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Homeoffice am Strand? Das sind Digitale Nomaden

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Homeoffice am Strand? Das sind Digitale Nomaden

Der ein oder andere mag schon einmal von ihnen gehört haben – sogenannte „Digitale Nomaden“. Von einem orstunabhängigen Lebensstil, Arbeiten am Laptop während des Reisens und von permanenten Ortswechseln ist die Rede. Möglicherweise stehst du gerade vor dem Studium oder hast es bereits beendet und nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Erst mal Work and Travel? Direkt mit dem Arbeiten anfangen oder vielleicht hast du bereits von der digitalen Nomadenszene gehört und möchtest dich daran versuchen? Bevor du dich direkt in den nächsten Flieger setzt mit dem Laptop im Gepäck, erfährst du hier was es mit dem „Home Office am Strand“ auf sich hat.

Wer und was sind digitale Nomaden?

Weniger, aber produktiver arbeiten. Arbeit verrichten, welche sich nicht nach Arbeit anfühlt. Das sei der Schlüssel zum Glück, wie es Bestseller Autor Tim Ferris in seinem Buch „Die 4 Stunden Woche“ schreibt. Von den sogenannten „neuen Reichen“ ist die Rede. Nach dem Motto

Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben

zu einem erfüllten Leben. Dies scheint auch das Motto für die digitale Nomadenbewegung zu sein.

Digitale Nomaden wollen ortsunabhängig sein, sie möchten die Welt bereisen und sich dabei ihren Lebensunterhalt während des Reisens verdienen. Dafür benötigen sie nur einen Laptop mit Internetzugang und arbeiten rein digital von wo auch immer sie möchten. Heute noch am Strand von Bali und morgen schon im Coworking Space in Kuala Lumpur. Solch ein Lebensziel ist wohl für viele nur ein Traum, welcher spätestens dann endet, wenn der Wecker morgens um sieben Uhr klingelt. Doch digitale Nomaden wollen diesen Traum Wirklichkeit werden lassen und setzen dabei auf Verdienstmöglichkeiten, welche keinen festen Arbeitsplatz voraussetzen.

Wie verdienen digitale Nomaden ihren Lebensunterhalt?

Digitale Nomaden sind meistens Selbständige und führen beispielsweise Jobs in der Programmierung, im Web-Design oder als Texter aus. Als „Freelancer“ bzw. freie Mitarbeiter nehmen sie dabei Jobs für Auftraggeber an, welche ausschließlich ortsunabhängig bearbeitet werden können. An solche Jobs kommt man beispielsweise über Portale für Freelancer, wie upwork.com oder twago.de.

Das Schreiben eines eigenen Online Blogs und der Verkauf digitaler Produkte, wie E-Books über die Reichweite des Blogs, ist ebenfalls ein weit verbreitetes Modell für digitale Nomaden, um ortsunabhängig Geld zu verdienen. Interessanterweise werden dabei oftmals E-Books und Online Kurse verkauft, welche angehenden digitalen Nomaden beibringen sollen, wie sie es selbst schaffen können ortsunabhängig und ohne feste Arbeitszeiten, um die Welt zu reißen.

Nur die wenigsten digitalen Nomaden finanzieren sich ihren Lebensstil mithilfe eines Angestelltenverhältnisses, da diese in den meisten Fällen ortsgebunden sind. In Deutschland arbeitet ein Großteil der Arbeitnehmer im Büro. Dabei bieten laut aktueller Statistik circa dreißig Prozent der Unternehmen das Arbeiten im Home-Office an. Jedoch meistens nur in Teilzeit und nicht in Vollzeit. Aufgrund der aktuellen Corona Situation gehen aber viele Experten davon aus, dass in Zukunft der Anteil an Remote Arbeit noch stark ansteigen wird, da viele Unternehmen sich jetzt eine funktionierende Remote Infrastruktur aufbauen müssen und feststellen, dass diese Art von Vertrauensarbeit ganz gut funktioniert. Diese Entwicklung kommt natürlich auch digitalen Nomaden entgegen. Digitale Nomaden, welche ein Angestelltenverhältnis suchen, haben dabei als Programmierer auf dem Arbeitsmarkt die größten Erfolgschancen einen Job zu finden, der zu hundert Prozent Remote ausgeführt werden kann.

Mit Laptop und Zugang zum Internet geht’s um die Welt

Verdienstmöglichkeiten in der digitalen Nomadenszene

Freelancing

Verdienstmöglichkeit 1: Freelancing

Blogging

Verdienstmöglichkeit 2: Blogging

Angestelltenverhältnis

Verdienstmöglichkeit 3: Angestelltenverhältnis in Remote

Hört sich doch gar nicht so schlecht an dieses digitale Nomadentum, oder? Arbeiten wo und wann man will, die Welt bereisen, frei sein…? „Da buche ich direkt den nächsten Flug nach Bali und beginne als Freelancer zu arbeiten!“ werden sich nun manche denken. Mal davon abgesehen, dass die aktuelle Situation sowieso derzeit keine internationalen Reisen ermöglicht, ist auch außerhalb von Krisenzeiten das Leben nun mal kein Ponyhof. Die „Sonnenseite“, wie sie auf den Travel Blogs der digitalen Nomaden beschrieben wird, ist meistens eben nur eine ideale Realität, welche für die meisten leider nicht existiert.

