Schon mit 40 frei sein und nicht mehr arbeiten müssen – ganz ohne Lottogewinn? Frugalisten machen’s vor: bewusst leben, clever sparen, smart investieren und dadurch viel früher aus dem Hamsterrad aussteigen. In diesem Beitrag zeige ich dir praktische Tipps, wie du selbst mit kleinem Studentenbudget die Prinzipien des Frugalismus nutzen kannst, ohne dabei auf alles verzichten zu müssen.
1. Was steckt hinter Frugalismus?
Der Begriff „frugal“ kommt aus dem Englischen und steht für eine sparsame oder genügsame Lebensweise. Das Prinzip dabei ist simpel: konsumiere bewusst, spare einen großen Teil deines Einkommens, investiere es und lebe irgendwann von deinen Ersparnissen. Eng verbunden ist der Frugalismus mit der aus den USA stammenden FIRE-Bewegung (Financial Independence, Retire Early), die dasselbe Ziel verfolgt: finanzielle Freiheit durch sparsames Leben und cleveres Investieren.
Die drei wichtigsten Säulen des Frugalismus:

Konsum mit Köpfchen:
Statt blindem Kaufrausch geht es darum, die eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was macht mich nachhaltig glücklich? Der Fokus liegt auf langlebigen und qualitativen Dingen statt auf Masse. Wer bewusster konsumiert, spart automatisch – nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Energie.

Geld sparen und investieren:
Der Schlüssel zur finanziellen Unabhängigkeit liegt im hohen Sparanteil. Viele Frugalisten legen 50–70 % ihres Einkommens zur Seite und leben dann im Alltag vom Rest. Doch das Ersparte wird nicht einfach gehortet, sondern gezielt in Aktien (Anteile an Unternehmen), ETFs (eine Sammlung vieler verschiedener Aktien) oder andere Wertanlagen wie Immobilien investiert. So wird langfristig Vermögen aufgebaut, das über die Jahre hinweg weiter wächst.

Selbstbestimmt leben vom Ersparten:
Das große Ziel: finanzielle Freiheit. In dieser Phase lebt man von den Kapitalerträgen, die regelmäßig Zinsen (eine Art Belohnung dafür, dass man Geld verleiht) zahlen oder durch Dividenden (Gewinnbeteiligungen von Unternehmen) ein monatliches Einkommen generieren. Das funktioniert, ohne dafür noch selbst arbeiten zu müssen.
Wer früh und konsequent spart und investiert, kann sich irgendwann aus dem klassischen Arbeitsleben zurückziehen – oder zumindest frei entscheiden, was, wann und wie viel er oder sie arbeiten möchte. Es geht nicht ums Nichtstun, sondern um ein selbstbestimmtes Leben. Das kann auch bedeuten, wieder zu arbeiten, aber nur in Teilzeit, selbstständig oder in einem Bereich, der einem wirklich am Herzen liegt.
Weniger ausgeben, mehr vom Leben: So lebt Frugalist Florian Wagner
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Mehr InformationenFrugalismus vs. Minimalismus
Frugalismus ist eng mit dem Konzept des Minimalismus verbunden. Während Minimalisten allerdings in erster Linie versuchen in ihrem Leben wenig zu besitzen haben Frugalisten hingegen frühe finanzielle Freiheit zum Ziel. Oft überschneiden sich beide Lebensstile – viele Menschen leben gleichzeitig frugal und minimalistisch, weil sich beide Ansätze in ihrer Grundhaltung ergänzen.
2. Frugalismus im Alltag: Sieben praktische Tipps
Frugalismus kann zu Beginn nicht ganz einfach sein, da er eine achtsame Lebensweise und Disziplin erfordert. Doch genau in dieser bewussten Entscheidung, auf unnötige Ausgaben zu verzichten, liegt eine große Chance, langfristig glücklicher und finanziell unabhängig zu werden.
