Aktuell sind wir so viel Zuhause wie noch nie. Die eigenen Vier Wände sind zugleich Hörsaal, Büro und Schlafplatz. Daher ist es gerade jetzt wichtig sich eine Umgebung zu schaffen, in der man sich wohl fühlt. Was dem noch entgegen steht, ist ein Berg an jahrelang angesammeltem Zeug. Du willst dich gerne von unnötigem Ballast befreien ohne dabei radikal deinen kompletten Lebensstil zu ändern? Dann bist du hier richtig!
„Der Besitz erzeugt nicht nur Pflichten, er schafft so viele, dass eine Fülle davon Qual ist.“
Oscar Wilde
Was ist Minimalismus und was bringt es dir?
Übervolle Kleiderschränke, überquellende Schubladen, überall herumliegender Krimskrams, den wir nicht brauchen. Schon Oscar Wilde fand, dass zu viel Besitz zur Qual werden kann. Studien wie der IKEA „Life at Home“-Report bestätigen: Zu viele Sachen, sind einer der größten Stressfaktoren Zuhause. Abhilfe schafft hier ein Schritt in Richtung Minimalismus.
Minimalismus ist eigentlich kein Trend der letzten Jahre. In der Kunst fand man in den 1960er Jahren mit dem Minimalismus, bestehend aus reduzierten, einfachen Formen und Farben, das Gegenstück zum Expressionismus. Heute ist Minimalismus als Einrichtungsstil, als Modebewegung, in der Architektur oder als Lebenseinstellung sehr beliebt. Es gibt keinen Bereich, auf den sich Minimalismus nicht anwenden lässt.
Beim Begriff Minimalismus denkt man schnell an sterile weiße Räume, fast leere Regale und auf dem Boden liegende Matratzen ohne Bettgestell. An Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut aufgeben und in eine winzige Wohnung ziehen. Per Definition geht es darum, sich auf ein Minimum, also nur auf das Nötigste, zu beschränken. Hier wird Minimalismus oft falsch verstanden, denn es geht beim minimalistischen Leben nicht darum, seinen ganzen Besitz aufzugeben, sondern bewusst reduziert zu konsumieren.
In diesem Artikel findest du eine Reihe von Tipps, die dir dabei helfen einen ersten Schritt in Richtung Minimalismus zu gehen.
Los geht’s – Aber bitte eins nach dem Anderen
Du bist motiviert, voller Tatendrang und möchtest endlich loslegen. Doch wo fängt man am besten an? Sinnvoll ist es, nicht an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Das sorgt zwischenzeitig nur für Chaos. Arbeite dich am besten von Raum zu Raum durch. Um nicht gleich die Motivation zu verlieren, empfiehlt es sich in einem Raum zu beginnen, der einfach und schnell ausgemistet ist. Wenn ein Zimmer dich trotzdem noch überfordert, gehe einen Schrank nach dem anderen an. Selbst wenn du heute nur eine Schublade schaffst, ist das ein Anfang! Tipp: Badezimmer und Flur sind meist ein guter Start.
Räume am besten alles aus dem Schrank, den du zuerst in Angriff nimmst, raus und breite es vor dir aus. So verschaffst du dir einen Überblick und dir wird klar wie viel Zeug du eigentlich besitzt. Zurück in den Schrank kommt dann nur das, was du behalten möchtest.
Vier Methoden für den Start
Du lernst im Studium methodisch zu arbeiten – das kannst du auch auf das Ausmisten übertragen. Alles Raum für Raum durchzugehen, ist nicht die einzige Möglichkeit Ordnung zu schaffen. Praktischerweise haben sich in den letzten Jahren einige Menschen Gedanken zum Thema Minimalismus und Ausmisten gemacht und sich verschiedene Methoden überlegt:
Nach Kategorien
Spätestens seit der Netflix Show Aufräumen mit Marie Kondo hat man zumindest den Namen Marie Kondo mal gehört. Bei der Methode KonMarie arbeitet man in vorgegebener Reihenfolge eine Kategorie nach der anderen ab. Angefangen mit Kleidung, geht es weiter mit Büchern, Unterlagen und Papieren, dann Kleinkram, und zu guter Letzt Erinnerungstücke. Beim Aussortieren soll man sich immer folgende Frage stellen: Does it spark joy? Nein? Dann weg damit.
Karton Methode
Die Methode ist denkbar einfach und für diejenigen geeignet, die wirklich radikal aussortieren wollen. Packe all deine Besitztümer in Kartons – als würdest du umziehen. In den nächsten Tagen oder Wochen lebst du dann aus diesen Kartons. Dinge, die du in der Zeit benötigst oder vermisst, kommen wieder an ihren gewohnten Platz. Der Rest wird aussortiert.
