Studium

Künstlerin bei Tag, Philosophin bei Nacht: Linda Kunath-Ünver

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Künstlerin bei Tag, Philosophin bei Nacht: Linda Kunath-Ünver

Viele kennen sie wohl noch aus dem ersten Semester als reizende Assistentin von Herrn Lankau. Damals erklärte sie uns verzweifelten Photoshop-Anfängern, wie man Personen freistellt und retuschiert oder Kreise und Dreiecke möglichst ästhetisch anordnet. Die Rede ist natürlich von der einzig wahren Linda Kunath-Ünver, mit der ich ein sehr intensives und inspirierendes Interview führen durfte.

Zu ihrer Person

Die gebürtige Offenburgerin studierte vor ziemlich genau zehn Jahren im ersten Jahrgang den damals neuen Studiengang Mediengestaltung und Produktion. Davor startete sie ein Studium an der Freiburger Kunsthochschule im Grafikdesign, wechselte aber wenig später und zum Glück der Hochschule nach Offenburg. Hier absolvierte sie außerdem ihren Master in Medien und Kommunikation. Schon während ihres Studentenlebens widmete sie sich immer in erster Linie der Leidenschaft Kunst. Viel Zeit für Party blieb da nicht übrig.

Film als auch Musik haben neben der Kunst bei ihr auch eher wenig Platz. Dann schon eher mal die Gartenarbeit. Wenn ihr aber mal auf der Suche nach zutiefst verstörender und abstrakter Musik seid, empfehle ich euch wärmstens die Spotify Playlist “VIA-Offenburg”.

Im Laufe unseres Gesprächs wird mir klar, dass Linda nicht nur eine Künstlerin, sondern auch eine wahre Philosophin ist. Unser Gespräch wird immer persönlicher und wir reden unter anderem über Vorurteile, Religion und darüber wie wichtig ihre Familie für sie ist.

Ein gesunder Kreis ist wichtig, denn erst dann ist man bereit für die Realität – die ist manchmal nämlich ziemlich hart.

Linda Kunath-Ünver

Ihre Arbeit an der Hochschule

Die Grafik-Werkstatt und das Studio M sind ihr Territorium. Schon ab ihrem zweiten Semester arbeitete Linda als Assistentin für Herrn Lankau als Tutorin für Mediengestaltung. Damit ebnete sie den Photoshop-Weg für alle Nachwuchsstudenten. Seit diesem Semester darf sie sich einer noch größeren Herausforderung stellen: für mgp unterrichtet sie als Lehrbeauftragte das Fach Grafikdesign. Dabei ist sie vollständig für die Konzeption und Durchführung verantwortlich. Neben dem Studio M betreut sie außerdem die grafik.werkstatt. Begeistert erzählt sie mir, dass ihr das, neben ihrer neuen Stelle, wohl mit am meisten Spaß macht.

Die Grafik-Werkstatt bietet so viele Möglichkeiten; es ist toll das Feuer in den Studenten zu beobachten und die tollen Projekte, die sie durchführen.

Linda Kunath-Ünver

Auf die Frage hin, was Linda denn am liebsten an der Hochschule ändern würde, erzählt sie mir von ihrer Idee: jeder einzelne Fachbereich unserer Hochschule besteht ohne Verbindung untereinander und ohne viel Austausch. Man sollte die Richtungen kombinieren und es sollte zu mehr Vernetzung und zu gemeinsamen Denk- und Entstehungsprozessen kommen. So könnten die Studenten und auch die Professoren sich gegenseitig bereichern. Man könnte noch viel mehr von einem gegenseitigen Wissensaustausch profitieren. Neues könnte so entstehen. Ihre Divise lautet hier: über Grenzen hinausdenken und den roten Faden ausweiten, denn es gibt zu viel ungenutztes Potential.

Ihre Arbeit als Künstlerin

Schon als siebenjähriger Dreikäsehoch will Linda Künstlerin werden und verfolgt seitdem diesen Traum. Vor unserem Interview versuche ich bereits Lindas Arbeit zu erkunden und durchstöbere ihr Portfolio sowie ihr Instagram-Profil. Dort lädt sie regelmäßig neue Werke hoch. Schnell fällt auf, dass die Bilder sehr außergewöhnlich und abstrakt sind. Linda erklärt mir als Kunstlaie das so: die Perfektion eines Bildes ist bewundernswertes handwerkliches Geschick, doch mit “schönen” Zeichnung könne sie selbst nichts anfangen. Für sie ist Kunst, die Dinge abzubilden, die man nicht sofort sieht z.B. Gefühle, Einstellungen oder Erfahrungen die man erlebt habt. Als Künstler oder Künstlerin muss man eben sein Inneres nach außen kehren, denn „innere Dämonen machen die besonderen Bilder.“

Illustration von Dämonen von Linda
Illustration von Dämonen von Linda

Einen großen Teil ihres Alltags widmet Linda außerdem dem Projekt “VIA”, also der “Visionen- und Ideenakademie”. VIA bietet einen Ort für Menschen, die ihrer Kreativität freien Lauf lassen wollen. Neue Ideen für Veranstaltungen sind immer gerne gesehen und so finden dort auch Veranstaltungen des Vereins OFF.Kultur, bei dem sie auch Mitbegründerin war, immer wieder Platz. Wer also noch nie in der Franz-Volk-Straße 8 bei einem der Poetry Slam oder Filmbar-Abenden war, sollte das unbedingt nachholen. 

Entstanden ist das Ganze ungefähr an einem Tag: auf der Suche nach einem Atelier fanden Linda und ihre zwei Kolleginnen die leerstehende Halle und veranstalteten dort ihren ersten Flohmarkt, um überhaupt an Geld für die Miete zu kommen. Seitdem finden dort immer mehr coole Formate statt, die Offenburg mit Kultur bereichern. Im Publikum kommt immer eine bunte Mischung zustande, was Linda am meisten daran begeistert: “Hier sitzt der Punk neben der alten Omi und alle sind glücklich”.

Mehr dazu könnt ihr in dem Artikel „Das Via – Visionen- und Ideenakademie“ nachlesen.

Liebe Linda, vielen Dank für das tolle Interview. Ich freue mich auf weitere Projekte von dir!