Wie kriege ich einen besseren Mix? Beim Durchstöbern von Home-Recording-Foren, ist das einer der meist gestellten Fragen. Doch was macht einen schlecht abgemischten Song aus? Zu wenig Druck, undefinierter Bassbereich, schlechte Verteilung der Instrumente im Stereopanorama und keine räumliche Tiefe sind nennenswerte Gründe. Was macht einen guten Mix aus? Gute Tiefenstaffelung sowie Raumverteilung, Druck, Präsenz und die Hörbarkeit aller Instrumente im Mix. In diesem Tutorial zeige ich dir den New York Compression Trick und wie du damit einen druckvolleren Mix hinbekommst.
Warum heißt er New York Compression Trick?
In den 80er-Jahren waren Aufnahmestudios aus New York für ihren aggressiven, druckvollen, komprimierten, „in your Face“ Sound bekannt. Sie verwendeten dafür einen Trick, den Toningenieure heutzutage weltweit in fast allen Genres nutzen, um die Rhythmussektion auf die Beine zu helfen. Mit dem sogenannten New York Parallel Compression Trick kriegt man schnell und einfach einen druckvolleren Mix.
Bevor wir beginnen
Schlagzeug und Bass sind die Rhythmussektion und das Fundament eines guten Mixes. Voraussetzung ist, dass diese gut klingen. Konkret heißt das, bevor man aufnimmt, neue Basssaiten aufziehen und neue Felle auf die Trommeln spannen. Alte Felle und Saiten klingen meist dumpf und es fehlt der nötige Druck.
Zusätzlich benötigst du eine professionelles Aufnahmeprogramm, wie Logic, Protools, Cubase oder Reaper. Diese Software wird auch DAW genannt und bietet die nötigen Plugins und Routing-Optionen, um diese Technik richtig auszuführen.
Die Preise dieser Programme variieren stark: Von kostenlos bis mehrere hundert Euro. Die meisten Hersteller bieten für Studierende allerdings bessere Preise an. Ich packe euch die Links zu den jeweiligen Stores am Ende des Artikels rein.
Wenn alle Schlagzeug- und Bassspuren schön sauber aufgenommen und in der DAW platziert sind, geht’s weiter zum nächsten Schritt. Die Werkzeuge die wir dafür benötigen sind Equalizer (auch EQ genannt), Kompressor und die Bus/Aux-Funktion eures Sequenzers. Falls ihr keine oder nur wenig Erfahrung im Bereich der Audioproduktion habt, rate ich euch erst ein Tutorial zu machen oder die Audiokurse von Arnold Gaus im D-Gebäude zu besuchen.
Für alle die wissen, wie die Werkzeuge funktionieren, habe ich eine kleine Gliederung erstellt, damit ihr zum Abschnitt springen könnt, den ihr lesen wollt:
1. Equalizer
2. Kompressor
3. Busse/Aux-Wege
4. New York Compression Trick
5. Warum also den New York Compression Trick?
1. Equalizer
Mit dem Equalizer kann man gewählte Frequenzbereiche verstärken oder verringern. Der EQ ist eines der „must haves“ für einen guten Mix. Durch die Arbeitsweise des Equalizers, kannst du gezielt das Tonspektrum aufräumen und einzelnen Instrumenten mehr Platz im Mix geben. Die meisten DAWs haben standardmäßig einen oder mehrere in ihrem Repertoire. Doch wie funktioniert er?
Die einzelnen Parameter des EQ
Um die richtige Wellenlänge zu behandeln musst du sie über die Bänder des EQ auswählen. Wenn man von einem fünf-Band-EQ spricht, heißt das also, dass man fünf wählbare Frequenzen bearbeiten kann. Diese Bänder besitzen noch weitere Optionen an denen man rumwerkeln kann. Erstmal entscheiden wir, wie der Equalizer die ausgewählten Frequenzen bearbeitet. Es gibt drei auswählbare Arten wie er vorgehen kann: Hi/Low-Shelve, Hi/Low-Cut und Bell.
