Studium

Auf dem Weg in die Lehre – Christina Miclau im Porträt

Christina Miclau in der Natur
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Auf dem Weg in die Lehre – Christina Miclau im Porträt

Christina Miclau – die junge Doktorandin, die Heavy Metal hört und Ukulele spielt. Hier im Artikel erfahrt ihr, wieso die akademische Mitarbeiterin der Hochschule Offenburg sieben Sprachen spricht und wie sie an die Hochschule Offenburg kam – und weshalb sie blieb.

Sie wird Lehrerin

Geboren und aufgewachsen ist Christina Miclau in Rastatt. Als zweite Tochter rumänischer Eltern aus Timișoara, dem Zentrum der Region Banat, die viele Kulturen vereint und mit einer sehr großen Verwandtschaft in Rumänien, ist die jetzt 29 Jährige dreisprachig aufgewachsen – auf Serbisch, Rumänisch und Deutsch. Die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen hätten ihr alle etwas mitgegeben und sie geprägt, sagt sie. Sie sei stolz auf ihren Hintergrund, denn sie sei jetzt nicht nur unglaublich anpassungsfähig – die unterschiedlichen Kulturen haben ihr auch eine zweite Heimat gegeben. Außerdem kann sie deswegen ganz nebenbei, spielend leicht neue Sprachen lernen. Dazu gehören unter anderem Französisch, Italienisch, Englisch und Spanisch; letzteres eignete sie sich durch das Schauen von Serien an.

Christina Miclau im Portrait

Schon von klein auf war für Frau Miclau klar, dass sie einmal Lehrerin werden möchte. Sie hätte das in den Genen, meinte ihre Mama, die selbst Erzieherin ist und deren Mutter schon Lehrerin war. Erfahrung sammelt Frau Miclau auf jeden Fall reichlich.

Bereits in der Grundschule gab sie ihren Mitschüler*innen Nachhilfe im Unterricht. Später im Gymnasium übernahm sie hin und wieder freiwillig Doppelstunden für ihre Geschichtslehrerin, half bei der Hausaufgabenbetreuung und gab im Rahmen des Projektes „Peer Group“ drei Jahre lang für 7. Klässler der eigenen Schule Aufklärungsunterricht. Christina Miclau war also auf dem besten Weg in Richtung Lehramt.

Doch es kam erst einmal anders …

Der erste Kontakt zur Wirtschaft

In der 12. Klasse entschied sich Christina Miclau dazu, eine Seminararbeit im Fach Wirtschaftskunde zu schreiben. Das Thema fand sie sehr interessant, allerdings sagt sie lachend:  „Schreiben hat mir noch nie gefallen. Hätte ich da gewusst, dass ich noch eine Bachelor-Thesis, eine Master-Thesis und jetzt noch eine Doktorarbeit schreibe, hätte ich gesagt: Du hast ’nen Vogel!“.

Nach dem Abitur folgte ein Praktikum im Bereich Einkauf eines Pharma-Unternehmens. Diese Arbeit machte ihr so Spaß, dass sie sich für ein Studium der BWL bewarb – unter anderem an der HS Offenburg.

Ihr Studium an der HS Offenburg

Bachelor BW Logistik und Handel

Christina Miclau war begeistert von Gengenbach. Sie sagt von sich selbst: „Ich bin kein Mensch, der Massen mag“. Deshalb wollte sie an eine kleine Hochschule. Außerdem ging der Studiengang BW Logistik und Handel genau in die richtige Richtung für sie. Im Jahr 2011 startete sie also ihren Bachelor an der HS Offenburg.

Durch ihre Bachelor-Thesis kam sie in Berührung mit dem CXT-Labor und der Emotionspsychologie, welche sie schon lange fasziniert. Sie entwickelte einen Leitfaden für die Analyse der Körpersprache in Bezug auf Einkaufserlebnisse im Lebensmitteleinzelhandel. Betreut wurde sie dabei von Professorin Andrea Müller, die ihr eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft im CXT-Labor anbot, sofern sie den Master auch noch an der HS Offenburg machen würde.

Näheres über die Rolle der Emotionen im Handel gibt es übrigens im Newsroom-Artikel „Psychologie im Handel – Wie der Konsument beeinflusst wird“ zu finden.

Christina Miclau im CXT-Labor in Gengenbach
Christina Miclau im CXT-Labor

Der Wunsch, Lehrerin zu werden, ist nie ganz gewichen. Durch das Studium merkte sie, wie sehr sie es vermisst, mit Jüngeren zu arbeiten. Deshalb war ihr klar: „Ich mach den Master und geh dann in die Lehre“.

