Studium

Forschung an der Hochschule – Oliver Korn und das ACI

Studium

Forschung an der Hochschule – Oliver Korn und das ACI

ACI – das steht für Affective & Cognitive Institute, eine fakultätsübergreifende Einrichtung der Hochschule Offenburg. Coole, kleine Roboter sind hier genauso Alltag, wie moderne Technologien, die euch spielerisches Lernen ermöglichen. In diesem Beitrag taucht ihr ein in die spannende Welt der Forschung von Herrn Korn.

Bereits im Grundstudium lernen alle MI-Studierenden Herrn Korn in der Human-Computer-Interaction Vorlesung kennen. Der eine oder andere darf sich im Hauptstudium, je nach Vertiefung, auf eine weitere Begegnung mit Herrn Korn freuen, etwa im Fach Game Development. Für viele war dies der einzige Kontaktpunkt im Bachelorstudium mit ihm. Doch war da nicht noch was? Irgendwas mit Forschung und Roboter und so? Exakt! Herr Korn hält nämlich nicht nur seine Vorlesungen an der Hochschule ab, sondern forscht auf Hochtouren an neuen Technologien, die unser aller Leben verbessern können. Grund genug also, Herrn Korn mal persönlich zu treffen, um mehr über ihn und sein Institut zu erfahren.

Ich treffe ihn in für ihn gewohnter Umgebung – auf dem Campus in B123, also dem Affective & Cognitive Institute. Neben einem Tischkicker, einer Obstschale auf unserem Tisch und diversen Comic-Zeichnungen der Mitarbeiter an der Wand, kann ich auch das ein oder andere Forschungsprojekt erblicken. Man fühlt sich also direkt wohl hier. Herr Korn hat sich inzwischen auch von seinen längeren Haaren verabschiedet und ist auf den Geschmack eines praktischen 3 mm-Sommerhaarschnitts gekommen. Wie gewohnt trägt er ein Hemd, aber ansonsten ist sein Kleidungsstil leger geprägt. Wie viele Forscher ist auch Herr Korn stark international vernetzt, und partizipiert regelmäßig an verschiedenen Events. So muss auch vor unserem Gespräch noch schnell die Unterkunft für die nächste Konferenz gebucht werden. Dann kann es aber losgehen. Ich möchte mehr über seine Anfänge, das Institut und mit seiner Forschungsarbeit verbundene Themen erfahren.

Überblick

1. Oliver Korns Karriere im Schnelldurchlauf

2. Im Zentrum: Die Human-Computer-Interaction

3. Motivation und Begeisterung

4. Ein Blick auf seine Forschungsarbeit

5. Internationales Arbeiten und der Forschungsstandort Offenburg

6. Interaktion im Wandel

7. Du möchtest mitwirken?

Alles nahm seinen Lauf

Herr Korn begann seine Karriere an der Hochschule Offenburg als Professor für Human-Computer-Interaction, kurz HCI. Zunächst nur in einer halben Stelle, denn Herr Korn ist nicht nur in der Forschung tätig, sondern auch begeisterter Spieleentwickler. So füllte er damals noch die restlichen Stunden der Woche mit seiner Position als Geschäftsführer seines Spieleentwicklungs-Unternehmens, der KORION GmbH. Herr Korn war wie er sagt schon immer sehr forschungsorientiert. So gab er trotz seiner Begeisterung für Games seine 10-jährige Geschäftsführung schließlich ab und arbeitete nun Vollzeit an der Hochschule. Der gute Draht zu den Studierenden scheint ein elementarer Bestandteil seiner Arbeit zu sein: So unterrichtete Herr Korn auch bereits Game-Design an der Hochschule der Medien in Stuttgart, woraus sich häufig eine Zusammenarbeit mit vielen ehemaligen Studierenden entwickelt hat. Diese sind teilweise heute noch in seinem ehemaligen Unternehmen tätig.

Promoviert hat er erst relativ spät im Leben, mit knapp 40. Aber besser spät als nie, und so begann Herr Korn sich nun verstärkt auf die Forschung und Lehre zu konzentrieren. Diese Themenfelder versuchte er stets miteinander zu verbinden, was offensichtlich auch sehr gut funktioniert hat. Erfreulicherweise konnte er bei seiner Berufung 2015 auch direkt ein Drittmittelprojekt mit an die Hochschule bringen. So nahmen die Dinge Ihren Lauf, bis er im Juli 2018 das ACI gründen konnte.