Was sie euch nicht sagen…

Möchte man sich sein Einkommen als Freelancer verdienen, hat man natürlich nicht von heute auf morgen die Auswahl hunderter Firmen, welche einem mit gut bezahlten Aufträgen überhäufen. Im Gegenteil, man muss sich sein Image als verlässlicher Dienstleister erst einmal erarbeiten. Dafür braucht man neben dem nötigen Know-How in einem speziellen Fachgebiet, auch ein ansprechendes Portfolio und guten Referenzen. Reist man los und beginnt gleichzeitig mit seiner Existenz als Selbständiger, wird es wohl ziemlich schwierig, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und gleichzeitig noch die Freiheit zu haben währenddessen zu reisen. Oftmals muss man gerade zu Beginn, bis man sich eine gute Reputation auf den Freelance Portalen erarbeitet hat, einen Großteil seiner Zeit investieren. Dabei muss man oftmals sogar noch mehr Zeit investieren als ein Angestellter. Was hat man dann noch vom Reisen, wenn man dann sowieso den ganzen Tag vor dem Laptop sitzen muss?

Niedriglohnländer als Hebel für digitale Nomaden

Auf ihren Blogs schreiben digitale Nomaden immer wieder darüber, wie man Kosten senken kann, indem Länder mit niedrigen Lebenshaltungskosten, wie beispielsweise Indonesien oder Indien, bereist werden. Somit muss man dort also weniger verdienen, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, als beispielsweise in einem europäischen Land.

Die deutsche Staatsbürgerschaft als Privileg und Alleinstellungsmerkmal

Dadurch nutzen digitale Nomaden die hohen Gehälter aus einem westlichen Land, um in Niedriglohnländern zu leben. Das Einkommen läuft dann meistens über ein Gewerbe im Heimatland, oder manche verlagern dieses sogar in ein Land mit niedrigeren Steuersätzen, um noch zusätzlich Steuern einzusparen.

Sollte der erhoffte Lebensstil einmal nicht mehr funktionieren, ist dies natürlich kein Problem, man fliegt einfach wieder zurück ins Heimatland. Dort erwartet einen eines der besten Versorgungsnetze der Welt, wo der Arbeitsmarkt und das Sozialsystem einen wieder auffangen. In gewisser Weise ist also die deutsche Staatsbürgerschaft ein Privileg, welches diesen Lebensstil ermöglicht. Wäre dieser Lebensstil einer Person aus einem Niedriglohnland möglich? Wohl eher nicht.

Nicht jeder kann es schaffen.

Das Leben als digitaler Nomade mag zwar auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, dennoch ist dieser Lebensstil wohl nicht für jeden geeignet. Die meisten scheitern und nur wenige schaffen den Sprung ins Leben am Strand. Bei ständigen Ortswechseln sind die Ablenkungen groß und die Arbeitsbedingungen schwanken stark. So möchten die meisten doch lieber die Strände der Welt erkunden, anstatt den ganzen Tag in Bibliotheken oder in Coworking Spaces abzuhängen. Eine hohe Selbstdisziplin ist gefordert und die meisten kommen nach mehreren Wochen oder Monaten Reisen mit leerem Geldbeutel nach Deutschland zurück, jedoch auch mit neuer Lebenserfahrung und Erkenntnissen.

Quellen

Kommentar: Was dir die digitalen Nomaden nicht verraten | Weltreiseforum: Langsam reisen in Asien und der Welt (2013) https://weltreiseforum.com/blog/kommentar-was-dir-die-digitalen-nomaden-nicht-verraten/

Multilokal: Digitale Nomaden werden erwachsen (2015). https://www.citizencircle.de/digitale-nomaden-multilokal/

Digitale Nomaden: Vier Stunden, mehr nicht! (2016). Online verfügbar unter https://www.zeit.de/2016/06/digitale-nomaden-arbeit-arbeitszeit-home-office-schiff/komplettansicht

Digitale Nomaden Kritik – 12 Kritikpunkte am ortsunabhängigen Arbeiten (2017). Online verfügbar unter https://www.unaufschiebbar.de/ortsunabhaengig-arbeiten/digitale-nomaden-kritik/

Digitale Nomaden: Die 5 Top-Berufe für ortsunabhängiges Arbeiten (2017). Online verfügbar unter https://t3n.de/news/digitale-nomaden-5-top-berufe-847120/

Homeoffice als Standard – aktuelle Zahlen zur Verbreitung (2017). Online verfügbar unter https://www.karrierefuehrer.de/blog/homeoffice-unternehmen-zahlen.html

Zwischen Sinnkrise und Aufbruch: Eine Kritik zur digitalen Nomadenszene (2017). Online verfügbar unter https://wirelesslife.de/aufbruch/

Digitale Nomaden: So kannst du überall leben & arbeiten! (2020). Online verfügbar unter https://www.planetbackpack.de/digitale-nomaden-jobs/

Bildquellen

Bild 1: https://www.pexels.com/photo/woman-in-yellow-shirt-sitting-on-brown-wooden-folding-chair-on-beach-3785612/

Bild 2: https://unsplash.com/photos/uE2T1tCFsn8

Bild 3: Eigene Darstellung mit Canva

Bild 4: https://www.pexels.com/photo/round-black-chronograph-watch-on-table-near-germany-passport-an-banknote-on-table-1438863/