Korb Methode
Die Methode für Eilige. Schnapp dir einen großen Korb, z.B. einen Wäschekorb, und lege alles hinein, bei dem dir spontan auffällt, das es aussortiert werden kann. Hier soll nicht lange über die Entscheidung nachgedacht werden. Die Korb Methode ist daher eher etwas für diejenigen, die sich vorher schon Gedanken darüber gemacht haben, wovon sie sich trennen wollen.
Eat the frog first
Wie der Name vermuten lässt, fängst du hier mit den schwierigsten Bereichen zuerst an. Das können besonders unordentliche Bereiche, teure Gegenstände oder Dinge sein, zu denen du eine emotionale Bindung hast . Der Vorteil: Danach fällt dir das weitere Ausmisten bestimmt sehr leicht.
Diese Fragen helfen dir beim Ausmisten
- Benutze ich das wirklich? Wann habe ich das zuletzt benutzt? – Überlege dir z.B. bei Büchern, ob du sie wirklich nochmal lesen möchtest. Vielleicht stehen auch bei dir im Regal noch die Gesetzestexte aus den ersten Semestern (in die du wahrscheinlich nach der Prüfung nie wieder reingeschaut hast). Für deine alten CDs hast du vielleicht nicht mal mehr eine Abspielmöglichkeit.
- Besitze ich das mehrmals? – Besonders in Räumen wie der Küche sammeln wir schnell mehrere Gegenstände mit ähnlicher Funktion an. Braucht ihr zu zweit wirklich 15 Tassen und 6 Flaschenöffner?
- Gehört das überhaupt jemandem? – Wohnst du in einer WG, solltest du dir durchaus bei dem ein oder anderen Gegenstand in den Gemeinschaftsräumen oder der Gefriertruhe die Frage stellen, ob diese überhaupt noch jemandem gehören, der aktuell in deiner WG wohnt.
- Funktioniert das noch? Lohnt sich eine Reparatur? – Kaputte Dinge solltest du gleich entsorgen (besonders, wenn sie schon ewig in diesem Zustand sind).
- Würdest du das Teil nachkaufen, wenn es verloren ginge?
Digital entrümpeln
Warum bei physischen Gegenständen halt machen? Besonders dein Smartphone kannst du immer mal wieder nebenbei entrümpeln (z.B. im Wartezimmer oder in der Bahn). Doppelte und schlechte Fotos solltest du löschen. Welche Apps nutzt du wirklich und welche fressen nur unnötig Speicherplatz? Ähnlich kannst du bei Tablet und Notebook vorgehen. Oft haben wir hier über die Jahre haufenweise Dokumente und anderen Datenmüll angesammelt, die wir nicht mehr benötigen.
Wohin mit meinen Sachen?
Entsorgen
Kaputte Gegenstände oder Sachen, für die sich kein Abnehmer findet, sollten entsorgt werden. Elektroschrott und sperrige Sachen, kannst du zum Wertstoffhof bringen. Erkundige dich am besten im Voraus, wo du was in deiner Kommune entsorgen kannst. Eine Übersicht der Annahmestellen rund um die HSO findest du auf der Website des Landratsamt Ortenaukreis.
Verschenken
Eine einfache Möglichkeit Aussortiertes loszuwerden, ist es dieses im Freundes- und Bekanntenkreis zu verschenken. So wirst du deine Sachen los und machst damit gleichzeitig jemandem eine Freude.
Verkaufen
Gerade neuwertiges (Hallo Fehlkauf!) und Dinge, die teuer waren, möchte man oft nicht einfach verschenken und lassen sich durchaus noch zu Geld machen. Dinge wie Elektronikartikel und Möbel lassen sich gut über ebay Kleinanzeigen und shpock verkaufen. Auch Facebook-Gruppen wie das Schwarze Brett Hochschule Offenburg bieten eine gute Möglichkeit Dinge schnell loszuwerden. Kleidung und Schuhe finden Abnehmer über Vinted. Wer weder Zeit noch Lust hat die Artikelbeschreibungen hochzuladen und zu verhandeln, kann seine Sachen an Anbieter wie reBuy oder momox verkaufen. Hier wird allerdings nicht alles angenommen und du musst damit rechnen deutlich weniger Geld für deine Sachen zu bekommen.
