Studentenleben

#bodypositivity – „Steh zu deinem Körper!“

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#bodypositivity – „Steh zu deinem Körper!“

Dehnungsstreifen werden zu „tiger stripes“ und Cellulite wird mit dem Hashtag „celluLIT“ versehen. Auch das Zeigen von Speckfalten, Pickeln oder unrasierten Beinen wird immer mehr zum Trend auf Social Media, vor allem auf der Plattform Instagram. Mittlerweile sind mehr als sechs Millionen Beiträge mit dem Hashtag #bodypositivity versehen.

Woher kommt #bodypositivity?

Der Ursprung der #bodypositivity liegt weiter in der Vergangenheit als man glaubt. Bereits im 19. Jahrhundert kämpften die Frauen gegen das vorherrschende Schönheitsideal einer schmalen Taille. Durch das Ablegen eines Korsetts forderten sie die Akzeptanz unterschiedlichster Körperformen.

Im Jahr 1967 demonstrierten 500 stark übergewichtige Menschen in den USA gegen die Diskriminierung ihresgleichen, beispielsweise in der Gesundheitsversorgung. Man spricht hier auch von der „Fat Acceptance“-Bewegung.

Daraus bildete sich in den letzten Jahren die „Body Positivity“-Bewegung. Der Grundgedanke dahinter ist es, einen Raum sowie Akzeptanz für Körper zu schaffen, die nicht den Normen der Gesellschaft entsprechen und dadurch strukturell diskriminiert werden. Man spricht von struktureller Diskriminierung, wenn beispielsweise die betroffene Person für Kleidungseinkäufe in spezielle Läden für große Größen gehen muss. Aber auch mit Vorurteilen wie, „Dicke sind faul und undiszipliniert“ oder „Dicke sind selbst schuld an ihrem Übergewicht, wenn sie nur wollten, könnten sie abnehmen“, haben sie immer wieder zu kämpfen.

Ein Match auf Tinder schrieb mir mal, es könne ja nicht sein, dass ich regelmäßig Sport mache, dann würde ich ja anders aussehen.

Instagram: @wenigstenseinhuebschesgesicht

Auf der Instagram Seite „wenigstenseinhuebschesgesicht“, erzählen Betroffene von ihren Fatshaming-Geschichten.

In den letzten Jahren wurde die Bewegung in den sozialen Medien immer präsenter. Das Hashtag #bodyposivity wird nun nicht mehr ausschließlich von Menschen mit mehr Gewicht genutzt. Immer mehr Personen verwenden das Hashtag zum Präsentieren ihrer selbsternannten Makel, wie Dehnungsstreifen. Aber hat das noch etwas mit der Bewegung, dem Aufmerksam machen von Diskriminierung Übergewichtiger zu tun?

Mehr Druck als Akzeptanz

Illustration 1: Frau mit Dehnungsstreifen

Mittlerweile wird #bodypositivity, wie bereits oben erwähnt, auch in einem anderen Kontext verwendet. Er fordert den Menschen auf, den eigenen Körper zu lieben. Im Grunde ist es mehr als nur eine Aufforderung, eher ein Muss. Da baut sich ein enormer Druck auf, sich immer schön zu finden und mit seinem Körper zufrieden zu sein. Manchmal gelingt es einem ohne Probleme. Man macht sich fertig, zieht sich an, geht raus und fühlt sich einfach gut.

Doch jeder kennt die Tage an denen man sich am liebsten im Bett verkrümeln möchte, den ganzen Tag nur Netflix schauen und am besten an keinem Spiegel vorbeikommen will. Da bekommt man von den Postings auf Social Media nur ein schlechtes Gewissen. Denn den Anspruch den eigenen Körper super zu finden, fällt einem an solchen Tagen schwerer.

Aus dem Zwang heraus seinen Körper lieben zu müssen, ist eine neue Bewegung entstanden – „Body Neutrality“. Diese hat das Ziel, den eigenen Körper „nur“ zu akzeptieren. Besonders im Fokus stehen hierbei die inneren Werte und dass der Körper nur als Hülle angesehen wird. Insofern darf man mit seinem Körper zufrieden sein oder auch nicht, denn erst der Charakter definiert uns. Wie man so schön sagt: „Wahre Schönheit kommt von innen.“

Wie schaffe ich es meinen Körper zu akzeptieren?

