Studium

Online- oder Präsenzlehre – Welche Form eignet sich am besten?

Wohnzimmer vs. Hörsaal
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Online- oder Präsenzlehre – Welche Form eignet sich am besten?

Studieren von Zuhause – Vor Corona war das nur an Fern-Universitäten der Fall. Die Pandemie hat uns jedoch gezwungen, fast alle Lebensbereiche zu digitalisieren. Online Vorlesungen prägen also schon eine ganze Weile unseren Studienalltag. Doch welche Lehrform ist nun die bessere?

Aus eigener Erfahrung und Gesprächen vermute ich, dass der Alltag bei den meisten Studierenden seit den Online-Vorlesungen sehr ähnlich verläuft. Sind wir mal ehrlich zu uns selbst: Der Wecker klingelt vermutlich nicht wie sonst, früh morgens um 6:30 Uhr – Nein. Der Wecker klingelt um 7:50 Uhr, denn die erste Vorlesung startet um 8:00 Uhr. Ganze zehn Minuten nimmt man sich Zeit, um noch kurz den Pyjama auszuziehen und den ersten Kaffee zu machen um zumindest dann pünktlich an der Online-Vorlesung teilzunehmen. Dein Lernort ist dein Zimmer. Aber lernen wir digital genauso gut wie im Hörsaal?

Was sind Vorteile von Online-Vorlesungen?

Abbildung 1: Grafik Beispiel Home Office

Digitales Lernen kann unseren Studienalltag in vielen Bereichen verbessern. Genau das hat uns die Corona Pandemie in den letzten Semestern, welche durch Online-Vorlesungen geprägt wurden, gezeigt. Im folgenden gehe ich auf drei wesentliche Vorteile genauer ein.

Zeit- und Ortsunabhängig

Solange ein stabiler Internetzugang vorhanden ist, ist es vollkommen egal, an welchem Ort man sich befindet. Teilweise werden Vorlesungen von den Dozent*innen aufgezeichnet und später auf der E-Learning Plattform zur Verfügung gestellt. So hat man jederzeit die Möglichkeit, nochmal auf die Materialien zurückzugreifen und ist dabei vom Ort völlig unabhängig. Habe ich heute also mal absolut keine Lust und treffe mich stattdessen lieber mit meinen Freunden, schaue ich mir die Vorlesung einfach danach nochmal in Ruhe an. Flexibilität ist also ein zentraler Punkt. Ich selbst bin ein großer Fan davon. Zuletzt war es mir sogar möglich, ein Surfcamp auf den Kanaren zu besuchen und zeitgleich meine Vorlesungen anzuschauen. Morgens lernen – Nachmittags surfen. Klingt unrealistisch, ist aber durch die Online-Lehre sehr gut möglich.

Kostenersparnis

Durch die Ortsunabhängigkeit kann man sich die Kosten für ein WG Zimmer oder sogar einer eigenen Wohnung in der entsprechenden Stadt sparen, falls man normalerweise noch bei den Eltern oder grundsätzlich in einer anderen Stadt wohnt. Wenn man nicht gerade mit dem Fahrrad unterwegs ist, entfallen zudem sämtliche Fahrtkosten, was bei den heutigen Bus- und Bahn- und vor allem den Spritpreisen eine große Kostenersparnis bedeutet. Ich zum Beispiel wohne in der Freiburger Umgebung und habe in der Pandemie mein WG Zimmer in Offenburg gekündigt. Die Miete von über 300€ konnte ich mir somit ersparen, was für mich als Studentin schon eine ganze Menge Geld ist.

Zeitersparnis

Online Vorlesungen bringen vor allem eines mit sich – Mehr Zeit. Der Weg zur Hochschule entfällt und schick machen muss man sich früh morgens auch nicht mehr. Zwischendurch in Ruhe ein leckeres Frühstück zubereiten, oder in der nächsten Pause die Wäsche machen. Die übrige Zeit kann man definitiv produktiv nutzen.

Was sind Nachteile von Online-Vorlesungen?

Abbildung 2: Grafik Beispiel Home Office

Wo es Vorteile gibt, da gibt es auch Nachteile. Auch bei den Online-Vorlesungen lassen sich ebenso Schwierigkeiten ausmachen, welche das digitale Lernen mit sich bringt. Im Folgenden gehe ich auf drei Nachteile von Online-Vorlesungen ein.

Fehlende soziale Interaktion

Das gemeinsame Mittagessen, der Austausch über die anstehende Prüfung oder das Bier nach einem langen Vorlesungstag – All diese Dinge entfallen durch das digitale Lernen. Doch ist es nicht genau das, was das Studentenleben so interessant macht? Das soziale Miteinander ist bei Online-Vorlesungen nicht wirklich gegeben, wodurch dieser so wesentliche Bestandteil, der vor allem die persönliche Weiterentwicklung fördern soll, vollständig fehlt. Die Gruppenpräsentationen sind hier oftmals hilfreich, um zumindest den Austausch untereinander aufrecht zu erhalten. Mein Tipp an euch: Eröffnet Lerngruppen in denen ihr euch per Zoom treffen könnt, um euch gemeinsam auf die Prüfungen vorzubereiten. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit einem Bier gemeinsam am Campus, dennoch behält man den Kontakt und den Austausch zu seinen Kommiliton*innen.