Im folgenden Abschnitt bekommst du alltagstaugliche Tipps an die Hand, mit denen du direkt loslegen und Schritt für Schritt frugaler leben kannst.
1. Das Haushaltsbuch 📖
Starte damit, ein Haushaltsbuch zu führen, um einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Dafür kannst du verschiedene Wege nutzen: Zum Beispiel Apps wie Finanzguru (Basisversion kostenlos) oder eine der vielen Excel-Vorlagen, die du online herunterladen kannst. Wenn du es lieber schlicht magst, reicht auch eine einfache Notiz auf dem Handy. Für eine spätere Auswertung kannst du deine Einträge von ChatGPT analysieren und in Kategorien einteilen lassen. Dadurch siehst du, wofür du dein Geld ausgibst und wo Sparpotenzial steckt.
2. Die 30 Tage Regel 📅
Wenn du überlegst, etwas Teureres oder nicht wirklich Notwendiges zu kaufen, warte 30 Tage, bevor du eine Entscheidung triffst. In dieser Zeit kannst du in Ruhe überlegen, ob du den Kauf wirklich brauchst – oder ob es nur ein spontaner Impuls war. Oft verschwindet der Wunsch ganz von selbst – und du sparst Geld sowie unnötigen Ballast.
3. Essen und Trinken ☕🍕
Selbst kochen spart nicht nur Geld, sondern ist oft auch gesünder. Meal Prepping ist dabei dein bester Freund – günstiger als Mensaessen und super zeitsparend. Hier geht’s zum Artikel über günstiges Einkaufen. Auch Foodsharing-Angebote helfen, kostenlos an Lebensmittel zu kommen, die sonst weggeworfen würden. Und: Bring dein Getränk einfach von zu Hause mit – der tägliche Coffee-to-go summiert sich schnell auf über 50 € im Monat.
4. Günstig unterwegs 🚲
Setz auf den öffentlichen Nahverkehr oder sichere dir das Deutschlandticket JugendBW, wenn du dafür berechtigt bist. Noch günstiger: Fahr Fahrrad – das hält dich dazu noch fit. Vor sechs Uhr, ab Neun Uhr und am Wochenende kannst du dein Rad kostenlos im Zug mitnehmen.
5. Freizeit ohne Kosten 📺 🆓
Viele schöne Dinge im Leben kosten nichts – Spieleabende zu Hause, ein Spaziergang, Sport im Park oder einfach ein entspanntes Zusammensitzen mit Freunden auf dem Balkon. Du musst nicht jedes Mal essen gehen oder Geld ausgeben, um eine gute Zeit zu haben.
Nutze außerdem, was deine Hochschule gratis bietet: Sportkurse, Bibliotheken oder Veranstaltungen. Wenn du dich nicht schon irgendwo durchschnorrst: Statt teurer Streaming-Abos bieten öffentliche Mediatheken wie Joyn , ARD oder ZDF jede Menge Filme, Serien und Dokus ganz kostenlos an. Auch viele Studentenangebote für Tools, Lernplattformen oder Software bekommst du gratis – einfach mal reinschauen, was für dich drin ist!
6. Pre-Loved statt Preis-Schock 👗 💻
Gebrauchte Dinge zu kaufen ist nicht nur umweltfreundlich, sondern oft auch viel günstiger. Bei Technik, Smartphones oder Tablets bietet bspw. Refurbed aufgearbeitete Geräte zu einem Bruchteil des Neupreises. Auch Möbel und Kleidung lassen sich günstig auf Flohmärkten oder durch Kleidertausch-Events an der Hochschule finden. Und wenn mal etwas kaputtgeht, lohnt sich oft auch die Reparatur etwa beim Repair-Café in Offenburg.
7. Nebenjobs mit Mehrwert 💼 📊
Ein Werkstudentenjob bringt nicht nur zusätzliches Einkommen, sondern auch wertvolle Erfahrungen, die deine Karriere vorantreiben können. Du knüpfst Kontakte, sammelst praktische Fähigkeiten und hast schon während des Studiums die Chance, in deinem späteren Berufsfeld Fuß zu fassen. Mehr dazu findet ihr im Blog über Werkstudentenjobs.