Professor werden – ein schon lange gehegter Wunsch

Der Wechsel raus aus der operativen Tätigkeit in der Spieleentwicklungs-Branche, rein in die Lehre, war für Herr Korn kein spontaner Sinneswandel oder Resultat einer vorgezogenen Midlife-Crisis, sondern viel mehr ein schon früh geplanter Meilenstein seiner Karriere. Bereits um die 20 habe er sich vorgestellt, dass er mal Professor werden und sein Wissen weitergeben würde. Doch so ganz kann er die Finger dennoch nicht von der Spieleentwicklung lassen. So steht er den Mitarbeitern seines ehemaligen Unternehmens auch heute noch als Berater zur Seite. Dennoch ist er froh, heute gewisse operative Dinge abgegeben zu haben, um sich auf das Vermitteln von Wissen zu konzentrieren. Die Spielebranche sei sehr schnelllebig, und das sei ihm so langsam, wenn man auf die 50 zugeht und zwei Kinder hat, zu turbulent.

Er unterrichtet heute mit viel Freude sowohl im Grund-, Haupt, und Masterstudium. Im Grundstudium muss jeder durch die Aspekte der Mensch-Computer-Interaktion durch – „ob er sich für HCI interessiert oder nicht“, sagt er mir mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. Auf ein Wiedersehen können sich die Studierenden im Hauptstudium in der Veranstaltung Game Development freuen. Besonders der Workshop Charakter gefalle ihm hierbei. Weiterführend leitet Herr Korn dann noch zwei Masterseminare pro Semester, doch aufgrund seiner vielen Forschungsprojekte, ist sein Deputat dann auch schon ausgeschöpft.

Im Zentrum: Die Human-Computer-Interaction

HCI, also die Mensch-Computer-Interaktion ist immer wieder ein Punkt in unserem Gespräch, und auch ein wesentlicher Bestandteil in seiner Forschung. Doch auf meine Frage, was ihn an der Thematik HCI so faszinieren würde und weshalb dies Teil seiner Spezialisierung sei, lässt mich Herr Korn zurecht wissen, dass HCI ja schließlich keineswegs eine Spezialisierung ist, sondern Teil unseres alltäglichen Lebens. Egal ob wir, so wie ich gerade, die Tastatur bedienen, etwas am Handy machen oder wir mal wieder Google nach einer schlauen Antwort für eines unserer Problemchen befragen. Es reiche jedoch nicht nur ein funktionierendes System zu schaffen, sondern es müsse auch von den Anwendern akzeptiert werden. Besonders spannend hierbei findet er die menschliche Komponente, den Bereich der User Experience, also das Erforschen von Gefühlen, Einstellungen und Bedürfnissen von Menschen im Umgang mit interaktiven Techniken.

Hier kommt nun ein weiteres Puzzle-Teil seiner Forschungsarbeit dazu – Gamification. Bereits als Kind habe er sich für Spiele interessiert. So erforsche er nun Gamification in interaktiven Systemen, also die spielerische Anreicherung von Interaktionen und Anwendungen. Um herauszufinden wie Menschen emotional auf diese Anwendungen und Interaktionen reagieren, erweiterte er seine Messungen um physiologische Messungen, zum Beispiel durch die Integration von Mimik Analyse oder der Messung des Hautwiderstands oder sogar der Hirnwellen.

Fortes fortuna adiuvat – Den Tüchtigen hilft das Glück

Als wir uns über die Entstehung des Affective & Cognitive Institute unterhalten, kann ich Herrn Korns Motivation und Begeisterung für seine Forschungsarbeit förmlich spüren. Die Idee dieses Institut zu gründen habe er schon lange gehabt, da er irgendwann einige Forschungsprojekte parallel hatte. Dennoch scheute er sich nicht noch weitere Projektanträge zu stellen, von denen glücklicherweise auch viele bewilligt wurden. Er hatte schon zum Start drei Mitarbeiter eingestellt und mittlerweile ist das Projektvolumen bei fast zwei Millionen Euro angelangt. So war nun die Zeit gekommen, das Ganze zusammenzuführen, ihm ein Dach zu geben.