Master BW mit Schwerpunkt Marketing und Lean Production

Man fragt sich jetzt vielleicht, was das Thema Lean Production mit ihrem Interesse für Emotionen zu tun hat. Auf den ersten Blick gar nichts, bestätigt sie lachend im Interview. In Lean ginge es darum, Prozesse so schlank wie möglich zu machen. Für sie seien aber immer schon die emotionalen Aspekte des Lean am spannendsten gewesen. Deshalb habe sie sich auf Themen rund um den Menschen konzentriert, wie zum Beispiel die Ergonomie oder die psychische und physische Entlastung durch Reduzierung der Laufwege.

„Ich fand gerade den Aspekt super interessant, weil ich den Lean-Faktor immer emotional betrachtet habe.“

Christina Miclau

Die Master-Thesis konnte Christina Miclau dann im Jahr 2017 wieder bei Professorin Müller schreiben. Dieses Mal zum Thema Stimmanalyse. Im Laufe dieser Zeit entstand bei ihr der Wunsch, zu promovieren, um in die Lehre gehen zu können. Frau Müller stellte sie deshalb als akademische Mitarbeiterin ein. So konnte Christina Miclau an Forschungsprojekten mitarbeiten, bis sich ein Thema für ihre Dissertation ergeben würde.

Die Promotion

Seit 2021 ist Christina Miclau für die Untersuchung der emotionalen Wirkung von öffentlichen Bildungseinrichtungen offiziell als Doktorandin angestellt und arbeitet unter der Betreuung von Professor Bernhard Denne in Zusammenarbeit mit der PH Freiburg an ihrer Dissertation.

Nerven hat sie ihre Doktorarbeit bereits gekostet, bevor es überhaupt los ging. Eineinhalb Jahre schrieb sie an ihrem Exposé. „Warum machst du das?“, wird sie gefragt. „Ich mach es für mich und weil ich es kann“, hatte sie damals geantwortet. Und lachend fügt sie in unserem Interview hinzu: „Und vor allem: ich will einfach in die Lehre!“

Nun, da sie offiziell als Doktorandin eingestellt ist, hat sie ein gutes Gefühl. Es scheint, als könnte sie ihr Ziel jetzt erreichen. Durch das häufige Auf und Ab kennt sie aber Zweifel an sich und dem Thema Promotion nur zu gut.  Doch wie geht sie mit solchen Momenten um, wenn die Motivation verloren geht?

„Ich versuche, achtsam zu sein, zu verstehen, was gerade in mir vorgeht. […] Ich bin der Meinung: Heul ruhig mal rum, reg dich mal auf, lass es mal raus. […] Aber dann muss man sich wieder fassen und nachdenken.“

Christina Miclau

Sie überlegt sich: „Wo will ich hin und […] wenn ich es nicht mache, was ist dann die Alternative?“. Christina Miclau ist sich sicher: Sie will als Professorin in die Rente gehen. Das war es, was sie schlussendlich immer angetrieben hat, weiterzumachen und zu sagen: „Jetzt reiß dich mal zusammen, das Leben ist nicht so schlimm.“

Ihre Tätigkeit an der HS Offenburg

Seit 2017 arbeitet Frau Miclau als Akademische Mitarbeiterin an der Hochschule in Offenburg. So arbeitet sie neben ihrer Doktorarbeit als:

  • Technische Leitung des CXT-Labors: Lehre in wechselnden Vorlesungen, Betreuung der wissenschaftlichen Hilfskräfte, Betreuung von Abschlussarbeiten, Vorlesungs- und Studierendenprojekten, Testings
  • Studiengangskoordinatorin des berufsbegleitenden Masters „Digitales Management und E-Commerce“: Ansprechpartnerin, Organisation und Koordination
  • Projektleitung des ZIM-Projekts „EmoCare“: Organisation und Koordination, Thema Mimik- und Gestenanalyse, Planung der Testings
Christina Miclau an der International Conference of Human-Computer Interaction in Orlando (2019)
Frau Miclau präsentiert an der HCI Konferenz in Orlando (2019)

EmoCare

Unter EmoCare verbirgt sich ein Projekt zur Entwicklung eines sozialen Robotic Systems zur Unterstützung der Pflegekräfte. Dieses System soll eingesetzt werden, um Mimik, Gestik und Stimme der Patient*innen zu tracken und auszuwerten. Dadurch soll eine Priorisierung für die Pflegekräfte ermöglicht werden.

So schafft sie sich einen Ausgleich

Vor allem während der Pandemie ließ Frau Miclau alte Hobbies wieder aufleben. Diese geben ihrem Alltag Struktur und erlauben es ihr, Zeit mit sich selbst zu verbringen. Sie zeichnet zum Beispiel gerne, findet Balance durch Yoga und ist begeistert von Fotografie. Eine kleine Auswahl davon seht ihr hier. Wenn ihr mehr sehen wollt, dann schaut auf ihrem Instagram-Kanal (@micces) vorbei.