8. Bonuszitat 💬
Eins meiner Lieblingszitate zum Thema Konsum mit Köpfchen:
„Don’t buy things you don’t need to impress people you don’t like.“ – Dave Ramsey
Weitere Inspiration zum Thema Frugalismus und Finanzen gewünscht? Schau mal bei Mr. Money Mustache, Miss Money Penny (für Finanzen speziell für Frauen) oder Frugalisten.de vorbei!
Und wie geht es dann weiter?
3. Lass dein Geld für dich arbeiten!1

ETFs & Aktien
Wenn du frugal leben willst, ist es wichtig, dein Geld sinnvoll zu investieren – zum Beispiel in Aktien, ETFs oder Immobilien. Dadurch baust du dir ein
breit gestreutes Portfolio auf, bei dem dein Geld auf verschiedene
Unternehmen oder Branchen verteilt ist. Mit der Zeit kannst du so ein passives Einkommen erzielen, also regelmäßige Einnahmen, ohne aktiv dafür arbeiten zu müssen. Besonders effektiv ist es, regelmäßig einen festen Betrag per Sparplan in ETFs oder Aktien zu investieren. So kannst du Marktschwankungen ausgleichen und langfristig Vermögen aufbauen. Hier findest du eine gute Übersicht über verschiedene ETFs von Finanztip.
ETFs gelten dank ihrer breiten Streuung als vergleichsweise risikoarm und sind vor allem für Einsteiger gut geeignet, die sich nicht intensiv mit der Börse beschäftigen möchten. Außerdem musst du deine Investitionen nicht ständig überwachen. Wichtig zu wissen: ETFs sind auf langfristige Anlage ausgelegt – dein Geld entfaltet seinen Effekt erst über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte.
Nutze den Zinseszinseffekt
Du bekommst Zinsen – und später auch Zinsen auf deine Zinsen. Schon kleine Beträge können durch den Zinseszinseffekt über die Zeit Großes bewirken. Je früher du anfängst, desto stärker wirkt dieser Effekt!
In einem Rechenbeispiel: Hättest du vor 30 Jahren jeden Monat nur 10 € zu 7 % Zinsen investiert, würdest du heute – ganz ohne zusätzliche Arbeit – über ein Endkapital von 12.200 € verfügen. Davon stammen 3.600 € aus Einzahlungen und beeindruckende 8.600 € aus Zinsen bzw. Kapitalerträgen. Probiere es doch selbst aus – hier geht’s zum Zinseszinsrechner.


Einfacher loslegen: Starte mit kleinen Beträgen über Neobroker
Nicht jeder Anfang ist schwer. Moderne Neobroker (digitale Plattformen, die es ermöglichen, kostengünstig und einfach Finanzprodukte zu handeln) wie Trade Republic oder Scalable Capital machen den Einstieg ins Investieren besonders einfach. Sie sind benutzerfreundlich, oft kostenlos und ermöglichen es dir, schon mit wenigen Euro zu starten. So verlierst du schnell die Hemmung vor dem Thema Geldanlage und sammelst erste Erfahrungen.
Die 4 %-Regel einfach erklärt
Sie ist eine Faustregel der FIRE-Bewegung: Wenn du z. B. 300.000 € angespart hast, kannst du jedes Jahr 4 % davon entnehmen – also 12.000 € bzw. 1.000 € pro Monat. Und das theoretisch für den Rest deines Lebens, ohne dass dein Kapital vollständig aufgebraucht wird. Hier geht’s zum Rechner für finanzielle Freiheit.

4. Zwischen Ideal und Alltag
Was spricht für Frugalismus?
- Von Frugalisten kannst du dir in Sachen Sparen, Investieren und finanzielle Unabhängigkeit einiges abschauen – auch schon als Student*in.