Illustration2: Frau vor Spiegel
#1 Sei dankbar für deinen Körper und lerne deinen Blick auf das Positive zu richten

Schreibe dir eine Liste mit Dingen, die du an dir und deinem Körper besonders magst. Dadurch machst du dir bewusst, wozu dein Körper imstande ist und wie viele Gründe es gibt, ihn wertschätzen. Falls du dies einmal vergessen solltest, oder einen schlechten Tag hast, nimm dir die Liste zur Hand und lese sie aufmerksam durch. Danach wird es dir wieder etwas besser gehen.

#2 Verwöhne deinen Körper

Erkenne, was dein Körper mag und ihm guttut, zum Beispiel: Massagen, Spaziergänge oder auch Sport. Nimm dir bewusst Zeit dafür und schenke deinem Körper die Aufmerksamkeit, die er braucht. Er wird dir dafür danken und du wirst dich besser fühlen.

#3 Vergleiche deinen Körper nicht mit anderen

Egal ob auf der Plakatwerbung, in einem Film oder auf Social Media. Überall sieht man die scheinbar perfekten Körper. Versuche diesen Content nicht zu sehr an dich heranzulassen und betrachte ihn mit Abstand. Werde dir bewusst, dass Instagram und Co. nicht die reale Welt wiedergeben. Solltest du bei manchen Profilen, beispielsweise auf Instagram, dauerhaft ein schlechtes Gefühl bekommen, solltest du ihnen entfolgen. Bewusste Pausen von Social Media können auch helfen.  

#4 Entwickle eine Self-Care Routine

Bau dir in deinen Alltag Zeit für dich ein. Nimm dir zum Beispiel morgens zehn Minuten Zeit um zu meditieren. So sammelst du Kraft und Energie für den Tag. Eine weitere Möglichkeit ist es, abends vor dem Einschlafen noch einmal den Tag Revue passieren zu lassen. Mach dir währenddessen Notizen über die Dinge, für die du dankbar bist. Dabei müssen es nicht viele sein. Es reicht auch schon eine Kleinigkeit. Ein Beispiel für das man dankbar sein kann: „Heute bin ich dankbar für meinen gesunden Körper.“ Dadurch lernst du deinen Blick auf das Positive zu richten.

#5 Löse Glaubenssätze

Glaubenssätze sind unterbewusste Lebensregeln, die unser Handeln unterbewusst beeinflussen. Nimm dir Zeit und finde deine Glaubenssätze heraus. Schon allein das Wissen über deine eigenen Glaubenssätze können dir dabei helfen sie zu lösen und deine Sicht auf dich selbst zu verändern.

Hier findest du weitere Informationen zum Thema Glaubenssätze.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich über die „Body Positivity“-Bewegung sagen, dass sie einiges ins Rollen gebracht hat und die Gesellschaft auf die Vielfalt aller Körper aufmerksam macht. Heutzutage schreiten nicht nur Zero-Size Models über die Laufstege oder sind in der Werbung zu sehen. Immer mehr sieht man kurvige Models für ein bisschen mehr Realität. Anstatt den Körper verändern zu wollen, Narben zu verstecken und den Bauch einzuziehen, gilt es, sich so zu lieben, wie man ist.

„Body Neutrality“ versucht den Druck zur Selbstliebe zu nehmen und fokussiert sich auf die Annahme des eigenen Körpers: „Es ist okay so wie ich bin!“. Viel wichtiger ist daher auf Charaktereigenschaften und Persönlichkeit zu achten, denn das macht einen Menschen wirklich aus. Daher sollten wir wieder lernen, uns auf die inneren Werte zu fokussieren!

Weitere Interessante Beiträge zu dem Thema #bodypositivity:

(1) VICE: Ist die Body-Positivity-Bewegung nichts für schlanke Menschen?

(2) ze.tt: Body Neutrality: Muss ich mich und meinen Körper wirklich abfeiern?

(3) Silvi Carlsson – der Missbrauch von Body Positivity auf Social Media