Selbstdisziplin

Aufgrund der Zeit- und Ortsunabhängigkeit bleibt man häufig auf sich selbst gestellt. Motivation und die Kompetenz, sich selbstständig vollkommen neue Inhalte anzueignen, sind deshalb für den Lernerfolg unerlässlich. Dieser Aspekt stellt jedoch für einige Studierende ein Hindernis dar. Durch den fehlenden Zwang und Druck, habe auch ich das ein oder andere mal auf die Teilnahme an einer Vorlesung verzichtet, weil ich lieber mit meinen Freunden brunchen gegangen bin. Dennoch kann ich aus Erfahrung sagen, dass ich durch die Online-Lehre gelernt habe, viel organisierter und produktiver zu werden, als ich es zuvor je war. Doch auch das war ein langer Prozess. Zu Beginn habe ich die meisten Vorlesungen vor mir her geschoben, da ich die Freiheit genossen habe, meinem eigenen Plan zu folgen. Dass das jedoch nicht funktioniert habe auch ich schnell gemerkt, also mussten Tagespläne her, wobei die Disziplin eine zentrale Rolle spielt. Deshalb ist es sinnvoll, sich jeden Abend seine Lernziele für den nächsten Tag aufzuschreiben und einen konkreten Zeitplan zu erstellen, um keine Vorlesungen zu verpassen. Denkt immer daran: Disziplin kann man sich Schritt für Schritt erarbeiten.

Begrenzte Möglichkeiten

Besonders die Hochschule Offenburg wirbt mit praxisnahem Lernen. Viele Labore und das Arbeiten in den hochschuleigenen Studios, prägen diese Art von Studium. Da die wenigsten Studierenden über die entsprechenden Technologien oder Materialien verfügen, wird es in praxisnahen Studiengängen immer schwer sein, die Praxis online umzusetzen. Am besten ist es auch hier, mit seinen Dozent*innen immer im Austausch über mögliche Alternativen zu sein.

Präsenzvorlesungen im Vergleich

Die Hochschulen gelten als Ort der Begegnung. Darunter ist vor allem der persönliche Austausch innerhalb der Vorlesungen zu verstehen. Durch Gestik und Mimik können die Dozent*innen auf gewisse Verunsicherungen eingehen, was sich online über den Bildschirm eher schwer gestalten lässt.

Abbildung 3: HS Offenburg E-Gebäude

Was gegen die Online-Vorlesung spricht, spricht natürlich für den Präsenzunterricht. Ist man also weniger diszipliniert, ist es hilfreich, gemeinsam mit anderen Studierenden im Hörsaal zu sitzen um hier interaktiv dabei zu sein. Die Präsenzvorlesungen führen außerdem zu einem geregeltem Alltag. Man beschäftigt sich in den Pausen nicht mit der Wäsche, die noch in der Maschine verweilt, sondern vermutlich eher mit dem Thema der nächsten Vorlesung. Der Weg zur Hochschule kostet jedoch wiederum Zeit, die man sonst auch für andere Dinge nutzen kann. Flexibilität ist bei Präsenzvorlesungen also nur kaum bis gar nicht vorhanden. Trotzdem habe ich mich gefreut, als ich mal wieder einen Hörsaal von innen gesehen habe und nicht den ganzen Tag in meinen Bildschirm schauen musste.

Fazit

Die Digitalisierung wurde durch die Pandemie deutlich voran getrieben. Die produktive Nutzung eines Online Angebotes ist aus meiner Sicht dennoch sehr abhängig von den jeweiligen Dozent*innen. Einige laden Materialien zum Selbststudium hoch, einige erklären ihre Themen in selbst produzierten Videos und andere setzen auf die klassischen Online Meetings per Zoom.

Mir persönlich hat die Online Lehre sehr gut gefallen, da ich nicht nur mein Studium, sondern meinem gesamten Alltag vielbesser organisiere. Ich habe wie bereits erwähnt, viel mehr Zeit für andere Dinge. Wenn ich also mal vier Stunden Pause zwischen zwei Vorlesungen habe, kann ich zum Beispiel den Haushalt erledigen oder zum Sport gehen, was am Campus nicht möglich wäre. Einige Dozent*innen haben ihre Präsenzvorlesungen zeitgleich auch per Zoom abgehalten. Hat man also mal nicht die Möglichkeit oder die nötige Motivation, an den Campus zu kommen, muss man nicht zwingend die Vorlesung verpassen. Die Gefahr ist jedoch sehr groß, dass die Dozent*innen am Ende alleine im Hörsaal stehen.

Im Hinblick auf die Prüfungen und die damit verbundene Prüfungs- bzw. Lernphase ist das digitale Angebot dem Präsenzunterricht jedoch einen weiten Schritt voraus. Man hat jederzeit die Möglichkeit nochmal auf die entsprechenden Materialien zurückzugreifen um gewisse Themen zu wiederholen. Dennoch ist für die Zukunft eine Mischung aus der klassischen Präsenz und der richtigen Nutzung der E-Learning Plattformen vermutlich der beste Weg, um den Studienalltag optimal zu gestalten.