Shelve
Mit der Shelve-Funktion gestaltest du alle Frequenzen bis (Low-Shelve) oder ab (Hi-Shelve) einer ausgewählten Wellenlänge. Wenn du einen Hi-Shelve bei 10Khz einstellst, verändert der EQ alle Frequenzen darüber. Beim Low-Shelve verhält es sich genau umgekehrt.
Hi/Low-Cut
To Cut bedeutet soviel wie Schneiden. Du kannst mit einem Low- oder Hi-Cut bestimmen, ab oder bis zu welchem Punkt der EQ Signal durchlässt. Mit der Cut-Funktion kannst du sehr einfach Platz für bestimmte Instrumente schaffen. Verzerrte Gitarren klingen geil, sie belasten jedoch durch ihre Natur das gesamte Frequenzspektrum. Mit einem Low-Cut kannst du so sehr einfach dem Schlagzeug und dem Bass den Vortritt lassen.
Bell
Mit der Bell wird nur der ausgewählte Bereich umgestaltet. Die Form die dabei im Frequenzspektrum entsteht wirkt wie eine Glocke, weshalb sich der Name „Bell“ durchgesetzt hat. Du kannst bestimmen, wie breit die „Glocke“ sein soll. Die Breite, in dem der EQ die Frequenz bearbeitet, nennt man Q.
Der Q Parameter bestimmt, wie steil die Glocke wird. Je höher der Q, desto steiler wird die Bell. Diese Funktion braucht man, um gezielt Störgeräusche oder zu stark resonierenden Frequenzen raus zu filtern. Die Faustregel hierbei ist: Wenn man Frequenzen verstärkt, wählt man einen niedrigen Q, und wenn man sie absenkt einen Hohen. Um die Stärke des Eingriffs zu bestimmen, gibt es die Gain Funktion, mit dem du bestimmen kannst, um wieviel db der gewählte Frequenzbereich verstärkt oder abgesenkt wird.
2. Kompressor
Ebenfalls eines der wichtigsten Tools eines Audio-Engineers. Der Kompressor gleicht den Pegel des Signals gezielt an. Hier musst du jedoch beachten, dass der Kompressor das Eingangssignal nicht nur angleicht, sondern gezielt die Lautstärke runter regelt und komprimiert. D.h., die lauten Signale werden leiser und die leisen lauter. Kompressoren haben auch verschiedene Parameter mit denen man arbeiten muss: Ratio, Threshhold, Attack, Realease und Makeup Gain.
Ratio, Threshold und Makeup-Gain
Ratio ist das Verhältnis vom Anstieg des komprimierten zum unkomprimierten Signal. Klingt erstmal kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Wenn du ein Verhältnis von 4:1 auswählst, steigt das Eingangssignal ab dem Threshold statt 4db nur um 1db. Der Threshhold bestimmt hier ab welcher Lautstärke das Signal komprimiert wird. Merk dir, höhere Ratio heisst höhere Kompression.
Durch den Kompressor wird das Eingangssignal erstmal leiser. Da kommt Makeup-Gain ins Spiel. Makeup-Gain ist die Einstellung mit der man den verlorenen Pegel wieder verstärken und andicken kann. Der Kompressor muss allerdings auch wissen ab wann, und wie lange er das Signal komprimieren soll. Dazu sind die Parameter Attack und Release verantwortlich.
Attack- und Releasezeiten
Diese beiden Parameter legen fest, wie schnell der Kompressor das Signal „angreift“ und loslässt. Attack legt fest, wie schnell der Kompressor anfängt zu arbeiten. Die Releasezeit bestimmt im Gegensatz dazu, wann wie lange es dauert bis er loslässt. Doch wie stellt man diese beiden Sachen richtig ein? Es kommt darauf an, wie das Eingangssignal klingt. Drums haben einen schnellen Pegelanstieg und klingen sehr schnell wieder ab. Wir wählen also kurze Attack und Release-Zeiten. Beim Bass ist der Anschlag sehr dynamisch, bleibt jedoch nach dem Anschlag ziemlich laut, weshalb wir eine langsamere Attack und eine schnelle Release-Zeit auswählen.
