Studentenleben, Studium

Depressiv durchs Studium – Welche Anzeichen du ernst nehmen solltest

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Depressiv durchs Studium – Welche Anzeichen du ernst nehmen solltest

Dein Tag beginnt – zum dritten mal betätigst du die Snooze-Taste. Eigentlich schläfst du nicht mehr, aber aus dem Bett schaffst du es auch nicht. Es gibt einige Aufgaben und Pflichten, die auf dich warten. Aus irgendeinem Grund fühlst du dich heute leer…

… Dein noch ausstehender Laborbericht geht dir durch den Kopf. Es gibt noch so viel zu tun. Auch der Animationsfilm, an dem du sonst so gern arbeitest, erscheint dir heute gleichgültig. Obwohl die Abgabefristen immer näher rücken, kannst du dich heute einfach nicht aufraffen den Tag zu beginnen. Vielleicht hilft ja ein Kaffee, denkst du dir. Mühsam und unerholt begibst du dich aus deinem Bett. Erst sitzt du nur auf der Bettkante und starrst auf die weiße Wand. Schließlich gehst du zur Kaffeemaschine. Auch die Tasse ist heute schwerer als sonst. Du gehst zu deinem Computer, um deinen Hochschulpflichten nachzugehen und öffnest das Dokument, an dem du schon die letzten drei Tage arbeitest. Es ist genauso leer wie deine Gedanken. Obwohl du eigentlich gerne schreibst, weißt du nicht wo du anfangen sollst. Du bist völlig unkonzentriert. Du tippst zwei Wörter und löschst sie wieder. Dieser Bericht bringt dich noch an den Rand der Verzweiflung. Langsam bildet sich ein Tränenschleier vor deinen Augen. Alles wirkt verschwommen. Ein Schluck Kaffee wird dir sicher auf die Sprünge helfen. Doch beim Absetzen fällt dir die Tasse aus den Händen und zerspringt auf dem Boden. Was für eine Sauerei. Vielleicht legst du dich einfach nochmal hin. Du denkst, nach einer kurzen Erholung läuft es sicher besser. 

Jeder hat mal einen schlechten Tag – Doch was, wenn diese schlechten Tage zum Alltag werden? Der Barmer Ärztebericht 2018 gibt an, dass jeder 6. Student an Depressionen leidet, Tendenz steigend.

Was sind Depressionen eigentlich?

Wie Krebs, Diabetes und HIV sind Depressionen eine Erkrankung. Allerdings ist die Krankheit schwieriger zu beschreiben.

Biologisch betrachtet, ist der Stoffwechsel des Gehirns nicht mehr im Takt. Die Kommunikation zwischen den Nervenzellen ist beeinträchtigt. Man nimmt Dinge weniger gut wahr und hat Schwierigkeiten diese zu verarbeiten und zu verknüpfen. Das spiegelt sich auch in Gedanken und Gefühlen wieder.

Die Anzeichen können sowohl psychosomatisch als auch physisch sein. Beispielsweise können andauernde Rücken- und Kopfschmerzen fehlinterpretiert und nicht mit der psychischen Verfassung der Betroffenen verbunden werden. Nicht selten wird die Krankheit deshalb zu spät diagnostiziert und schleicht sich ein. Nur rund 50% der Depressiven werden überhaupt diagnostiziert und nur ein Bruchteil versucht sich tatsächlich behandeln zu lassen.

Mögliche Symptome einer Depression

Wenn du dich im obigen Text auf gewisse Weise wiedererkannt hast, oder mehrere Symptome auf dich zutreffen, solltest du dir Gedanken über deinen psychischen Zustand machen. Treten Symptome über einen längeren Zeitraum auf, ist es erstmal empfehlenswert einen Selbsttest zu machen, oder noch besser, direkt deinen Hausarzt aufzusuchen.

Ursachen

Häufig haben Depressionen mehrere Ursachen. Manche Menschen besitzen sogar eine Veranlagung dafür. Oft sind diese Personen schon vorbelastet. Sei es durch eine aufreibende Lebensgeschichte, persönliche Züge oder sogar ein echtes Trauma. Ist die Grundlage bereits gegeben, kann ein einschneidendes Erlebnis wie ein neues Umfeld oder der Verlust einer geliebten Person das Fass zum Überlaufen bringen. Der Auslöser ist somit nicht immer gleich der Ursache.

Speziell Studierende haben mit einigem zu kämpfen. Mit 17 das Abitur, mit 21 den Bachelor und mit 23 den Master – Für viele junge Menschen ist das in so kurzer Zeit zu viel. Der stetige Leistungsdruck kann schwer auf das Gemüt schlagen. Man muss auch selbstständig planen können. Mit dieser Situation sind viele erstmal überfordert. Häufig müssen Studierende von zu Hause wegziehen. Erst die stressige Wohnungs- / Zimmersuche, dann das neue Umfeld, in das man sich einleben muss, und die ungewohnten Prüfungssituationen. Vielleicht ist da auch noch ein Nebenjob, um sich finanziell über Wasser zu halten. Sich gestresst und überfordert zu fühlen ist dann völlig normal. Aber man muss darauf achten, dass das nicht zum Dauerzustand wird. Davon Betroffene können sich während der Vorlesung nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren, da sie durch Gefühle erdrückt werden. Oft führen diese Lebensumstände zu Blackouts während Prüfungen. Laut dem Bericht der Ersatzkasse BARMER erkranken ältere Studierende sogar wahrscheinlicher als jüngere. Dafür könnten bereits vorhandene Jobängste, Familiensorgen usw. verantwortlich sein.

