Studium

Animationsfilme und andere Mammutaufgaben – Bernadette Tshiang Tshiananga im Portrait

Titelbild des Beitrags
Studium

Animationsfilme und andere Mammutaufgaben – Bernadette Tshiang Tshiananga im Portrait

Für viele Studierenden stellt die Bachelorarbeit eine große Hürde dar. Im Studiengang m.gp ist es zudem nicht selten, dass im Rahmen dieser Arbeit ein Film produziert wird. Doch wie verwirklicht man derart große und aufwändige Projekte? Bernadette Tshiang Tshiananga berichtet von ihren Erfahrungen im Studium, der Arbeit an ihrem Animationsfilm „MADOGO“ und gibt Tipps für die Umsetzung der Bachelorarbeit.

Bernadette, genannt „Berni“, ist eine talentierte Illustratorin, leidenschaftliche Animatorin und erprobte Mediengestalterin. Daneben verfolgt sie viele weitere Interessen und spielt Basketball. Auf ihrem Instagram-Acccount teilt sie Zeichnungen, Malereien und Animationen. Filmerische Arbeiten sind auf ihrem YouTube-Kanal zu sehen.

Erfahrungen im Studium

Direkt nach dem Schulabschluss begann Bernadette an der Hochschule Offenburg den Bachelorstudiengang medien.gestaltung und produktion (m.gp) zu studieren. Sie erzählt, dass viele ihrer Mitstudierenden bereits vor dem Studium eine Ausbildung, zum Beispiel als Grafikdesigner:innen, abgeschlossen hatten. Gerade im ersten Semester habe sie daher viel nachholen müssen, um auf das gleiche Niveau zu kommen. Dabei wären die technischen Aspekte und das Erlernen verschiedener zuvor unbekannter Programme fordernd gewesen. Auf die Frage, was für sie die größten Herausforderungen im Studium gewesen seien, antwortet sie lachend: „Die Deadlines“.

Während des Studiums hätte sie sehr viel kreative Freiheit gehabt und in verschiedene Bereiche reinschnuppern können. Durch Animationsübungen und -projekte konnte sie ihre Animationsleidenschaft entdecken. Das wäre damals etwas komplett Neues für sie gewesen. Heute macht ihr Animation immer noch viel Spaß. Allerdings hätte sie sich mehr Input für Spezialisierungen gewünscht.

Bei einigen Fächern wie zum Beispiel der Querschnittskompetenz „Einführung in den Bewegtbildjournalismus“ habe sie sich durchbeißen müssen. Es wäre schwierig gewesen, die erlernten Kenntnisse umzusetzen. Doch im Nachhinein sei sie froh, durch diese Erfahrung einiges gelernt zu haben. Auch das Praxissemester habe ihr viel gebracht. Sie war in einem, wie sie berichtet, eher traditionellen Animationsstudio tätig gewesen: Studio FILM BILDER in Stuttgart. Dort habe sie den Animations-Workflow erst richtig kennen gelernt. „Ich hätte MADOGO sonst nicht umsetzen können“, meint sie ernst. Studierenden möchte sie noch mit auf den Weg geben:

Man kann mit allen reden. Hinter Profs und Behörden stecken auch nur Menschen. Wenn man ein Problem hat, kann man immer mit den Personen Kontakt aufnehmen.

Bernadette Tshiang Tshiananga

Ein Animationsfilm als Bachelorarbeit

Bei der Arbeit an dem Film „MADOGO“ entstanden noch vor der eigentlichen Animation die Konzeption, ein Storyboard und ein Animatic. Später wurden auch Effekte und die Vertonung umgesetzt, um den fertigen Film zu erhalten. Zusätzlich hatte Bernadette ein Artbook gestaltet, um all diejenigen Dinge festzuhalten, die man im fertigen Film nicht sieht. Dazu gehören beispielsweise die ersten Skizzen, die Konzeption und das Design der Charaktere. Betreut wurde die Bachelorarbeit von Professor Götz Gruner und Professorin Sabine Hirtes.

Beim Schreiben des Drehbuches ließ sich Bernadette von einer Geschichte inspirieren, die sie von ihrem Vater als Kind erzählt bekommen hatte. Schon während des Zuhörens hätte sie damals die Visualisierung vor Augen gehabt. Für die Umsetzung wählte sie die Technik Zeichentrick, da sie sich zu diesem Zeitpunkt andere Animationstechniken nicht zugetraut hätte. Sie betont an dieser Stelle:

Wichtig war die Geschichte, nicht die Technik.

