Mentalität der Studenten
Die Passion, mit der so manche mgp-Studenten und Studentinnen ihr Studium absolvieren, ist für viele MIler wohl zu beneiden. Der Großteil der mgpler erfüllt schließlich mit seinem Studiengang seine Leidenschaft und kann seinen kreativen Freigeist ausleben. Er schlendert entspannt durchs Studium, stets getreu dem Motto „Bachelor of Arts in zehn Semestern – na und?“
Die typische MI-Studentin, zu der auch ich mich zähle, hat zu Beginn des Studiums nämlich in der Regel keinen blassen Schimmer, was sie eigentlich will. Schließlich steht MI wie jeder weiß für „mildes Interesse“. Nach dem Gap-Year in Australien, Amerika oder wo auch immer sollte „irgendwas mit Medien“ schon passen. Immer wieder fragt man sich dann doch, warum man eigentlich ein Storyboard zeichnen oder die Geschwindigkeit eines fallenden Objektes berechnen soll. Verwirrung, Verzweiflung und diverse Agressionsanfälle sind daher ihr ständiger Begleiter. Nach dem ersten Studienabschnitt werden diese dann aber immer weniger und sie fühlt sich dann doch wohl und gut aufgehoben. Oder sie bricht nach dem dritten, spätestens aber nach dem vierten Semester ab.
Und, fühlst du dich jetzt vielleich auch angesprochen? Gut! Denn schließlich sollte man auch über sich selbst lachen können. Zum Schluss jedoch noch ein Wort der Warnung: So unterhaltsam es auch ist über solche Klischees nachzudenken, sollte man natürlich immer unvoreingenommen über den Campus und durch die Welt spazieren. Ein Mensch definitiert sich schließlich durch das, was er im Herzen trägt – und nicht an seinen Füßen. Gegenseitige Wertschätzung hat noch nie jemandem geschadet.
Quellen
- https://mi.hs-offenburg.de/studium/bachelor-studiengaenge/medien-gestaltung-und-produktion/
- https://mi.hs-offenburg.de/studium/bachelor-studiengaenge/medien-und-informationswesen/
Bildquellen:
- https://www.facebook.com/BWL.Justus/photos/a.1672855379630822/1673644119551948/?type=1&theater
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