Musik gehört in ihr Leben

Musik war schon immer Teil ihres Lebens und hilft ihr bis heute, ihre Emotionen zu verarbeiten. Viele würden das nicht denken, meint Frau Miclau, aber sie wäre in der Rock-Szene zu Hause. Durch ihren Papa ist sie mit AC/DC aufgewachsen. Später als Jugendliche hatte sie sogar eine starke Metal- und Punk-Rock-Phase. Diese Musik begleitet sie weiterhin.

Gerade in Coronazeiten hat sie wieder angefangen, Instrumente zu spielen. So nimmt sie sich regelmäßig ihre Ukulele zur Hand oder setzt sich neuerdings ans Klavier und spielt einfach darauf los. Das schafft einen tollen Ausgleich zu ihrer Arbeit.

Fun Fact

Christina Miclau hat im Alter von 15 Jahren angefangen, Standard und Latein zu tanzen. Dafür hat sie eine große Leidenschaft entwickelt. Sie ist überzeugt, hätte sie damals mit 19 einen Tanzpartner und mehr Zeit gehabt, würde sie heute professionell an Turnieren tanzen.

Christina Miclau vor ihren Gitarren

Christina Miclau in der Lehre

In ihren Vorlesungen versucht Frau Miclau, Inhalte zu übermitteln, die den Studierenden Spaß machen und sie interessieren. Dafür fragt sie extra zu Beginn nach Erwartungen und setzt individuelle Schwerpunkte. So, hofft sie, werde die Vorlesung attraktiver und schaffe einen höheren Mehrwert.

„Irgendwas soll hängenbleiben, wo man sagt: „Cool, das war interessant“[ …] irgendwas, was den Studis später etwas bringt“.

Christina Miclau

Ihr ist Interaktion in den Vorlesungen sehr wichtig. Sie möchte Meinungen austauschen, diskutieren und Beispiele zusammen erarbeiten. Zum einen sei es durch den Austausch leichter, sich Stoff zu merken und zum anderen fördere das die Selbstständigkeit. Der Prozess, sich Dinge selbst zu erarbeiten, sei vor allem für die Zukunft sehr wertvoll, denkt sie.

Das ist ihr Tipp:

Ich fragte Frau Miclau in unserem Gespräch auch speziell nach Tipps für Studentinnen, die ihrem Weg folgen wollen. Diskriminierung auf Grund ihres Geschlechts oder ihres Migrationshintergrundes kenne sie gut. Deshalb meint sie, es sei wichtig, den eigenen Wert zu erkennen. Allgemein rät sie allen Studierenden: „Sei dir dessen bewusst, was du kannst“.

Christina Miclau ist dankbar, dass sie in Professorin Müller eine starke Frau als Mentorin fand, die selbst immer darauf achtet, andere Frauen zu fördern und ihr beispielsweise durch die Übertragung von Verantwortung half, ihren Wert zu erkennen.

Frau Miclau, gibt es etwas, das Sie den Studierenden mitgeben wollen?

„Es ist okay, wenn ihr mal zweifelt oder nicht mehr weiterwisst. Es ist okay, auch mal schlechte Tage zu haben. Es ist okay, auch mal nach Hilfe zu suchen. Versucht, euch dieser Emotion bewusst zu werden und sie zu akzeptieren. Vergleicht eure Gefühlslage niemals mit anderen, denn jeder von uns hat sein eigenes Päckchen zu tragen und jeder von uns ist einzigartig. Wichtig ist nämlich, dass ihr Frieden mit euch selbst schließt – mit euch im Reinen seid.
Glaubt an euch und eure Fähigkeiten und lasst euch nicht unterkriegen; versucht euch jedoch auch für neue Anregungen und für Förderung zu öffnen und lernt, an den Herausforderungen zu wachsen.“

Wie geht es weiter für Christina Miclau?

Erst einmal möchte sie natürlich ihre Promotion abschließen, um irgendwann Vollzeit in der Lehre tätig zu sein. Dafür wird sie nach Beendigung ihrer Dissertation noch eine Weile in der freien Wirtschaft Berufserfahrung sammeln, um dann anschließend eine Professur an einer Hochschule antreten zu können.

Ihr Wunsch ist es, etwas weiterzugeben und dabei trotzdem selbst an Meinungen und Perspektiven dazugewinnen zu können. Für ihre Zukunft sind ihr außerdem Sicherheit und Zufriedenheit sehr wichtig.

Christina Miclau in der Natur

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Bildquellen

Aller persönlichen Bilder wurden von Frau Miclau zur Verfügung gestellt.

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Beitrag 1: freies Bild von Pete Linforth auf Pixabay
Beitrag 2: DKMS
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