- Du lernst früh, mit Geld umzugehen, setzt Prioritäten und legst den Grundstein für deine Altersvorsorge.
- Auch Nachhaltigkeit spielt durch bewussten Konsum eine wichtige Rolle.
- Weniger kaufen heißt oft auch: weniger Stress und weniger Druck durch Statussymbole.
- Im Idealfall genießt du die Freiheit, früher in Rente zu gehen und dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Was spricht dagegen?
- Eine hohe Sparquote ist gerade im Studium nicht immer realistisch – zwischen steigenden Mieten, teuren Lebensmitteln und oft geringen Nebenjob-Gehältern.
- Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit volatilen Aktienkursen und steigenden Lebenshaltungskosten kann es besonders herausfordernd sein, frugal zu leben und konsequent zu investieren.
- Dazu kommt die Frage: Willst (oder solltest) du in jungen Jahren wirklich auf jeden „Luxus“ verzichten?
- Und was passiert eigentlich, wenn du früh in Rente gehst – aber dann feststellst, dass dir etwas fehlt? Viele FIRE-Anhänger arbeiten trotzdem weiter, allerdings an Projekten, die sie wirklich erfüllen.
Was ich persönlich zum Frugalismus denke:
„Vom Grundprinzip her ist Frugalismus gar nicht so kompliziert umzusetzen. Nur beim Thema Reisen ist es nicht ganz einfach, weil ich viel unterwegs bin und das schnell teuer werden kann. Aber das ist eine bewusste Entscheidung, die für mich persönlich absolut vertretbar ist.“
5. Fazit: Der Mittelweg zählt
Du musst nicht im Zelt vor der Uni schlafen, um frugal zu leben. Es geht auch nicht darum, gar kein Geld mehr auszugeben – sondern es bewusst für das auszugeben, was dir wirklich wichtig ist. Frugalismus ist keine Pflicht, sondern ein Werkzeug. Du kannst ihn an dein Leben anpassen – auch im Studium. Wenn du früh anfängst, klug mit Geld umgehst und regelmäßig investierst, kannst du langfristig große Wirkung erzielen. Es muss nicht extrem sein – der Mittelweg macht den Unterschied.
Los geht’s: Vielleicht ist Freiheit nicht eine Frage des Alters, sondern der Entscheidung.
1 Keine Anlageberatung, nur zur Inspiration!
Textquellen
- https://www.studydrive.net/de/tag/frugalismus#Wie
- https://finanzgorillas.de/sparen-im-studium-praktische-tipps-fuer-frugalisten/
- https://www.mrmoneymustache.com/
- https://www.studysmarter.de/magazine/frugalismus/
- https://www.cnbc.com/select/what-are-dividends/
- https://www.getsmarteraboutmoney.ca/learning-path/stocks/how-stocks-and-dividends-work/
- https://www.ing.de/wissen/fire-trend/
- https://www.ortenaulinie.de/startseite/fahrkarten/Fahrrad.html
- https://finanzguru.de/
- https://www.joyn.de/
- https://www.ardmediathek.de/
- https://www.zdf.de/
- https://www.refurbed.de/
- https://www.offenburg-klimaschutz.de/artikel/repair-cafe.html
- https://www.hs-offenburg.de/die-hochschule/aktuell/veranstaltungen/veranstaltungen-detailseite/article/kleidertauschboerse
- https://www.missmoneypenny.ch/
- https://frugalisten.de/
- https://www.finanzfluss.de/rechner/zinseszinsrechner/
- https://www.finanzfluss.de/rechner/finanzielle-freiheit/
- https://traderepublic.com/de-de
- https://it.scalable.capital/en/broker-online
- https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/#c139753
Bild- und Videoquellen
- Titelbild: Eigene Darstellung mit ChatGPT
- Eigene Illustrationen erstellt mit Canva
Eingebundenes Video: Rente mit 40: So lebt ein Frugalist | stern TV (Stand: 30.04.2025)