Hier findest du Tipps zur Prävention

  • Stress und Überforderung sind bedeutende Auslöser für Depressionen. Informiere dich zusätzlich mit dem Artikel „Wenn Stress krank macht“ im Newsroom.
  • Suche einen Ausgleich um Stress abzubauen wie z.B. Sport oder Musizieren.
  • Sei nicht zu selbstkritisch / perfektionistisch.
  • Nimm nicht mehr verantwortungstragende Rollen an, als du tragen kannst.
  • Gehe auch im Winter an die Sonne, um deinen Vitamin D-Speicher zu füllen.
  • Halte an deinen Hoffnungen fest.

Wie gehe ich als Außenstehender mit der Situation um?

Es ist sehr wichtig, sich ausführlich über die Krankheit zu informieren. Je mehr man darüber weiß, desto besser kann man damit umgehen. Oft können sich Außenstehende nur schwer in die Situation von Depressiven hineinversetzen.

„Lach doch mal!“, „Reiß dich mal zusammen!“

Sätze, die Betroffene sehr oft zu hören bekommen. Allerdings verschlimmert das oft die Situation. Ist man depressiv, kann man nicht auf Knopfdruck glücklich sein oder so tun als ob. Es ist als würde man einem Querschnittsgelähmten raten einfach aus seinem Rollstuhl aufzustehen. Dieses Verständnis der Situation fehlt leider den meisten.

„Du bist stark.“

Ein weiterer Satz, der Erwartungsdruck auf Betroffene ausüben kann, dem sie vielleicht nicht gerecht werden können. Das kann dazu führen, dass sich die Person nur noch schlechter fühlt. Angehörige und Freunde neigen oft dazu stärkend und verständnisvoll zu wirken. Besser ist, die eigenen Gefühle nicht zu unterdrücken. Vor allem sollte man diese behutsam gegenüber der betroffenen Person äußern. Man muss aber auch darauf achten, nicht in den Zustand „hineingezogen“ zu werden.

Häufig müssen den Betroffenen Aufgaben abgenommen werden. Wichtig ist dabei auf seine eigene Überlastungsgrenze zu achten. Auch muss man lernen seinen Ärger, oder gar Schuldgefühle, gegenüber der Person zu regulieren. Man darf nicht zu viel erwarten, denn Enttäuschung wird die betroffene Person nur weiter runterziehen. Genauso wichtig ist es Fortschritte nicht zu sehr zu zelebrieren, da das wiederum psychischen Druck hervorrufen kann.

Fakt ist, als Angehöriger kann man nur helfen, wenn die betroffene Person sich helfen lassen will. Je nach Situation hilft es manchmal auch eine Weile nichts zu sagen und zu warten, bis die Person auf einen zukommt. Will sich die Person nicht helfen lassen, kann man leider nicht mehr tun, als abzuwarten bis die Person das Problem selbst erkennt und bekämpfen will.

Jemand depressives steht dir nahe? Vielleicht können dir diese Tipps weiterhelfen

  • Beitreten einer Selbsthilfegruppe z.B. Selbsthilfe Ortenau
  • Onlinecoaching z.B. Familiencoach AOK
  • Einen Arzt zu Rate ziehen
  • Sich nicht überfordern
  • Zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen sein
  • Geduld üben

Du glaubst du bist depressiv oder hast depressive Züge?

Oft werden psychische Krankheiten verschwiegen. Betroffene schämen sich oder haben Angst verachtet zu werden. Dabei gelten Depressionen mittlerweile als Volkskrankheit. Man muss lernen offener mit dem Thema umgehen.

Dabei zeigt sich durch Erkenntnis und den Willen sich helfen zu lassen persönliche Stärke.

Sollte dich das betreffen, melde dich umgehend bei deinem Hausarzt. Informiere dich bei der Deutschen Depressionshilfe oder lasse dich über das Info-Telefon Depression montags, dienstags und donnerstags von 13:00 bis 17:00 Uhr und mittwochs und freitags von 08:30 bis 12:30 Uhr beraten.

Info-Telefon: 0800 / 33 44 533

Zusätzlich gibt es auch helfende Angebote innerhalb von Offenburg. Das Studierendenwerk Freiburg bietet psychotherapeutische Beratung mit einem Diplom-Psychologen an. Mehr Informationen findest du im Link oder in den Räumen des Studierendenwerks im Foyer des Gebäudes B in Offenburg, Raum 017. Das studentische Zuhörtelefon „Nightlife Freiburg“ bietet täglich von 20 bis 0 Uhr, während des Semesters, ein offenes Ohr für dich.

Studentisches Zuhörtelefon: 0761 / 203 9375