Bernadette Tshiang Tshiananga
Filmplakat von MADOGO

Synopsis: „Looking for his mother, young Madogo wanders aimlessly through the Savannah of primitive, spiritual world. He meets strange, odd men who all want to find Madogo’s mother too. But only after he told them that his mother is the most beautiful woman in the world.“

Director: Bernadette Tshiang Tshiananga | Visual Developement & Animation: Lisa Gerbershagen | Character Animation: Esther Woyzella, Anna-Maria Stefan | Backgrounds: Martin Rauscher | Music & Sound: Benjamin Schnitzer | Animation Assistance: Zaid Ghasib, Anna Altvater | Translation: Guy Kiddey | Voices: Madogo: Sharayu & Shantanu Khaladkar; Gorillaman: Lawrence King; Toadman: Peter Larsen; Hyenaman: David Kidwell

Zum Animieren wurden die Programme TV Paint und Adobe Photoshop gewählt. Arbeitsschritte wurden standardisiert, um als Team ein einheitliches Endergebnis zu erzielen. Zu diesen Arbeitsschritten gehörten:

  • das Blocking: das Festlegen der Schlüsselbilder, der Posen und des Timings
  • das Inking: das saubere Zeichnen der Linien für jeden einzelnen Frame
  • die Koloration: die Einfärbung der Frames
  • das Zeichnen von Highlights und Schatten: die Lichtsetzung und Schaffung eines räumlichen Effekts.

Die Arbeit an dem Film wäre von Anfang bis Ende durchstrukturiert worden, erklärt Bernadette. Anhand des Drehbuchs waren ein Drehplan und ein Produktionsplan erstellt worden. Das Planen sei extrem wichtig, doch man müsse auch lernen mit unvorhergesehenen Ereignissen umzugehen. „Teilweise waren alle Rechner im Studio belegt und die Arbeit war nicht möglich […] Einmal war das Backup nicht gemacht und eine Woche Arbeit war weg“, erinnert sie sich.

Auf die Teamarbeit angesprochen betont Bernadette: „Es wäre alleine nicht möglich gewesen“. Sie erzählt, dass ein gutes Team mit Leuten, die verlässlich und mit Herz dabei sind, sehr wichtig sei. Zudem sei es ratsam mit den Personen vorher die Prioritäten und zeitlichen Ressourcen abzuklären. Sie erwähnt, dass der Film nie genau so werden würde, wie man es sich zu Beginn vorstellt. Der Film habe seinen ganz eigenen Charakter deswegen erhalten, da sich verschiedenste Menschen mit ihrer individuellen Kreativität verwirklichen konnten. Dabei spricht sie auch ihre Rolle als Regisseurin an:

Man darf nicht zu arg an seinen Vorstellungen hängen. Die anderen Teammitglieder müssen sich auch einbringen können.

Bernadette Tshiang Tshiananga
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Durch Anklicken des Buttons „Video laden“ stellen Sie eine Verbindung zu youTube her.
Mehr erfahren

Video laden

Hier geht es zum Film auf YouTube

Tipps für die Bachelorarbeit

  • Möglichst früh anfangen
  • Einen guten Zeitplan machen
  • Alles genau mit den Professor:innen abklären
  • Viel mit Leuten reden, um andere Einblicke erlangen zu können
  • Spaß haben

Bevor man sich für ein Thema oder ein Projekt entscheidet, solle man lieber lange überlegen, um dann auch etwas zu machen, an dem man Spaß habe. Wenn man vorhabe ein filmisches Projekt umzusetzen, empfiehlt Bernadette, sich gut vorzubereiten, indem man zum Beispiel ein Storyboard und einen Drehplan macht. „Deadlines einzuhalten ist sehr wichtig“, betont sie schmunzelnd. Daher sollte auch der Termin bei der Anmeldung der Arbeit strategisch gewählt werden:

Erst dann die Thesis anmelden, wenn man sich schon relativ gut mit dem Thema auskennt.

Bernadette Tshiang Tshiananga

Nach dem Studium

Nach dem Abschluss spielte Bernadette zunächst mit dem Gedanken, sich in Richtung Animation zu spezialisieren. Jedoch gäbe es in Deutschland kaum Master-Studiengänge zu dem Thema. Daher betätigte sie sich erst einmal als Illustratorin und arbeitete an der Hochschule Karlsruhe in der Öffentlichkeitsarbeit. Nachdem sie zwei Jahre lang gearbeitet hatte, beschloss sie den Master-Studiengang Creative Direction an der Hochschule Pforzheim zu studieren. Denn auch Regie und Teamleitung hätten ihr während des Studiums viel Spaß gemacht. Mit der Weiterbildung möchte sie „wieder den Kopf anstrengen“ und ihren Horizont erweitern. Sie könne nun auch mehr Wissen über die Medien-Branche erlangen. Nun die Master-Thesis bei einem Unternehmen zu schreiben, fände sie auch gut, statt einfach „ins Blaue hinein Kunst zu machen“.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl bei der Bachelorarbeit als auch bei anderen umfangreichen Projekten und „Mammutaufgaben“ die Planung von größter Wichtigkeit ist. Bei der Umsetzung eines Filmes sind für den Erfolg die Zusammenarbeit und Kooperation im Team von entscheidender Bedeutung. Zudem sollte gerade bei künstlerischen Projekten der Spaß nicht vergessen werden, um voller Kreativität arbeiten zu können.

Abschließend möchte ich mich bei Berni für die Zeit des Interviews und die spannenden Antworten bedanken!

Weitere Beiträge zu den Themen Bachelorarbeit und Animation:

Bildquellen

Alle grafischen Inhalte des Beitrags sind von Bernadette Tshiang Tshiananga.