Was seine Projekte miteinander verbindet, sind die Bereiche Assistenz, also die Unterstützung des Menschen durch interaktive Systeme, sowie die Punkte Gamification und Kontext-Bewusstsein. So stellte er fleißig weiter Anträge für Projekte, die mit seinen Forschungsthemen konvergierten. Mit Überzeugung zitiert er das Sprichwort „Den Tüchtigen hilft das Glück“ des griechischen Dichters Simonides von Keos. Diese Worte unterstreiche ich in Bezug auf seine Motivation, welche ich kurz zuvor zu spüren bekommen habe, nur zu gerne.

Ein genauerer Blick auf seine Forschungsarbeit

QTrobot
Der QTrobot soll Kindern mit Autismus helfen.

Im Rahmen seiner Forschung nimmt unter anderem das Thema „soziale Roboter“ einen wesentlichen Platz ein. Soziale Roboter können unsere Emotionen erkennen und sollen uns in verschiedenen Bereichen unseres Lebens unterstützen. Auch hier gilt es wieder herauszufinden, wie sich Menschen den Umgang mit solchen Robotern vorstellen. Angenommen eure Großmutter hat solch einen Assistenten zuhause. Soll dieser Roboter dann hinter ihr herfahren und aufpassen, dass sie nicht stürzt? Soll er sie sogar bis auf die Toilette begleiten und sie dort unterstützen? Oder wäre das eurer Großmutter eventuell unangenehm? Oder nehmen wir ein Assistenzsystem, welches behinderten Menschen bei der Wiedereingliederung in die Arbeit helfen soll. Was muss dieses interaktive System können, um der Person ihre Ängste zu nehmen? Oder wie können kontextbewusste Systeme über Gamification und positives Feedback Lernprozesse interessanter machen?

Fragen wie diese beschäftigten das Team am ACI. Im Wesentlichen geht es also darum, herauszufinden wie die Technologie gebaut werden muss, sodass sie von den Menschen akzeptiert wird und als wertvolle Unterstützung empfunden wird. Das sei eines der zentralen Ziele seiner Forschungsarbeit, sagt er.

Sowohl in interaktiven Assistenzsystemen wie auch in sozialen Robotern sieht Herr Korn riesiges Potential für die Zukunft. Assistenzsysteme können durch ihre hohe Anzahl an Sensorik einiges über die Person mit der sie interagieren in Erfahrung bringen. Social Robots hingegen verfügen sogar über Aktuatoren, das heißt sie können auch physische Aufgaben erledigen. Besonders unter Anbetracht der prekären Lage in der Pflege von älteren Menschen in Deutschland, könnten social Robots zum Beispiel dem Pflegenotstand entgegenwirken. Durch den Einsatz solcher Techniken erhoffe er sich eine Win-Win-Situation.

Bild von KoBeLU
KoBeLU – Ein kontextbewusstes, interaktives System, das organisiertes Lernen mit spielerischem Charakter ermöglicht.

International statt regional

Herr Korn ist international sehr gut vernetzt. Regelmäßig besucht er Veranstaltungen im Ausland und publiziert für internationale Journals und Konferenzen, welche von tausenden Experten gelesen und besucht werden. Auch aktuell habe er wieder internationale Forschungsthemen am laufen. So hat er erst am Tag vor unserem Gespräch ein neues Projekt mit der University of Florida aufgetan, in dem erforscht werden soll, wie ein Assistent aussehen sollte, der auch negatives Feedback gibt und dabei dennoch auf eine möglichst hohe Akzeptanz des Menschen stößt.

Doch auch den Forschungsstandort Offenburg schätze er sehr. Besonders gut gefällt ihm die Third-Mission-Komponente im Medienbereich, so könne er nicht nur tolle Papers schreiben, sondern mit den Kollegen Heiner Behring und Götz Gruner auch hervorragende Filme produzieren, um Einblicke in Forschungsarbeiten zu geben. Allgemein ist er der Meinung, dass wir im Bereich der Forschung in Deutschland ganz gut aufgestellt sind. Meckern könne man zwar immer, so sei die Bezahlung von Professoren in Deutschland im Gegensatz zu manch anderen Ländern zwar nicht konkurrenzfähig, jedoch hätten Kollegen beispielsweise in Osteuropa mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Auch einige interne Prozesse sind an der Hochschule Offenburg bereits erfolgreich digitalisiert worden. Im Großen und Ganzen sei man in Deutschland also ganz gut aufgestellt, und sogar besonders gut in Baden-Württemberg. So ist Offenburg sicher nicht der schlechteste Ort zum Forschen, empfindet er.