3. Busse/Aux-Wege
Busse sind Kanäle im Mischpult über die man Eingangssignale senden kann. Sie laufen parallel zum eigentlichen Kanal. Bei vielen DAWs wird diese Aufgabe anders erfüllt, das Prinzip ist jedoch immer gleich. Man sendet vom Eingangskanal das Audiosignal über einen Bus, der einen Effekt hat. In unserem Beispiel ist es ein Kompressor. Es läuft parallel zum Eingangssignal. So kann man mit dem Fader bestimmen, wieviel zusätzlichen Effekt man haben möchte.
Die einzelnen Werkzeuge sind nun grob erklärt, also kommen wir nun dazu, wie du deinen Mix druckvoller machen kannst.
4. Der New York Compression Trick
- Leite alle Drum- sowie Bassspuren auf einen Aux-Kanal/Bus. Lege ein Kompressor-Plugin auf die Busgruppe.
- Stelle den Kompressor mit möglichst aggressiven Einstellungen ein. D.h., Ratio so hoch wie es geht (8:1 oder höher). Der Threshold kann ruhig schon bei -10 oder weniger greifen. Regle die Attack- und Release-Zeiten 0,2 sek oder weniger runter. Drehe den Makeup-Gain so um die 10 db hoch und Sende das komprimierte Signal an den Masterkanal. Versuche verschiedene Kompressoren aus, denn sie können unterschiedlich klingen und geben dem Druck eine andere Note.
- Füge dem komprimierten Kanal noch einen EQ-Plugin bei, und gib ihm einen guten Anteil Höhen und Tiefen. Am besten nutzt man die Low- und High-Shelve-Funktion des EQ, und verstärkst die Bereiche bis 100hz und 10khz, um 6db. Durch den EQ wird das komprimierte Signal nochmal fetter, brillianter und sticht besser durch.
- Schiebe nun den Fader des k
- Komprimiere Kanäle nach Belieben hoch. Du wirst merken, dass du nun bestimmen kannst, wieviel zusätzlichen Druck du dem Signal geben möchtest.
5. Warum also den New York Compression Trick?
Der Klang der Rhythmussektion wird durch diese Technik druckvoller und kontrollierter, ohne dabei überkomprimiert zu wirken. Das schönste an dieser Technik ist, dass man relativ einfach den Bassbereich eines Songs in den Griff bekommen kann. Du bekommst relativ einfach einen druckvolleren Mix. Er ist wie Leim für isoliert wirkende Tracks und klebt alles schön zusammen. Bass und Bassdrum konkurrieren allerdings miteinander im Bassbereich. Die Parallelkompression alleine kann zwar helfen, ersetzt aber noch lange kein kompletten Mixvorgang. Diese Technik ist ein Bestandteil einen Mix druckvoller klingen zu lassen und reicht alleine nicht aus. Wenn du also einen deiner Mixes professionell klingen lassen willst, hilft neben dem Erlernen vieler Techniken nur eins: Üben, üben, üben und mit den erlernten Standards rumexperimentieren.
Links
Cubase kostet für Studierende in der einfachsten Ausführung als Download 66,99, mit voller Ausstattung 339,-€.
(https://www.steinberg.net/en/shop/education.html)
Protools von Avid ist das einzige Programm, das eine Abo-Variante anbietet und kostet für Studierende um die 10€/Monat, je nach Aboart.
Logic X ist Mac exclusiv und kostet 229,99-€ im AppStore.
(https://itunes.apple.com/de/app/logic-pro-x/id634148309?mt=12)
Reaper ist die einzige kostenlose Variante.
Quellen
- Owsinski, Bobby (2007): „The Mixing Engineer’s Handbook“ 2. Auflage, Delmar Learning.
Bildquellen:
- Titelbild: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0
- 7B-EQ Plugin – Eigene Darstellung
- BF76-Compressor-Plugin – Eigene Darstellung