Spenden
Ebenfalls schnell und auch noch gut für dein Karma ist Spenden. Bücher kannst du an deine örtliche Bücherei abgeben oder zu einem öffentlichen Bücherschrank bringen. Kleidung, Bettwäsche und Co. kannst du an die Kleiderkammer oder Sozialkaufhäuser spenden. Auf der Website des ÖkoTest findest du eine Übersicht zu beiden und Hinweise, worauf du bei seriösen Altkleidercontainern achten solltest.
So bleibt die Wohnung minimalistisch
Du hast aussortiert und die Anzahl deiner Besitztümer erfolgreich verkleinert. Damit dir dieser Zustand erhalten bleibt, hier ein paar Tipps:
- Weniger, aber dafür besser – Investiere in Qualität, dann bleiben dir deine Sachen länger erhalten und du musst seltener Neues kaufen.
- Bewusst kaufen und Impulskäufe vermeiden – Wenn es um etwas geht, dass du gerade nicht unbedingt brauchst, setze es auf deine Wunschliste. Willst du es ein paar Wochen später immer noch haben, kauf es.
- Leihen statt Kaufen – Dinge, du du einmalig oder selten brauchst, kannst du dir oft auch im Freundeskreis oder von Familienmitgliedern ausleihen.
- Mache das Aufräumen und Ausmisten zu einem Ritual – Wenn du regelmäßig aufräumst, behältst du einfacher einen Überblick über deine Sachen und hast die Möglichkeit regelmäßig einzelne Teile auszusortieren.
- Dinge aufbrauchen – Kaufe nicht zu viel auf Vorrat, sondern brauche Dinge wie Shampoo oder Gewürze erst auf, bevor du sie nachkaufst.
- Ablagen frei halten – Das hilft dir den Überblick zu behalten, sieht ordentlich aus und ist beruhigend.
- Jedes Stück hat seinen Stammplatz – So verschwendest du keine Zeit beim Suchen und hältst einfacher Ordnung.
Noch nicht überzeugt? – Die Vorteile auf einen Blick
- Verdiene dir etwas dazu – Bestenfalls sortierst du etwas aus, das sich verkaufen lässt. Du bekommst nicht nur mehr Platz, sondern auch noch Geld obendrauf. Eine Win-Win-Situation.
- Spare Zeit – Weniger Besitz heißt, dass du Zeit beim Aufräumen, Putzen und vor allem bei der Suche nach deinen Sachen sparst. Zeit, die du für Aktivitäten nutzen kannst, die dir wirklich wichtig sind.
- Minimalismus ist nachhaltig – Bewusster Konsum ist gut für das Klima und auch wieder für dein Karma.
- Deine Psyche wird es dir danken – Der Minimalismus bringt dich dazu den Fokus auf die wichtigen Dinge im Leben zu richten.
Weitere Tipps
Handtasche und Geldbeutel nicht vergessen – Hier sammeln wir gerne alte Kassenbons und Rabattkarten.
Hole dir Hilfe – Du merkst, du hängst einfach zu sehr an deinen Sachen und kannst dich doch nicht trennen? Bitte einen Freund oder eine Freundin um Unterstützung, da diese eher rational entscheiden können.
Setzt dich nicht unter Druck – Natürlich wäre es toll alles an einem Tag zu erledigen. Das ist oft aber einfach utopisch. Bestenfalls macht dir das Ausmisten sogar Spaß. Stress verursachen sollte es aber definitiv nicht.
Last but not least: Dran bleiben und durchziehen – Bringe die Dinge, die du verkaufen oder verschenken willst, direkt weg. So kommst du nicht erst in Versuchung sie doch zu behalten.
Minimalismus sorgt nicht nur für Platz in deinen eigenen Vier Wänden, sondern auch in deinem Kopf. Je weniger unnötiges Zeug unser Zuhause belagert, desto leichter fühlen wir uns. Ob du dir für deine Aufräum-Aktion ein paar Tage oder ein paar Wochen Zeit nimmst und wie genau du dabei vorgehst, ist ganz dir überlassen. Wie du Minimalismus auch in weitere Lebensbereiche integrieren kannst, erfährst du auf Minimal Waste und Smarticular.
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Quellen
https://lifeathome.ikea.com/wp-content/uploads/2019/09/Beating_The_Battles_2017.pdf
https://minimalwaste.de/assets/downloads/2016-09-29-minimalismus-wie-faengt-man-an.pdf
https://www.womenshealth.de/soulsister/mind/6-tipps-fuer-ein-minimalistischeres-leben/
https://www.idee-fuer-mich.de/minimalistisch-leben-weniger-ist-mehr-1273.html
Bildquellen
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