Interaktion im Wandel

Während unseres Gesprächs kam in mir die Frage auf, ob es nicht schade ist, wenn die Mensch-zu-Mensch-Interaktion immer mehr der Technologie weichen muss. Besonders interessierte mich, was Herr Korn zu diesem Punkt zu sagen hat, denn schließlich kann durch seine Forschungsarbeit zwar sicher vielen Menschen geholfen werden, andererseits würde zum Beispiel eine ältere Person den Kontakt zu ihrer Pflegerin verlieren, wenn diese durch einen Roboter ersetzt wird.

Laut Herr Korn müsse man einen guten Mittelweg finden und zweigleisig fahren. Angenommen die Kasse im Supermarkt sei automatisiert, sprich der Kunde scannt und bezahlt seine Ware eigenständig. Das könne für ältere Menschen traurig sein, da das Gespräch an der Kasse unter Umständen einer der wenigen sozialen Kontakte am Tag war. Viele Jüngere hingegen möchten nur kurz in den Supermarkt, die Artikel holen, und wieder rausgehen. Er lässt mich wissen, dass auch er nicht garantieren kann, dass durch seine Arbeit Arbeitsplätze eingespart werden, dennoch ist er von den damit einhergehenden Vorteilen überzeugt.

Aber er könne auch Kritiker oder sogenannte Bewahrer verstehen. Es sei ein normaler gesellschaftlicher Prozess, dass man Neuerungen kritisch gegenübersteht. Gerade jetzt, wo wir an einer Zeitenwende stehen, wo die menschliche Arbeit als Ganzes zur Disposition stünde. Die Menschen in ihrer Einstellung zu ändern ist aber nicht sein Anspruch. Vielmehr gehe es zum Beispiel in Bezug auf social Robots darum, dass wenn man auf Hilfe angewiesen ist, zwischen dem kleineren Übel zu wählen. So entscheide man sich unter Umständen lieber für den gut entwickelten Pflegeroboter als für den Umzug ins Pflegeheim.

Interesse geweckt?

Als ich ihn zum Abschluss frage, ob er mir noch etwas Interessantes mitteilen möchte, kommt er sofort auf seine Mitarbeiter zu sprechen. Auch hier merkt man wieder, dass Forschung kein regionales, sondern ein internationales Arbeiten ist. So bekommt er aktuell zum Beispiel Unterstützung von einem Ph.D.-Studenten aus Brasilien. Nebenbei achtet Herr Korn auch immer darauf, dass genügend Budget, nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für wissenschaftliche Hilfskräfte vorhanden ist. Das Affective & Cognitive Institute freut sich über Leute, die gut programmieren können, Leute die gut mit Studien umgehen können, oder auch Leute mit einem Hintergrund in Psychologie. Generell ist das ACI aber offen für alle Studierenden, die sich für die entsprechenden Forschungsthemen interessieren.

Wer nun hellhörig wurde, kann gerne Kontakt mit Herrn Korn oder seiner Projektkoordinatorin Andrea Küntzler aufnehmen. Ihr verdient hier nicht nur Geld in einem interessanten Job, sondern lernt auch unheimlich viel über den wissenschaftlichen Prozess und schreibt mit Sicherheit eine bessere Abschlussarbeit. Zudem freut sich auch euer Lebenslauf. Wenn euch die Thematik interessiert, ihr aber schon kurz vor Ende eures Studiums steht, besteht auch die Möglichkeit Herrn Korn für die Betreuung einer Abschlussarbeit zu kontaktieren. Er ist meistens dienstags und mittwochs persönlich an der Hochschule zu erreichen, ansonsten per E-Mail. Oder ihr setzt euch in der Mensa einfach zu ihm: Er freut sich auf euch.

Quellen

Bildquellen:

  • Beitragsbild (Photo by Alex Knight on Unsplash)
  • Erste Abbildung Urheber Affective & Cognitive Institute – Oliver Korn
  • Zweite Abbildung Urheber Affective & Cognitive Institute – Oliver Korn
  • Dritte Abbildung Urheber Affective & Cognitive Institute – Oliver Korn